Dienstag, 25. September 2018

Die Wüstung Dreisbach bei Suhl (von C.A.)

Dreißbach in alten Karten
War Dreisbach auch nur ein kleines Dorf, so sagt man ihm doch ein hohes Alter nach. Tatsächlich war es neben Vesser (b. Schmiedefeld) (um 900) eines der ältesten in unserer Gegend. Während die Entstehung von Vesser mit der Eisengewinnung am Eisenberg in Verbindung gebracht und erklärt erden kann, ist auf den ersten Blick nicht zu verstehen, warum man zu einer Zeit, wo die Menschen noch nicht einmal die fruchtbaren Talböden (Aluvialböden) in der Umgebung in Besitz genommen hatten, auf dem landwirtschaftlich dürftigen Boden am Nordabhang vom Schneeberg eine Siedlung angelegt hat.
Und doch bezeugt eine Urkunde, dass im Jahr 821, also lange vor der Entstehung von Schleusingen und Suhl und vor der Gründung der umliegenden Ortschaften das Kloster Fulda sich im Dreisbachtal festsetzen konnte. Historiker wie Schultes und Dobenecker zweifeln nicht daran, dass die heutige Wüstung Dreisbach am Schneeberg der Ort war, der in der vorgenannten Fuldaer-Urkunde genannt wird. Es gibt nämlich noch mehr Orte, die sich Dreisbach nennen. Und unmöglich ist es nicht, dass vor 821 – lt. Prof. Lorentzen - sich ein Sonderling aus religiösen Gründen als Einsiedler in den stillen Talgrund zurückzog und so den Anstoß zur Entstehung der kleinen Siedlung gegeben hat, die mit Recht Treisbach (1) d.h. Einödbach genannt wurde.
Die Wüstung heute
Diese These vom Einsiedler erscheint mir aber zu weit hergeholt. Ich vertrete dazu eine ganz andere Meinung: Die Gründung eines Hofes im Dreisbachtal hatte wahrscheinlich einen ganz profanen Grund. Schon sehr früh gab es ja Wegeverbindungen von Würzburg, quer durch den Thür. Wald ins Erfurter Becken. Es ist schwer vorstellbar, wie ein früher Wagenverkehr zwischen dem Maingebiet und Thüringen über das Gebirge ablaufen sollte, wenn nicht bereits zahlreiche Höfe an den Furtstellen, Anstiegen oder Hindernissen in den Bergen zur Verfügung gestanden hätten, die Vorspann für die schweren Frachtwagen anbieten konnten. Von der Werrafurt bei Themar kommend gab es, neben den Fahrwegen über Neuhof und Gethles zur Eiserne Hand, auch einen Weg über Lengfeld und die Rückbreche durch den Dreisbachgrund nach Suhl und weiter zum Oberhofer Pass. Unterhalb und nördlich der Rückbreche gründete Fulda den Hof zum Dreisbach, der Ochsen, Maultiere oder Pferde bereithielt, damit die Frachtwagen mit Vorspann den steilen Anstieg zur Rückbreche am Schneeberg bezwingen konnten. Später wurde südlich davon ein weiterer Hof angelegt, aus dem das spätere Keulrod hervorging. .. So könnten die Ursiedlungen von Dreisbach und Keulrod entstanden sein. Vielleicht Ein- oder Zweihundert Jahre später angelegt ist Keulrod, im Gegensatz zu Dreisbach, erst 1438 urkundlich erwähnt worden..
