Samstag, 23. Juli 2016

Die Harrasser Urweg-Route (mit Karte)


Harras und die Werra
Seit 6000 Jahren soll das kleine Werra-Dörfchen kontinuierlich besiedelt gewesen sein. Von den ersten Bauern in der Region ab 4000 v. Chr. bis heute. Älter als Rom! Herausgekommen ist das bei archäologischen Begleituntersuchungen der Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz 2014. Dabei hat der Jungarchäologe Dominik Labitzke unter der Ägide des Landesarchäologen Dr. Mathias Seidel vier Fundschwerpunkte ausmachen können:
  • Steinzeitliche Keramikscherben der ersten Bauern.
  • Armschutzplatten und Scherben von Glockenbecher-Bogenschützen aus der Bronzezeit vor vielleicht 4.000 Jahren.
  • Hinterlassenschaften der Urnenfelderleute um 1000 v. Chr.
  • Grundmauern einer Niederungsburg wahrscheinlich aus dem Spätmittelalter um das 12. Jhd. herum.

Ausgrabungen in Harras 2014
Was lässt sich aus diesen Sensationsfunden schließen? Wer in aller Welt lässt sich in Harras nieder? Während vor 800 v. Chr. noch alle Flussauen mit Mäandern und Versumpfung zu kämpfen hatten, brummte hier an der west-östlich verlaufenden Werra der Verkehr. Es kann es sich nur um einen günstigen Flussübergang auf einer Nord-Süd-Route gehandelt haben. Versuchen wir mal, uns alle neuzeitliche Infrastruktur „wegzudenken“. Wir sehen dann die voll beladenen Ochsenkarren, wie sie sich begleitet von bewaffneten Reitern durch die Furt der Werra quälen. Über Jahrtausende! Solch ein Alter lässt auf Bedeutung und Menge der transportierten Güter schließen. Umso mehr, da sich Harras gegen kongruierende Furten in der Nachbarschaft durchsetzen musste:
Alter Flussquerung
Da waren die frühen Großsiedlungen auf den Gleichbergen mit ihren nördlichen Werraübergängen nur 20 Kilometer Luftlinie entfernt. Da führte bei Hildburghausen ein weiterer Urweg über die Werra und den Thüringer Wald in die mitteldeutsche Tiefebene. Außerdem hätte ja jeder Wagenkutscher die Werra bei Eisfeld umfahren können. Was also machte gerade die Harraser Route so wichtig?
Beginnen wir mit der Bezeichnung: Einige leiten den Namen von Herr ab, andere von Herold oder Gesandter, in Mitteldeutschland gab es eine entsprechende Adelsfamilie. Gleich mehrere Orte tragen diesen Namen; alle liegen am Übergang einer Altstraße über ein Gewässer, alle unterhalb einer mutmaßlichen prähistorischen Siedlung, alle mit frühzeitlichen archäologischen Funden im Umfeld:
  • unser Harras als Ortsteil der Stadt Eisfeld in Thüringen, Übergang Werra
  • ein Ortsteil der Gemeinde Blaibach im Landkreis Cham (Bayern), Übergang Weißer Regen
  • ein Ortsteil der Gemeinde Oberheldrungen in Thüringen, Übergang Helderbach, aber auch über Schmücke mit Haidenstraße
  • ein Ortsteil der Gemeinde Prien am Chiemsee, Übergang von Herrenberg zur Herreninsel
  • einen Ortsteil der Gemeinde Wehingen im Landkreis Tuttlingen, Baden-Württemberg, Übergang Bära
  • Harra bei Blankenstein Thüringen), Übergang Saale
  • ein Platz in München, Übergang Isar, der allerdings nach einem Gastwirt benannt sein soll 
  • Haar an der Elbe bei Boizenburg
  • Harrerdorf und Harras um Prinzendorf in Österreich 
Schaut man sich die geografische und hydrologische Situation vor Ort an, zeigen sich jeweils nur schmale Möglichkeiten zur Bildung von Sandbänken. Vielleicht gibt es einen linguistischen Zusammenhang von schmal und Haar? Unabhängig von der Bezeichnung aber können wir festhalten: Harras muss einen frühzeitlichen Übergang über ein Gewässer bezeichnen.
