Mittwoch, 26. Dezember 2018

Ein Schleusinger Major will in den Krieg (von C.A.)



Türkenkrieg
Es ist ein recht interessantes, 18 Folio-Seiten langes Aktenstück aus dem Jahr 1717, das von dem Major der Henneberg-Schleusinger Landmiliz, Johann Theobald Schneider, handelt, der um Urlaub und Geld bei seinem Landesherren, Herzog Moritz Wilhelm zu Sachsen, nachsucht, um an dem Türkenkrieg in Ungarn  im Jahr 1717  teilnehmen zu können.

Aus Schleusingen, seinem Ruhesitz, schreibt am 12. April 1717 der 67-jährige Miliz-Major  Joh. Theobald Schneider an seinen Herzog: (Briefe  sind v. Verf. gekürzt worden) 

„Es ist Hochfürstliche Durchlaucht bekannt – siehe das weiter unten erwähnte Attest des Feldzeugmeisters v. Erffa – dass ich im Kriegsdienst aufgewachsen bin. Treulich habe ich Durchlaucht gedient, insbesondere im Türkenkrieg: 4 Schlachten und 3 Belagerungen – Ösen, Fünfkirchen und Belgrad – habe ich mitgemacht. Ich bitte darum, daß ich noch einmal zu dem Feldzug gegen die Türken einberufen werde, mich also von meinem hiesigen Amte – Major der hiesigen Landmiliz – zu entbinden.
Meine jährliche Besoldung von 100 Reichstaler reicht nicht zum Nötigsten, Unentbehrlichen aus. Im Türkenkrieg hoffe ich einige Feldzüge  mitzutun, die mich finanziell aufbessern sollen. Für mein im Hennebergischen Lande – Schleusingen – bleibendes Weib und für meinen Sohn, der Student ist, und für meine Einkleidung bitte ich für die nächsten  zwei Jahre um 200 Taler pro Jahr.“ 

Schleusinger Schloss aus dem Mittelalter
Das im Brief an seinen Herzog erwähnte Attest des General-Feldzeugmeister, Georg Hartmann v. Erffa,  lautet:
„Ich bescheinige, daß Herr Joh. Theobald Schneider, Major über die Miliz im Sachs.-Henneberg-Schleusinger Lande, bis zum Jahre 1709  Dreihundertzwölf (312) Monate lang Kriegsdienst getan hat und zwar: 15 Monate als Musketier, 6 Monate als Gefreiter, 10 Monate als Corporal , 30 Monate als Fourier, 41 Monate als Proviantmeister und 138 Monate als Leutnant in dem mir anvertrauten Regiment, dann noch 72 Monate im Dalberg'schen Regiment als ältester Hauptmann, dabei hat er vielfach die Majorsstelle mit versehen. Allzeit war Herr Major Schneider ein treuer Mann, der überall ganz seine Schuldigkeit getan hat: Im Türkenkrieg des Ungarnlandes, im Französischen Krieg am Rhein, in Bayern und in der Oberpfalz. Tapfer war er bei Sturmangriffen, bei Belagerung und Eroberung verschiedener Festungen und in den Feldschlachten. Stets hat er sich so verhalten, daß ihn der Name eines guten Soldaten und eines verständigen Offiziers zugelegt werden kann und weiteres Avancement  (Beförderung) gern vergönnt werden muß.“ 

Schlacht um Belgrad 1717
Der Brief des Majors  Schneider an seinen Landesherren wird am 22. April 1717 mit einem Brief an die Oberaufsicht in Schleusingen beantwortet. Drin wird angeordnet, dass  die Oberaufsicht den Major begutachten und  darüber schriftlich an den Herzog berichten soll. Am 22. Mai 1717 schreibt die Oberaufsicht in Schleusingen an den Herzog:
„Trotz der hohen Verdienste des Majors Schneider um das Kriegswesen, so will doch der verlangte  Vorschuß seiner Besoldung auf 2 Jahre – pro Jahr 200 Taler -   bedenklich  fallen, weil er ein Mann bei Jahren – 67 Jahre zählt er -  und leichtiglich, ehe die 2 Jahre zu Ende, sterben könnte. Die Oberaufsicht  zu Schleusingen ist gegen den Vorschuß auf 2 Jahre. Wollten aber Hochfürstliche Durchlaucht dem verdienten Major eine besondere Gnade erweisen, so bitten wir, ihm eine halbjährige Gage im Voraus zahlen zu wollen.“ 

Die von der Oberaufsicht in Schleusingen vorgeschlagene „besondere Gnade“ ist dem Miliz-Major Schneider auch vom Herzog erwiesen worden, was so auch in einem Brief Herrn Schneider  mitteilt wurde. Damit ist dieser aber nicht zufrieden gestellt und er schreibt noch 2 Briefe an seinen Landesherren. Der letzte Brief lautet:
Tod im Bett
„Ich bin ein 67jähriger Kriegsmann, habe langjährige treue Dienste gegen Türken und Franzosen  getan, habe Leib, und Leben, Gut und Blut geopfert. Ich bitte dringend um die volle Gage (200 Taler). Ich verpfände meinem Fürsten mein Haus, das einen Wert von 1200 Taler hat. Sollte ich aus dem Türkenkrieg nicht zurück kehren, so möge der Landesherr die Summe, die er  mir im voraus zu viel bezahlt, durch den Verkauf des Hauses einziehen.“ 
Am 13. Juli 1717 schreibt der Landesherr, Herzog Moritz Wilhelm von der Moritzburg an der Elster, an die Oberaufsicht in Schleusingen:
„Es bleibt bei der halbjährigen Gage im Voraus. Die Oberaufsicht mag den Major Schneider in diesem Sinne bescheiden. Und wenn er sich nicht dabei beruhigen will, so soll die Oberaufsicht es ihm freistellen, es zu halten wie es ihm gefällig sein möchte.“ 

Major Schneider bekam also, wie von der Oberaufsicht vorgeschlagen, nur 50 Taler Vorschuss. Dafür zog er allerdings nicht in den Türkenkrieg nach Ungarn. Er soll schon 1 Jahr später, wie von der Oberaufsicht  befürchtet, in Schleusingen in seinem Bett gestorben sein.






Quelle: Nach Akten im Staatsarchiv Magdeburg


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen