Freitag, 31. März 2017

Die alte Kupferstraße - in der Frühzeit von Skandinavien über den Thüringer Wald nach Rom?


Europa im Mittelalter
Genau als solch eine Kontinentalstraße wird sie in den historischen Quellen beschrieben. Immer in Jütland beginnend, das Kupferrevier Mansfeld tangierend, über den Rennsteig nach Nürnberg und weiter über die Alpen nach Venedig und Rom. Bzw. umgekehrt! Bernd Bahn hat bereits 1965 ihren Verlauf mit Verästelungen beschrieben. Bemerkenswert: entsprechend den Funden datiert er ihre Entstehung bis in die Steinzeit. Den Namen soll sie aber nicht in der Kupferzeit erhalten haben, sondern später als Verteilerroute des Mansfelder Kupfers. Allein - es gibt Dutzende Kupferstraßen in Deutschland, die scheinbar in alle Himmelsrichtungen streben: Da taucht eine im Ruhrgebiet auf, unten in Ingolstadt, im erzgebirgischen Annaberg-Buchholz, in Stuttgart, in Coesfeld - fast schon in den Niederlanden, in Penkun kurz vor Stettin, in Gerstungen nach Sontra führend, in Ohrdruf Richtung Westen und was ich wo sonst noch. Wie oft nämlich kommt man zu ganz anderen Schlüssen beim Versuch, die Veröffentlichungen der Historiker mit der realen Landschaft abzugleichen. Denn weiter als ins Mittelalter kommt man damit nicht. Also:
Die Kupferstraße als Teil der urzeitlichen Trasse von 
Skandinavien an die Adria
  1. Eine so bezeichnete Kupferstraße als alte Handelsstraße in Nord-Südlicher Richtung quer durch Europa bildet sich nur lokal am nördlichen Rand des Thüringer Waldes, in Nürnberg und vielleicht noch in Ingolstadt ab. Ein einziges Mal greift sie bei Oerenstock diese Tangente im Mittelgebirge auf. Der Flurname Kupferleiten beim fränkischen Zapfendorf stellt schon einen Umweg von einer effektiven Route nach Süddeutschland dar. Selbst die Kupferstraße in Nürnberg assoziiert eher einen Ausfall Richtung Regensburg und damit Richtung Osten.
  2. Auch nördlich des Rennsteigs muss die Kupferstraße eher als Ost-West-Verbindung wahrgenommen werden. Anhaltspunkte sind mehrere Wege-Bezeichnungen entlang des Truppenübungsplatzes Ohrdruf, bei Oßmannstedt nahe Weimar nördlich von Königsee und mehrere Kupferstraßen in Westdeutschland. Sie alle können zwar als Verkehrswege für das Mansfelder Kupfers herhalten, nicht aber als Kontinentalweg in den Süden. Auch die bei Bahn hervorgehobene Nutzung als Pilgerweg nach Rom kann ja erst aus dem Mittelalter stammen. 
  3. Die historische Dimension einer solchen alten Verbindung quer durch Europa scheint ihre räumliche sogar noch zu überbieten. Das ganze sollte man sich als breiten Korridor mit vielen Verästelungen vorstellen. Diese einzelnen Stränge kann man heute noch fast metergenau rekonstruieren. Denn Bahns gesammelte archäologische Funde liegen durchweg entlang wasserscheidender Höhenzüge, bekannter Altfurten und etwa alle 20 Kilometer - dem Tagespensum eines Ochsenkarrens - befestigter Höhensiedlungen aus Stein-, Bronze- und früher Eisenzeit. Von Altinum, dem hallstattzeitlichen Vorgängerhafen von Venedig bis zum jütländischen Haithabu nachgewiesen.