Wer sich jetzt in Harras aufs Fahrrad setzt und schnurstracks auf den Höhenzügen nach Norden oder Süden radelt, entdeckt eine regelrechte Zwangsführung für die alten Karawanen. Er erlebt einen prähistorischen Urweg par excellence. Bis Bamberg und Erfurt, wo unser Urweg auf andere Altstraßen trifft, bin ich sie abgefahren. Alle 20 Kilometer etwa, dem Tagespensum eines Ochsenfuhrwerkes oder an strategisch wichtigen Punkten, finden sich Sicherungsburgen - natürlich entsprechend der Bauweise in den jeweiligen Epochen angelegt. Teilweise dicht beieinander! Die uns durchweg begleitenden Hohlwege stammen zwar wegen der Warenmenge meist aus dem Mittelalter, sie müssen aber entlang der frühzeitlichen Routen verlaufen sein. Hier ist der Weg nachgezeichnet: (Bitte anklicken!) Er muss uns also Relikte aus allen Siedlungsepochen liefern.
Starten wir also zunächst Richtung Süden, die tief ausgefahrenen Wegrinnen zur Harraser Leite hinauf, wo ein Grabhügelfeld aus der Hallstattzeit auf uns wartet.
Nachgebauter Kelte
Das war jene Epoche, in der sich die späteren Kelten entwickelten. Diese Gräber sind übrigens der Grund, warum die Archäologen überhaupt unten im Tal den Spaten angesetzt haben. Dr. Seidel vermutet, dass die Gräber von den Siedlern an der Furt stammen. Ich glaube eher, dass sie von den Bewohnern der so genannten Walleskuppe stammen, die neben den Grabstätten an der Harraser Leite liegt. Nicht nur der Name lässt ein befestigtes Dorf vermuten. Obwohl heute durch Felder, Steinbrüche und Wege total verschliffen, ist die umfassende Schanzkante noch gut auszumachen. Besonders vom gegenüberliegenden Berg Bleß aus (ebenfalls mit Resten einer keltischen Wallanlage), sieht man deutlich, wie die eigentlich unscheinbare Kuppe das Werratal dominiert. Doch weiter! Unser Weg führt durch die Orte „Ahlstadt“ und „Großwallbur“, deren Ortsnamen unserem "Harras" durchaus ebenbürtig erscheinen. Vielleicht ging es auch über Elsa, weil dort eine Wacht als Flurname auftaucht. In den Feldern ringsum zeichnen sich die alten Fahrrinnen zu Dutzenden ab. Hinter Breitenau teilt sich offenkundig der Weg: Der frühzeitliche scheint über einen Höhenrücken ins Köllnholz zu führen, wo wir das Tal nach Mährenhausen hinunter großzügig umfahren können. Noch vor dem Eckertsberg stoßen wir auf die ehemalige innerdeutsche Grenze und lassen uns auf den Lochplatten des so genannten Kolonnenweges etwa 5 Kilometer weit immer Richtung Süden im Sattel durchschütteln. Dabei passieren wir die mutmaßlich bronzezeitlichen Höhensiedlungen Erzberg über Colberg und Weinberg über Ummerstadt. Beide sind mit deutlichen Schanzkanten und überbewirtschafteten Feldterrassen noch gut erkennbar.
Allzeitkutsche
Der andere Harras-Weg, der spätere frühmittelelterliche muss den Höhenrücken Hahnberg-Niederdorfer Wand-Mühlberg benutzt haben, darauf weisen Hohlwege und Flurnamen hin: Er scheint nach der Rodachüberquerung bei Billmuthhausen über den Höhenzug Tonberg-Große und Kleine Wart-Kanzel-Heiligenleite zu führen. In Gemünda sollte dann die Kreck passiert worden sein, denn der Weg trifft nun südlich des Großen Steins mit dem Höhenweg zusammen, der von den Gleichbergen kommt. Auch unser prähistorischer Seitenstrang der Harras-Route muss ganz in der Nähe gefurtet haben, denn er erreicht oberhalb des Flurstücks „Weinstraße“ den gleichen Höhenzug. Alle meine Versuche, auf dem kürzeren Höhenrücken Krumbach-Watzendorf fündig zu werden, liefen ins Leere. (Die Hohlwege südlich von Neundorf weisen ins Spätmittelalter).