prähistorisches Umfeld 
Das im Jahr 744 von Bonifatius gegründete Kloster Fulda hatte von Anfang an größere Besitzungen im Grabfeld und seine Urkunden werfen auch ein frühes Licht auf das Dasein so mancher Siedlung in unserer Region. So wurden u.a. Veßra, Ehrenberg, Trostadt, Fischbach, Siegritz, Grimmelshausen und weitere Ortschaften von Fulda gegründet. Erst nach 1130 kam dieser Streubesitz des Klosters Fulda meist durch Flächentausch in den Besitz der Henneberger. Wann und wie Dreisbach von Fulda an die Henneberger kam, ist nicht überliefert. Fakt ist, dass im Jahre 1182 Graf Poppo von Henneberg die Einkünfte aus dem Dorf Treizbach – man beachte auch hier die unterschiedlichsten Schreibweisen der Ortsnamen in alter Zeit - für die Nonnen des Kloster Veßra angewiesen hat, während die Mönche solche aus Erlau und Breitenbach erhielten. In einer Urkunde aus dem Jahr 1406 ist Treißbach eine der 23 Ortschaften, die Gräfin Mechthild zum Wittum erhielt. Nach dem Steuerregister ab dem Jahr 1468 musste Treißbach 4 Gulden an Steuern abführen. In einem Einwohnerverzeichnis aus der Zeit um 1530, sind in Treißbach 6 Männer mit Namen aufzählt. Im Verzeichnis der Wehren und Waffen im Amt Schleusingen aus dem Jahre 1573 sind in Tresbach 12 Mann, sämtlich mit Federspieß bewaffnet, eingetragen. Während in anderen Dörfern auch schon Büchsen vorhanden sind, fehlen diese in Dreisbach. Im Jahr 1606 musste zur Veranlagung der Türkensteuer, der Wert der Besitzungen in den Ortschaften geschätzt werden. Dabei errechnete man für Draisbach 517 Gulden, 10 Groschen, und 6 Pfennige. (Zum Vergleich: Gethles = 3160 Gulden, 8 Groschen und 6 Pfennige.). Im Jahr 1632 stand es mit der Steuerkraft nicht anders. Da brachte Dreisbach an Doppelsteuer zum Ostertermin nur 3 Gulden, 19 Groschen, 6 Pfennige auf, d.h. ungefähr nur 1/3 von dem was z.B. Ahlstädt zahlte. Im gleichen Jahr 1632 gab es 11 Nachbarn und 3 Witwen zum Treißbach. Drei von ihnen sind auf 80 Gulden abgeschätzt, zwei auf 50 je einer auf 15 und 10 Gulden, 6 auf je 5 Gulden. Dazu eine hausarme Wittib, die nichts geben kann. Die 13 in dieser Zeit in Dreisbach lebenden Familien wohnten in 12 Häusern und es gab in der Gemeinde 5 Erbgüter, nämlich: Das Rußgütlein, Störgütlein, Schubertsgütlein, Eisengartgütlein und dem Leinenwebersgütlein. Wie überall waren auch die Güter in Dreisbach durch die fränkische Realteilung längst zerstückelt. Die Gemeinde besaß auch einen gemeinsam bewirtschafteten Wald am Schleusinger Berg, der ihnen vom alten Grafen Wilhelm „geräumet und versteinet“ (d.h. mit Grenzsteine versehen) geschenkt worden war. Dafür mussten sie mit den Altendambachern die herrschaftlichen Einrichtungen zur Pferdepflege (Vorspannpferde?), wie Tränktröge und zugehörige bauliche Anlagen in Ordnung halten. Daneben hatte Dreisbach – wie alle Ortschaften und im jeweiligen Verzeichnis der Erbzinsen festgelegt – für die Herrschaft Frohndienste beim Mähen, Heumachen, Haberrechen, Fuhren und Botengänge zu leisten, auch Fastnachtshühner und zwei Malter Hafer an die Herrschaft in Schleusingen abzuliefern.
Hohlwege im Umfeld
Nach alledem ist Dreisbach immer nur ein sehr kleines Dörfchen gewesen. Das bestätigen auch die Kirchenbücher von Heinrichs, wohin Dreisbach eingepfarrt worden war. In den 12 Jahren von 1623 bis 1634 wurden in Dreisbach nur 8 Kinder geboren, 10 Paare aufgeboten und es starben 11 Personen. Drei Einwohnerverzeichnisse aus den Jahren 1573, 1606 und 1611 verraten uns, dass besonders die Familiennamen Sauerbrei und Stur oder Stör vertreten waren. Auch Stadelmann, Hofmann oder Hoffmann und Braungart hat es mehrfach in Dreisbach gegeben. Der Schulze hieß im Jahre 1620 Wilhelm Bauer, 1632 Valtin Hoffmann.