Die Kupferstraße bei Google-Maps
Bei Google-Maps habe ich die Strecke eingezeichnet: Die alte Kupferstraße von Jütland über den Thüringer Wald bis an die Donau. (Bitte anklicken!) Der als Kupferstraße bezeichnete Altweg durch Thüringen kann nur ein winziges Teilstück davon gewesen sein. In Schleswig-Holstein wird sie als Ochsenstraße wahrgenommen, dann als Alte Heerstraße, in Niedersachen als eine der vielen Salzstraßen, in Franken scheint sie mit dem Keltenerlebnisweg bzw. der Via Imperii identisch, als römische Via Claudia Augusta führt sie von Donau-Wörth bis Venedig. Die Trasse muss sich mehrfach aufgespalten haben, auch am Thüringer Wald beispielweise gibt es ja den wichtigen Pass bei Oberhof. Der trägt zwar keinen speziellen Namen, könnte aber noch bedeutender gewesen sein, als die von Bahn angedeuteten Zweige bei Neustadt und Neuhaus. Da die Gesamttrasse aber in mittelalterlichen Quellen Kupferstraße genannt wird - meinetwegen - bezeichnen wir sie hier auch so! Immerhin könnte ja auf ihr ja schon das Kupfer der Himmelsscheibe von Nebra aus den Alpen an die Unstrut gelangt sein. Vielleicht ist sie ursprünglich als eine der Feuerstein- oder Bernsteinstraßen entstanden, denn der Handel mit dem Ostseegold aus Jütland heraus ist seit den Kimber-Kriegen belegt. Genetisch gesichert gilt z.B. auch, dass eine dänische Frauenmumie von 1300 v. Chr. aus Süddeutschland stammt. Der Begriff "Altstraßen" greift aber nur bis ins Frühmittelalter zurück. Da solche Trassen jedoch von vielen frühzeitlichen Wallanlagen, bronzezeitlichen Siedlungen und Hügelgräbern begleitet werden, bezeichne ich sie gerne als Urwege. Diese Fernwege sollen ja witterungsbedingt prinzipiell auf Wasserscheiden verlaufen sein. Erst nach der Zeitenwende wären die Täler wieder trockengefallen und vermehrt besiedelt worden. Seit dem Mittelalter wurden dann heutige Trassen benutzt, um die Handelsmetropolen in den Flussniederungen zu erreichen. So ergeben sich über die Jahrtausende Abweichungen und Wegebündel. Im Post „Altstraßen selber finden“ beschreibe ich die Muster, nach denen solche Trassen nebst die sie begleitenden Befestigungen im Laufe der Jahrtausende quasi zwangsläufig entstanden sein mussten.
Die Straßenkreuzer der Frühzeit
Nur wegen der Entwicklungsgeschichte dieses Blogs teile ich sie in mehrere Abschnitte. Hier ist die Strecke Jütland - Nürnberg - Donau abgebildet. Die nächste Strecke als Via Claudia Augusta bis Venedig finden Sie hier. Nach Rom kenne ich abseits der Autostraßen nur kurze Strecken. In der hier dargestellten Karte stellt die dicke rote Linie die Kupferstraße dar, wie sie in den Quellen beschrieben wird. Alternative Parallelrouten sind schmaler eingezeichnet. Sie habe ich bereits in den Posts „Altstraßen durch Südthüringen“ und „Prähistorische Altstraßen durch Franken“ beschrieben, wie der heute gut ausgeschilderte „Keltenerlebnisweg“ von Meiningen nach Bad Windsheim. Deshalb spare ich mir auch die Mühe, die sie begleitenden Bodendenkmale noch einmal einzuzeichnen. Wieder bedeuten die Symbole in der Karte:
  • Kleine Bergspitze: Wälle und Schanzen nach Ausgrabungen oder den noch heute sichtbaren Bodenstrukturen, aus Bronze-, Urnenfelder- und keltischer Zeit. Manchmal wurden sie aber später nachgenutzt.
  • Kleine Burg: germanische und frühmittelalterlicher Befestigungen, die anfangs aus Holz, später aus Stein gebaut wurden. Aus ihnen entwickelten sich viele der heutigen Schlösser, Städte und Dörfer. Diese habe ich aber nicht markiert. Da es nur wenige archäologische Ausgrabungen bei den Bodendenkmälern gibt, sind zeitliche Überlappungen nicht auszuschließen.
  • Drei Punkte: Weitere Besonderheiten die mit dem Weg in Verbindung stehen könnten, wie Flurnamen, erforschte Gräberfelder oder archäologische Funde. Grabhügel (GH) stammen zumeist aus der Bronzezeit, also zischen 2200 - 1000 v. Chr.