Rückertstein
Auf der anderen, westlichen Seite der Rodach dagegen springen einen die frühzeitlichen Flurnamen und Sicherungspunkte nur so an: Die „Hohe Straße“ auf dem Gollberg, der eine deutliche Schanzkante hat, der „Rückertstein“ am Hahn mit seinem Felsplateau, über Heiligersdorf der teilweise in Fels gehauene „Christenstein“ und sein kultiger „Hexentanzboden“. Weiter geht es die „Hohe Straße“ auf dem ebenfalls verdächtigen Röthenberg zum frühmittelalterlichen Burgstall und dem ehemaligen Judenfriedhof. (Ich kenne übrigens 7 alte jüdische Grabstätten, die unmittelbar an prähistorischen Wegen und Wallanlagen liegen. Achim Fuchs aus Meinigen glaubt, Juden haben im Mittelalter immer "heidnische" Plätze als Grabstätten zugewiesen bekommen.) Dahinter scheint die Alster gequert worden zu sein, denn nun steigt der Urweg nach Wüstenwelsberg hoch, am frühmittelalterlichen Burgstall Gutenfels und der prähistorischen Felsenruine „Alte Burg“ vorbei, um sich südlich der Felsenburgen Lichtenstein und Teufelsstein auf dem Kamm wieder einem von Norden kommenden Altweg anzuschließen.
Rotenhahn
Die letztgenannten „Steine“ sind große markante Felsformationen, wie sie nicht selten in der Region anzutreffen sind. Dort, wo Archäologen neben ihnen gegraben haben, wie auf dem Waldstein bei Weißenbach, konnte deren permanente „Wiederverwendung“ und „Weiterbearbeitung“ in den unterschiedlichen Epochen nachgewiesen werden. Bereits in der Steinzeit scheinen Menschen hier Unterschlupf gefunden zu haben, aus der Urnenfelderzeit müssen die ersten Steinmetzarbeiten stammen, bis dann im Frühmittelalter aus den Monstersteinen ganze Burgensembles gestaltet worden waren. Das schönste Beispiel ist wohl Lichtenstein.
In Richtung Süden verläuft der Urweg nun auf dem Kamm weiter, immer begleitet von verdächtigen Flurbezeichnungen: der „Schlossberg“, die Felsenruine Rotenhahn, um 1200 erstmals erwähnt, der „Bretzenstein“, die „Wegleite“, das „Leichenfeld“, zu dem sicher auch eine Altsiedlung gehörte, der „Schloss- oder Turmhügel“ über Freudeneck, der „Burgstall“ , die „Viereckschanze“ und der tief gefurchte Abgang runter nach Baunach. Dort muss der gleichnamige Fluss gequert worden sein, entweder vor oder nach deren Zusammenfluss mit der Lauter. Beides hatte Vor- und Nachteile.
Semberg
Denn gleich darauf kann es nur westlich des Galgenberges wieder hinauf auf den Höhenzug des Semberges gegangen sein, der gemeinsam mit der Kapellenruine „St. Helena“ eines jener typischen Siedlungsensembles der Bronzezeit gebildet haben könnte. Leider aber ist Letztere kein ehemaliger Kultplatz, sondern von Experten als frühmittelalterliche Wallburg identifiziert. Sie kann nur den Main oder eine spätere Variante unseres Urweges am Hang bewacht haben und ist damit kaum vor 500 unserer Zeit einzuordnen. Die gemauerte Zisterne muss noch jünger sein. Das kleine Kirchlein stammt nachweislich aus dem Spätmittelalter. Und der Semberg besitzt zwar rundum steile Abhänge, am schmalen Übergang zum restlichen Berg auch Altbergbau und eine große ebene Fläche, aber die sieht recht jungfräulich aus. Der Hauptgrund aber warum hier ein befestigtes Dorf schwer vorstellbar ist: Nur ein paar Kilometer weiter südlich erwartet uns ein Paradebeispiel frühzeitlicher Gemeinwesen mit dem Siedlungshügel "Vieretsknock“ und Kultplatz „Kreuzberg“. Hier stimmt einfach alles: Die Größe der künstlichen Fläche für vielleicht 100 Bewohner, die steil abfallenden Abhänge, die Steinansammlungen, besonders an den mutmaßlichen "Toren", die Hohlwege rechts und links an der Burg vorbei, die unseren Urweg ins Tal brachten, die weit oben liegenden Quellen, weiter unten die Magerrasenterrassen. Sogar der frühzeitliche "Prozessionsweg" zum Kultplatz nebenan, der eben später als "Kreuzberg" christianisiert wurde, ist erhalten.