Das Unheil des 30-jährigen Krieges brach über das Dorf am 16.10. 1634 herein. Die Kroaten unter Isolani verfolgten aus Franken kommend, Herzog Bernhardt von Sachsen- Weimar über die Rückbreche nach Suhl, um ihn zu fangen und an den Kaiser auszuliefern. Als Bernhardt im dichten Oberhofer Wald entkommen konnte, ließ Isolani aus Wut Suhl an allen Ecken anzünden. Auf dem Rückweg nach Themar wurden die Dörfchen Dreisbach und Keulrod eingeäschert. In Themar kam es zu der verheerenden St.-Gallus-Nacht. Das steinerne Kroatenkreuz südwestlich des Sommerbergs an der Rückbreche soll an diese Ereignisse erinnern. 16 Tage nach der Zerstörung starb der alte Schultheiß Wolf Sigmund an einer von den Kroaten beigebrachten Wunde. Da nach 1634 gar keine Geburten mehr aus Dreisbach gemeldet wurden, ist anzunehmen, dass nunmehr keine Einwohner und kein Haus mehr vorhanden war.
So folgten auf die über 800-jährige Hof- und Dorfzeit Jahrzehnte der Verödung und Wüstung. Auch die Akten schweigen bis 1681 völlig über Dreisbach. Von da an wird über mehrere Grundstücksverkäufe auf der Gemarkung Dreisbach berichtet. Dann schien das Jahr 1685 eine wichtige Wendung zu bringen. In diesem Jahr stellen fast gleichzeitig Georg Melßheimer, staatlicher Förster und Jäger zu Altendambach und unabhängig von ihm, Joh. Wilhelm Weber, Amtmann zu Kühndorf und Mitbesitzer von Keulrod, den Antrag an die Obrigkeit, „in dem wüsten Ort Dreisbach eine Schänke mit Braurecht errichten zu dürfen.“ - (Hier könnte man fragen: „Für wen?“) Der Schleusinger Amtsvogt ließ jedoch die Gesuche liegen und hielt die Antragsteller hin. Im Jahr 1687 erneuerte deshalb Melßheimer sein Gesuch, mit dem Hinweis, dass der letzte Schulze von Dreisbach „Bierschank gehabt“ und zwar anstatt seiner Besoldung. Auch dieses Gesuch blieb ohne Erfolg. Der Amtsvogt in Schleusingen hatte festgestellt, dass von den 5 geringen Erbgütlein im Dorfe Dreisbach, zu denen nach dem Erbbuche 45 2/3 Acker (2) Wiesen und ein Teich von 1 ½ Acker gehörte, Melßheimer das meiste besaß, während der Rest Leuten aus Eichenberg, Altendambach, Suhlerneundorf, Heinrichs und Oberstadt gehörte. Außer den Gütern waren noch 9 ¾ Acker einzelne Stücke Wiesen da, von denen Melßheimer 7 ¾, den Rest aber zwei Bauern aus Altendambach besaßen.. Zwei Acker Wiesen gebrauchte der Pfarrer zu Heinrichs anstatt der weggefallenen kirchlichen Abgaben aus Dreisbach.
Info-Tafel der Stadt Suhl
Aus der Errichtung einer Schänke wurde also nichts und in Dreisbach blieb es still wie bisher. Wie die Akten von 1702 an berichten, wird Dreisbach als ein „von undenklichen Jahren her wüstes, gänzlich ruiniertes und verwildertes Dörfchen bezeichnet, von dem keine Frondienste mehr geleistet würden, noch Steuern oder Zinsen einkämen. Nur von einigen Wiesen seien 12 Groschen, 8 Pfennige einfache Steuer gangbar. Von den Gebäuden seien nur noch „rudera“ (Trümmer) vorhanden. Die Äcker, deren Furchen noch hin und wieder zu sehen, seien mit starkem Holz bewachsen, mit schlagreifen und gelochtem (d.h. zur Harzgewinnung angerissenem) Holz, also mit Stämmen, die eine ganze Reihe von Jahrzehnten alt waren und somit bezeugen, dass die Äcker seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr bebaut worden waren. Es sei bloß ein langer Wiesengrund und Teichlein im Anbau. Die Felder waren also, weil kein Erbzins mehr bezahlt wurde, wieder an die Herrschaft zurückgefallen, während die Wiesen, erblich oder kaufweise – wie aus 13 in der Zeit von 1681 bis 1702 abgeschlossenen Kaufverträgen hervorgeht – „aus einer festen Hand in die andere gegangen waren und sich nun in Besitz von Einwohnern der benachbarten Dörfer befinden.“ Nach dem Erbzinsregister vom Jahre 1703 gehörten damals knapp ein Drittel der Dreisbacher Grundstücke der in Altendambach ansässigen Familie Melßheimer, während reichlich zwei Drittel in anderen Händen waren.. Die Melßheimer hatten für insgesamt 684 Gulden (eine für die damalige Zeit hohe Summe) Grundbesitz in Dreisbach erworben.