Nur zwischen Bamberg und Treuchtlingen musste ich auch den Parallelweg mit Geländemarken ausstatten, weil der offizielle Weg unmöglich in der Bronzezeit funktioniert haben konnte. Die Altstraßen, die die Kupferstraße kreuzen, habe ich Lila eingefärbt, große Grenzbefestigungen (Limes, Dannewerk) blau. Wo ich die Wege noch nicht selbst in Augenschein nehmen konnte, sind nur die berührten Orte aus den Quellen miteinander verbunden. Um die Struktur der Altstraßen besser einschätzen zu können, empfehle ich den Button „Gelände“ einzuschalten. Am deutlichsten wird das, wenn sie die Karte als KML-Datei exportieren und in Google-Earth öffnen.

Dolmen in Schleswig-Holstein
Beginnen wir im flachen Schleswig-Holstein: Auch hier können die Urwege zwischen den Gewässerläufen als Wasserscheiden festgemacht werden. Die vielen Feuchtgebiete sind bestimmt umfahren worden. Alte Urkunden, Flurnamen, Feldraine und Zeichen am Wegesrand unterstützen diese Suche. Ochsen scheinen hier die wichtigsten Nutzer gewesen zu sein: Der urkundliche "Ochsenweg" führt vom dänischen „Viburg“ nach Wedel bei Hamburg. Er greift die geografische Mitte Jütlands auf und führt sie logisch in den Süden. Wir biegen aber am frühmittelalterlichen Dannewerk oder Dänenwall nahe der stark bewehrten Wikingersiedlung Haitabu nach Osten ab. Nicht nur wegen der dort entlangführenden deutlichen Konzentration prähistorischer Fundplätze, sondern weil unsere Kupferstraße nach historischen Quellen in Lübeck und Lüneburg heraus kommen muss. Alternativwege waren allerdings immer denkbar. Diese Ochsen-Route taucht auch mehrfach als Alter Heerweg auf. Jedes der erfassten Symbole kann gegoogelt werden und wäre eigene Betrachtungen wert. Erstaunlich, wie die Hauptorte am Meer durch frühzeitliche Befunde an den tief ins Land reichenden Buchten nachgewiesen werden können (Eckernförde, Kiel Lübeck) und wie diese bereits an den Meereinfahrten abgesichert waren (Strande, Neuenstein). Auch der Schutz der Zugänge zur Insel Plön wäre eine siedlungshistorische Betrachtung wert. Dabei kann man im flachen Norden allerorts die Spuren o.g. Katastrophenzeiten mit den typischen allesvernichtenden Sturmfluten ausmachen. Siedlungs- und entsprechend Fundleere wechseln mit neuen Einwanderungswellen und Völkerwanderungen. Auch in
Alte Salzstraße bei Breitenfeld
Niedersachsen: Schon lange vor dem Elbübergang taucht der Name Alte Salzstraße auf. So heißen allerdings viele Altwege im deutschsprachigen Raum. Im Laufe der Jahrhunderte scheint eine Elbfurt, später Elbfähre, durch den prähistorischen Wall Erteneburg und dann durch die frühmittelalterliche Artlenburg bewacht worden zu sein. Die Stadt Lauenburg daneben ist wahrscheinlich erst im Hochmittelalter entstanden. Ab Lüneburg müsste eigentlich jeder vernünftige Wagenkutscher direkt nach Süden weiter gefahren sein. Dafür sprechen ein trockener Höhenzug, Altwege und mittelalterliche Dokumente. Allein: die prähistorischen Spuren führen erst nach Osten zum Heersesberg mit seinen vielen Steingräbern und dann in das von den Quellen genannte Uelzen. Das könnte mit der höheren Lage zu tun haben. Erstaunlich aber, dass die Höhenlinie des heutigen Elbe-Seitenkanals aufgegriffen wurde. In Uelzen kreuzt unsere Kupferstraße den so genannten Reuterweg, der zwar nur zwischen Lathen und Uelze nachweisbar ist, wahrscheinlich aber irgendwo vom Ärmelkanal kam und über den Berliner Raum und Frankfurt-Oder in den Osten führte. Uelzen scheint in der Frühzeit ein wichtiger Ort gewesen zu sein, denn hier trifft auch eine Heerstraße aus Celle ein und es wimmelt nur so von Bodendenkmählern. Auch hier gibt es wieder einen direkten südlichen Ausfall nach Braunschweig, der aber frühzeitlich nicht genutzt wurde, weil dahinter der schwer bezwingbare Harz wartet. Also scheint Südosten Richtung Magdeburg logisch.
Burg Querfurt
In Sachsen-Anhalt orientieren wir uns zunächst an den frühzeitlichen Flurnamen, wie sie auch an anderen Urstraßen in Deutschland anzutreffen sind: Pleß-, Hell,- Papen-, Wach-, Stein- und Wein- (von Weg). Nach der Völkerwanderung scheint der direkte Weg von Uelzen nach Magdeburg über das „Camp“ in Oesingen, die Sassenburg, Wolfsburg und die Burg Altenhausen gelaufen zu sein. Ihr Abstand entspricht immer unseren 20-Ochsen-Kilometern. Rundherum erwartet uns ein Gespinst alter Heerstraßen, die sicher im 10. Jahrhundert von den Sächsischen Kaisern angelegt worden waren. Hinter Magdeburg lockt ein vollkommen trockener Höhenrücken nach "Staßfurt", sicher eine Verballhornung von „Straßenfurt“. Dort erscheint mal wieder eine Salzstraße. Danach geht es weiter über drei Straßen-„Wachen“ ins alte Bergbauzentrum Mansfeld, wo endlich der Name Kupferstraße Sinn bekommt. Mit dem Streit, wie lange hier schon Kupfer geschürft wird, halten wir uns nicht auf. Die Grabhügel im Umfeld deuten in die Bronzezeit. Die Umgehung des Harzes durch Sangerhausen in Richtung des in den Quellen genannten Erfurt scheint logisch und ist mit tiefen Hohlwegen gezeichnet. Die ebenfalls aufgeführte Wegführung über Eisleben aber muss eine zweite Variante der Kupferstraße durch Thüringen aufmachen. Jetzt sind wir in meiner Heimat und plötzlich bekommen mit der Kupferstraße viele der mir lange bekannten alten Befestigungen einen Sinn.

Mansfelder Kupferbergbau
Betrachten wir zunächst die östliche Route bei Wikipedia beschrieben: Eine Umgehung des Harzes durch Sangerhausen, scheint Richtung Erfurt logisch: Hinter Artern kommen wir in den Dunstkreis der Goldenen Aue - bereits von den allerersten Bauern erschlossenes Siedlungsland. In ihren Ausläufern wurde die bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra gefunden. Rundherum zu allen Zeiten befestigte Siedlungen am Weg, in jedem Dorf eine frühmittelalterliche Burgstelle, Lieblingsplätze der Liudolfinger Herzöge und Kaiser. Die Wege hier sind also bereits seit der Kupferzeit denkbar. Schwerpunkt bildet die Überwindung der Schmücke, jene Berge nördlich von Beichlingen. Die Monraburg dort findet im Jahre 704 mit der Mühlburg und Arnstadt die erste schriftliche Erwähnung eines Thüringer Ortes überhaupt. Hier muss sich die Kupferstraße noch einmal aufgespalten haben. Dafür sprechen mehrere durch Hohlwegebündel und Wallanlagen gekennzeichnete Kreuzungen mit der Heidenstraße von Köln über Kassel nach Leipzig. Das ist wahrscheinlich die älteste Ost-West-Verbindung in Deutschland überhaupt. An ihr arbeite ich gerade. Diese Höhenstraße soll im Frühmittelalter auch die Grenze zwischen Sachsen und Thüringen gestellt haben, womit man aber nicht die auffallende Konzentration von prähistorischen Wachen erklären kann. Unsere Kupferstraße scheint in der bronze- und alteisenzeitlichen Periode vorrangig den Weg über Harras genommen zu haben, mit vielen entsprechenden Bodendenkmälern am Weg Richtung Erfurt. Während der germanischen Völkerwanderung könnte der Weg über Bachra verlaufen sein. Dafür sprechen die Namensendungen der durchzogenen Dörfer mit -stedt, -ing und -leben, sowie die altthüringischen Funde um Weimar. Mit dem Menhir Wetzenstein in Buttelstedt erhält dieser Strang aber auch eine megalithische Komponente. Dieser könnte als Richtungsanzeiger an einem Abzweig aus dem Westen gestanden haben. Die dritte, in den Quellen genannte Route über den Unstrut-Durchbruch unterhalb der Sachsenburgen scheint vorrangig im Hochmittelalter betrieben worden zu sein. Sie könnte sich bei der Altwege-Kreuzung Herbisdorf wieder mit dem Harras-Zweig vereint haben. Bei Leubingen ging es am bekannten Fürstengrab nebst dazu gehöriger Altsiedlung vorbei. Auch Sömmerda könnte der Kupferstraße ihre Entstehung verdanken. In Erfurt wartete dann die zu allen Zeiten gesicherte Furt über die Gera. Dort fand auch die Kreuzung mit der berühmten und viel beschriebenen Via Regia aus dem Mittelalter statt.
Ideallandschaft Südthüringen
Südlich von Arnstadt führt eine Hauptmagistrale in den Süden über die bronzezeitliche Alteburg in den Thüringer Wald. Diese habe ich im Post zum Keltenerlebnisweg einschließlich Karte beschrieben. Der Hauptstrang der hier untersuchten Kupferstraße aber muss nach Westen und Südosten ausgebrochen sein. Belegt durch Flurnamen, aber auch durch die ausdrückliche Erwähnung von Gräfinau-Angstedt als Berührungspunkt. Wohin diese Ausfälle nach Rechts und Links geführt haben, kann nur gemutmaßt werden. Irgendwie sieht diese Trasse wie eine Altstraße parallel und zu Füßen des Rennsteigs aus. Einzig und allein die Bezeichnung Kupferstraße bei Oerenstock lässt den Einstieg ins Mittelgebirge erkennen. In Richtung Eisfeld, aus den Quellen bekannt, ist das der optimale Weg durchs Mittelgebirge, teils auch als Fürstenweg bekannt. Die vielen tiefen Hohlwegebündel dort sind kein zusätzlicher Beleg, denn die gibt es ja überall auf den hiesigen Höhen. Den Rennsteig (Siehe Post „Der Rennsteig als Urweg seit der Bronzezeit“) muss dieser Zweig unserer Kupferstraße am Dreiherrnstein erreicht, und ihn bis zum befestigten Langertstein begleitet haben. Die waghalsige Talquerung hinter dem Simmersberg ist durch Hohlwege belegt. Allerdings sprechen sie mit einer Maximaltiefe von 1,5 Metern im Gegensatz zu anderen Altstraßen im Fränkischen mit teilweisen 4 Metern nicht gerade von intensivem Verkehr. Auf dem Höhenzug über Oberweid greift die Kupferstraße die alten Verbindungen zwischen der Hennebergischen Residenz Schleusingen und ihren Vasallen in Crock, Eisfeld (Lutherweg), Oberlauter und Coburg (Frankenstraße) auf.
Coburg
In Coburg stieß unsere östliche Kupferstraße auf die zweite, die westliche Trasse. Diese ist bei Via-Regia.org im Internet beschrieben. Sie zeichnet den Kupfertransport in die ostfränkischen Handelsmetropolen des Mittelalters auf, wie Bamberg und Nürnberg. Genutzt wurde sie scheinbar ausschließlich im Mittelalter. Zwischen den beiden Strängen zeigen dutzende Bodendenkmäler jede Menger weitere Alternativen an. Der Ettersberg beispielsweise kann auch zu jeder Zeit angefahren worden sein. Halten wir uns aber an die Veröffentlichungen von Bernd Bahn und beginnen in Eisleben, Querfurt und Karsdorf. Die Unstrut scheint die zweite Kupferstraße in Burgscheidungen überwunden zu haben. Danach muss sie die schon erwähnte Heidenstraße ein Stück begleitet haben, denn nahe dem Ort Steinburg taucht sie wieder als Kupferstraße auf. In Rudersdorf sollte die Kreuzung mit der Via Regia stattgefunden haben. Allerdings könnte das auch die Alte Weinstraße gewesen sein, die gleich daneben auf dem Petersberg geschnitten wurde. Mit drei „Weinbergen“ im Umfeld macht das eine Interpretation für „Wein-„ als altkeltisch oder gälisch „Weg-„ wahrscheinlich, wie in anderen Gegenden nachgewiesen. Zu den Ungereimtheiten des Weges zählt auch, dass wichtige Orte des Mittelalters, wie Weimar, nicht berührt worden sein sollen. Für das damals sicher feuchte Tal von Görnitzbach und Rinne habe ich eine potentielle frühzeitliche Alternativroute über den östlichen Höhenzug eingetragen. Auch das Saaletal mit Rudolstadt, Schwarza und Saalfeld wird ja heute noch deutlich an den trockenen Talrändern umfahren; eine Alternative wäre über den geschichtsträchtigen Kulm. Die schnellste und bekannteste Route nach Coburg schneidet den Rennsteig dann an der Schanze bei Steinheid. Nun stand einem Treffen der beiden beschriebenen Routen der Kupferstraße im Mittelalter nichts mehr im Wege.