Anschließend muss der Urweg nach unten zur Mainfurt in Hallstadt geführt haben, deren Namensvetterin in den Alpen einer ganzen prähistorischen Kultur ihren Namen gab. Mit Sicherheit lag die Furt noch vor dem Zusammenfluss von Regnitz und Main. Dort jedenfalls wurden sogar Reste der ersten Bauern bei uns ausgegraben. In diesem Städtchen habe ich Leute getroffen, die sich mit den Geheimnissen ihrer Berge gut auskennen, weil sie so etwas noch in der Schule gelernt hatten. Östlich der Regnitz nun gab es mehrere Möglichkeiten: Ein Weg verlief sicher nach Bamberg, der andere scheint einen Schwenk Richtung Osten gemacht zu haben, rüber zum Haupt-Urweg durch Franken in Nord-Südlicher Richtung. Dieser führt von der Donau über den Thüringer Wald bis Norddeutschland hinauf, wie im Post "Prähistorische Urwege durch Franken" und angehängter Karte dargestellt. Denn trotz spektakulärer Funde, wie die der Bamberger Götzen in Gaustadt, glaube ich nicht, dass der Haupt-Weg Richtung Donau westlich der Regnitz weiterführte. Zu viele Gewässer laufen ihr dort zu und die alten Reisenden scheinen Flussläufe ja nur im äußersten Notfall gequert zu haben. Auf der eben genannten Hauptroute hingegen gibt es bis zur Donau nur noch vier größere Furten.

Kreuzberg
Auch der Urweg von Harras nach Norden ins Thüringer Becken ist spannend. Zunächst scheint es geradewegs über den Thomasberg gegangen zu sein, an Brünn über den östlichen Kirchberg vorbei, durch die Senke des Afterbaches, steil den Hundshag hoch. Alle genannten geografischen Objekte strotzen nur so von mittelalterlichen Hohlwegen. Nun scheint sich die Route im Laufe der Jahrtausende wieder geteilt zu haben:
Brattendorf mit Priemäusel und Wachberg
Der frühzeitliche Weg könnte weiter oben am östlichen Abhang des Primäusel vorbeigeführt haben. Obwohl alle möglichen Historiker den markanten Bergnamen aus dem Slawischen herleiten wollen, sehe ich einen frühzeitlichen Ursprung. Slawen gab es hier nur zwangsangesiedelte (Oberwind, Poppenwind) und denen wird man nicht die Flurbenennung überlassen haben, wo doch die fränkischen Siedlungen überwogen haben. Mit Crock liegt übrigens auch ein Uralt-Kandidat am Weg. Sein sagenumwobener Irmelsberg ist zu klein für eine keltische Siedlung und kann nur als Kultplatz gedient haben. Bestimmt wurde er in germanischer Zeit als solcher benutzt. Immerhin gibt es hier einen Abzweig von unserer Urstraße über den Rennsteig ins Saaletal. Der Primäusel hingegen besitzt eine deutlich umlaufende Schanzkante, eine weit oben liegende Quelle und die typischen Terrassenfelder. So hätten die kriegsgefangenen Slawen niemals siedeln dürfen.
Der spätere frühmittelalterliche Harras-Weg scheint hingegen zwischen Wachberg und Brattendorf nach Merbelsrod geführt zu haben, dort wieder an einer „Wach“ vorbei. In Waldau, unterhalb der Hornkuppe, konnten sich die beiden Strecken dann wieder treffen, begleitet von tiefen Furchen an der Röderswand. Von hier aus gab es dann nur einen Weg zum Mittelgebirgskamm, nämlich über Glasersberg, Katzenstein und Kalter Staudenkopf - alles Ortsbezeichnungen die nach W. Obermüller aus dem keltischen stammen könnten.
