Türkenkrieg |
Es ist ein recht interessantes,
18 Folio-Seiten langes Aktenstück aus dem Jahr 1717, das von dem Major der
Henneberg-Schleusinger Landmiliz, Johann Theobald Schneider, handelt, der um
Urlaub und Geld bei seinem Landesherren, Herzog Moritz Wilhelm zu Sachsen,
nachsucht, um an dem Türkenkrieg in Ungarn
im Jahr 1717 teilnehmen zu
können.
Aus Schleusingen, seinem
Ruhesitz, schreibt am 12. April 1717 der 67-jährige Miliz-Major Joh. Theobald Schneider an seinen
Herzog: (Briefe sind v. Verf. gekürzt worden)
„Es ist Hochfürstliche Durchlaucht bekannt – siehe das weiter unten erwähnte Attest des
Feldzeugmeisters v. Erffa – dass ich im Kriegsdienst aufgewachsen bin. Treulich
habe ich Durchlaucht gedient, insbesondere im Türkenkrieg: 4 Schlachten und 3
Belagerungen – Ösen, Fünfkirchen und Belgrad – habe ich mitgemacht. Ich bitte
darum, daß ich noch einmal zu dem Feldzug gegen die Türken einberufen werde,
mich also von meinem hiesigen Amte – Major der hiesigen Landmiliz – zu
entbinden.
Meine jährliche Besoldung von
100 Reichstaler reicht nicht zum Nötigsten, Unentbehrlichen aus. Im Türkenkrieg
hoffe ich einige Feldzüge mitzutun, die
mich finanziell aufbessern sollen. Für mein im Hennebergischen Lande –
Schleusingen – bleibendes Weib und für meinen Sohn, der Student ist, und für
meine Einkleidung bitte ich für die nächsten
zwei Jahre um 200 Taler pro Jahr.“ Schleusinger Schloss aus dem Mittelalter |
Das im Brief an seinen Herzog
erwähnte Attest des General-Feldzeugmeister, Georg Hartmann v. Erffa, lautet:
„Ich bescheinige, daß Herr
Joh. Theobald Schneider, Major über die Miliz im Sachs.-Henneberg-Schleusinger
Lande, bis zum Jahre 1709
Dreihundertzwölf (312) Monate lang Kriegsdienst getan hat und zwar: 15
Monate als Musketier, 6 Monate als Gefreiter, 10 Monate als Corporal , 30
Monate als Fourier, 41 Monate als Proviantmeister und 138 Monate als Leutnant
in dem mir anvertrauten Regiment, dann noch 72 Monate im Dalberg'schen Regiment
als ältester Hauptmann, dabei hat er vielfach die Majorsstelle mit versehen.
Allzeit war Herr Major Schneider ein treuer Mann, der überall ganz seine
Schuldigkeit getan hat: Im Türkenkrieg des Ungarnlandes, im Französischen Krieg
am Rhein, in Bayern und in der Oberpfalz. Tapfer war er bei Sturmangriffen, bei
Belagerung und Eroberung verschiedener Festungen und in den Feldschlachten.
Stets hat er sich so verhalten, daß ihn der Name eines guten Soldaten und eines
verständigen Offiziers zugelegt werden kann und weiteres Avancement (Beförderung) gern vergönnt werden
muß.“
Schlacht um Belgrad 1717 |
Der Brief des Majors Schneider an seinen Landesherren wird am 22.
April 1717 mit einem Brief an die Oberaufsicht in Schleusingen beantwortet.
Drin wird angeordnet, dass die Oberaufsicht
den Major begutachten und darüber
schriftlich an den Herzog berichten soll. Am 22. Mai 1717 schreibt die
Oberaufsicht in Schleusingen an den Herzog:
„Trotz der hohen Verdienste
des Majors Schneider um das Kriegswesen, so will doch der verlangte Vorschuß seiner Besoldung auf 2 Jahre – pro
Jahr 200 Taler - bedenklich fallen, weil er ein Mann bei Jahren – 67
Jahre zählt er - und leichtiglich, ehe
die 2 Jahre zu Ende, sterben könnte. Die Oberaufsicht zu Schleusingen ist gegen den Vorschuß
auf 2 Jahre. Wollten aber Hochfürstliche Durchlaucht dem verdienten Major eine
besondere Gnade erweisen, so bitten wir, ihm eine halbjährige Gage im Voraus
zahlen zu wollen.“
Die von der Oberaufsicht in
Schleusingen vorgeschlagene „besondere Gnade“ ist dem Miliz-Major Schneider auch
vom Herzog erwiesen worden, was so auch in einem Brief Herrn Schneider mitteilt wurde. Damit ist dieser aber nicht
zufrieden gestellt und er schreibt noch 2 Briefe an seinen Landesherren. Der
letzte Brief lautet:
Tod im Bett |
„Ich bin ein 67jähriger
Kriegsmann, habe langjährige treue Dienste gegen Türken und Franzosen getan, habe Leib, und Leben, Gut und Blut
geopfert. Ich bitte dringend um die volle Gage (200 Taler). Ich verpfände
meinem Fürsten mein Haus, das einen Wert von 1200 Taler hat. Sollte ich aus dem
Türkenkrieg nicht zurück kehren, so möge der Landesherr die Summe, die er mir im voraus zu viel bezahlt, durch den
Verkauf des Hauses einziehen.“
Am 13. Juli 1717 schreibt der
Landesherr, Herzog Moritz Wilhelm von der Moritzburg an der Elster, an die Oberaufsicht
in Schleusingen:
„Es bleibt bei der
halbjährigen Gage im Voraus. Die Oberaufsicht mag den Major Schneider in diesem Sinne
bescheiden. Und wenn er sich nicht dabei beruhigen will, so soll die
Oberaufsicht es ihm freistellen, es zu halten wie es ihm gefällig sein möchte.“
Major Schneider bekam also, wie
von der Oberaufsicht vorgeschlagen, nur
50 Taler Vorschuss. Dafür zog er allerdings nicht in den Türkenkrieg nach Ungarn. Er soll schon 1 Jahr später, wie
von der Oberaufsicht befürchtet, in Schleusingen
in seinem Bett gestorben sein.
Quelle:
Nach Akten im Staatsarchiv Magdeburg
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