Regnitz in Bamberg
Ab Coburg aber überwiegen Spekulationen. Den weiteren Weg beschreibe ich entlang mittelalterlicher Altstraßen durch die Flussauen von Itz, Main und Regnitz, nur um an die in den Quellen genannten Orte wie Kupferleiten, Bamberg, Forchheim und Nürnberg heranzukommen. Diese Wege aber kann es erst seit dem trockeneren Frühmittelalter gegeben haben und sie bewegen sich auf heutigen Straßen und Feldwegen. In der Bronze- und Früheisenzeit muss diese Nord-Süd-Trasse von dem namenlosen Urweg durch die fränkische Schweiz bedient worden sein, wie ich ihn im Post „Prähistorische Altstraßen durch Franken“ beschreibe. Er verbindet östlich unserer Kupferstraße die keltenzeitlichen Höhenburgen Heunischenburg, Kordigast, Hohler Stein, westlich aber auch Pleßberg, Herrenberg, Muppberg, Coburg, Kulch, Staffelstein, Ehrenbürg, Houbirg, Schellenberg, Manching u.v.a. mehr. Außerdem war dieser Urweg nicht nur in Coburg mit der hier behandelten Altstraße zusammengetroffen, er verlief auch bis zur Donau nur wenige Kilometer entfernt von ihr parallel. Und wie es der Zufall will, am Ende in Ingolstadt taucht wirklich wieder eine Kupferstraße auf.
Kunreuth bei Forchheim mit Altstraßenhöhenzug
Auf der Höhe Burk-Forchheim, wo der so genannte Rennweg aus Würzburg eintrifft, kommen sich die beiden am Nächsten. In Bamberg - nicht zu vergessen - war übrigens noch der Ortesweg vom Marburger Land und Fulda dazu gekommen. In Nürnberg stößt dann eine Hohe Straße vom altkeltischen Speyer am Rhein herüber und eine von Mainz, über Frankfurt und Würzburg. Letztere ist wahrscheinlich identisch mit der mittelalterlichen Via Publikata von Brüssel nach Prag. Auch wenn Nürnberg erst im 10. Jahrhundert gegründet worden sein soll, die Spuren auf den Höhenzügen ringsum deuten ins 10. Jahrhundert - aber vor Christi Geburt. An der Donau letztlich habe ich ein paar mögliche Anschlüsse zur Via Claudia Augusta eingefügt.

499 Kilometer haben wir zurückgelegt, das sind für einen frühzeitlichen Ochsenkarren 23 Tagesmärsche. Überschaubar, eigentlich. Warum aber diese verwirrende Vielfalt der Strecken werden Sie fragen? Ich glaube, im Mittelalter gab es kaum noch Hindernisse für den Warenverkehr und jeder Kutscher manövrierte frei nach Lieferadresse. Und warum Kupferstraße? Das Mansfelder Metall wurde sicher in alle Richtungen verteilt, nicht nur über dutzende Pässe des Thüringer Waldes. Aber in der Erinnerung der Anwohner (Flurnamen) und den Buchungslisten der Profiteure (Quellen) sind nur Splitter der realen Verhältnisse über uns gekommen. Die Leute rund um das Mittelgebirge wussten vor allem: auf der gleichen Route, wo das Kupfer herkommt, kommen auch die Pilger und Händler vom Nordmeer her. Und die Verrückten wollten weiter bis nach Rom - oder umgekehrt. So scheint die Nord-Süd-Kontinentalstraße zu ihrem Namen gekommen zu sein.

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