Kickelhahn über Ilmenau
Am Fünfarmigen Wegweiser traf unsere Harras-Route nun auf die mittelalterliche Hohe Straße und strebte Frauenwald, dem späteren Kloster, zu. Zum Schluss blieb nur noch der siedlungsverdächtige Meisenhügel, hinter dem sich bei Allzunah unser Urweg mit dem Rennsteig vereinen konnte. Der ebenfalls uralte Kammweg eröffnete nun Optionen in alle Richtungen: Der Frühmittelalterliche wird wahrscheinlich über die Große Hohe Warte nördlich vom Bahnhof Rennsteig und den Schlossberg in Stützerbach nach Ilmenau verlaufen sein. Der Weg vor und nach der Zeiteinführung aber kann nur die Passage Großer Hundskof, Dreiherrnstein, Auerhahn, Hohe Tanne und Kickelhahn genommen haben. Letzter darf entsprechend den Geländestrukturen getrost wieder als befestigte Wachstation angenommen werden. Von hier aus waren verschiedene Abgänge möglich, wie die Namen der Bergsporne und Hohlwege assoziieren. Über den Burgfelsen Hermmannstein, Manebach, das Schöffenhaus westlich des Spiegelbergs, den Wolfsstein und Elgersburg erschlossen sich so die großen bronzezeitlichen Wallburgen im Norden: Alteburg und Walpernberg über Arnstadt, die Reinsburg östlich von Plaue, der Grimmenstein oder die beiden Seeberge in und um Gotha. Sicher waren auch schon die befestigten Hügelsiedlungen in Erfurt interessant, wie Domberg, Petersberg, Cyriaksburg, Katzenberg, Kalkhügel, Schwellenburg, Roter Berg und wie sie alle heißen. Einige von ihnen zeigen uns ja heute noch ihre Nachfolgebefestigungen aus dem späteren Mittelalter.
Ein rein urzeitliche Trasse scheint der Verlauf Schnett-Schönbrunn-Kahlert mit seinen typischen Terrassen- und Schanzanlagen wieder zu geben. Die vielen Tal- und sicher auch Bachquerungen deuten auf eine klimatisch trockene Periode hin. Das trifft auch auf die Route Frauenwald-Ilmenau Arnstadt zu - die perlenkettenartig aufgereihten Schanzen lassen mehrere Varianten zu. Neben Erfurt bieten sich auch die prähistorischen Befestigungen um Gotha, Stadtilm, ja Saalfeld als Peilmarke an.

Harras
Fazit: Wir haben also einen Urweg exakt in Nord-südlicher Ausrichtung entdeckt, gespickt mit Relikten von der Bronzezeit bis ins Frühmittelalter! Wer die Strecke mit dem Fahrrad abfährt, wird erkennen, dass es in Rennsteignähe zwar mehrere Varianten gibt, diese aber durch wasserscheidenden Höhenzüge, Hohlwege über Furten, Flurnamen, Bodendeformationen und archäologische Funde eine Art Zwangsführung ergeben. Kreuzungen dieser Strecke mit anderen Altstraßen, besonders des Rennsteiges, deuten auf ein altes Fernwegenetz hin. Die die Werra parallel begleitenden Höhenwege verstärken diesen Verdacht. Harras war also zwingend ein prähistorischer Knotenpunkt mit Langzeitcharakter.

Funde in Harras
Das betraf die Glockenbecherleute, die wahrscheinlich von der Iberischen Halbinsel bei uns eingefallen waren, ebenso die sich aus dem Karpatenbecken heraus entwickelnden Urnenfeldermenschen, die mit dem Norden handelten Kelten und die fränkischen Invasoren sowieso. Letztlich kam das Gebiet an deren Verwalter, den aufstrebenden Henneberger Grafen. Der ausgegrabene Steinturm aus dem 12. Jhd. müsste demnach einer ihrer Ministerialen betrieben haben. Bisher aber gibt keine Urkunde Rechenschaft über irgendwelche Namen ab. Das müssen nun die Archivstöberer klären. Leider fehlen mir dafür Zeit und Muse.





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