Allgemein wird angenommen, dass die Melßheimers das Dorf Dreisbach wieder aufbauen wollten und ihr Plan sei durch mündliche Zusicherung von maßgebender Seite bestärkt worden. Nach dem Tod des alten Melßheimer wollte sein Sohn Nicolaus, auch Nachfolger in seinem Amt als Förster und Forstkommissar, das Vorhaben des Vaters weiter verfolgen. Dazu reichte er offiziell ein Gesuch beim Landesherren ein, ihm den Wiederaufbau von Dreisbach und die Ausübung des Schank- und Braurechts daselbst zu gestatten.
Heute ein idyllisches Wandergebiet
Die üblichen Abgaben sei er zu entrichten bereit, wenn er innerhalb der ersten drei bis vier Jahre, die zum Räumen der Felder und Aufbau der Gehöfte nötig seien, abgabenfrei gelassen würde. Dabei wiederholte er die Behauptung seines Vaters, schon das Dorf Dreisbach habe das Brau- und Schankrecht besessen. Das war aber offensichtlich nicht der Fall. Die Stadt Schleusingen konnte belegen, dass schon immer Bier - auch Hochzeitsbier - auf Rechnung nach Dreisbach geliefertes worden war. Dreisbach gehört zum Amt Schleusingen und sei, wie die übrigen Dorfschaften verpflichtet, sein Bier in der Stadt zu holen. Wenn Melßheimer brauen dürfe, würde das der Stadt zum größten Nachteil gereichen. Es bliebe nicht aus, dass dann heimlich die Dörfer Eichenberg, Altendambach, Hirschbach, Bischofrod und Ahlstädt in Dreisbach ihr Bier fäßleinweise holten und damit den größten „Unterschleif“ (Unterschlagung der Biersteuer) treiben würden. Diesen Einspruch der Stadt Schleusingen trug die Herrschaft um so lieber Rechnung, als sie auf Grund einzelner Äußerungen Melßheimers den Verdacht hegte, es sei ihm „nicht um den Anbau der wüsten Felder und Ländereien als um das Bierbrauen zu tun.“
Noch ein weiteres Anliegen brachte Melßheimer vor. Er fragte an, ob der Herzog nicht den einst der Gemeinde Dreisbach geschenkten Wald, in welchem jetzt 350 zum Bauen tüchtige Stämme ständen, mit einem Erbzins belegen und so dem Ort erhalten wolle. Er brauche 12 Schock Bauholz und 24 Schock Bretter und Dielen, wie auch 30000 Schindeln zur Erbauung von 5 Wohnhäusern, Stallungen und Scheunen, welche zu 5 Bauerngütern nötig seien. Da er nun mit den künftigen Einwohnern alle üblichen Beschwerungen auf sich nehmen wolle, bäte er den Herzog um Überlassung des Waldstücks mit seinem Bestand, wie ja auch seinem Vater schon vom Oberforstmeister Machter und dem Jägermeister v. Osterhausen eine gewisse Ausnutzung des Waldes erlaubt gewesen sei. Den Beweis für diese Erlaubnis konnte er allerdings nicht beibringen.
Bodendeformationen der Bauernhäuser
Dem von Melßheimer im Jahre 1702 eingereichten Gesuch, das Dorf Dreisbach wieder aufzubauen, standen die damit befassten Beamten und Gutachter mit geteilten Meinungen gegenüber. Der Herzog, der im Jahre 1703 ebenso wenig wie seine Beamten völlige Klarheit über die Absichten des Melßheimer besaß, ging trotzdem auf dessen Gesuch ein und erteilte ihm am 13. September 1703 die Erlaubnis, diejenigen Grundstücke, die ihm in Dreisbach gehörten wieder anzubauen und mit Wohngebäuden zu versehen. Auch sollte er von dem Zeitpunkt an, wo die Gebäude stehen, auf drei Jahre von Abgaben befreit bleiben. Die Erlaubnis zum Bierbrauen und zum Bierausschank erhielt er nicht. - Das Waldstück, von welchen seit 1634 keine Abgaben entrichtet worden und „Uns also anheim gefallen“, behalte er sich vor, an andere Bauwillige zu vergeben. Daraufhin hat Melßheimer anscheinend mit der Herrichtung von etwas Feld und den Bau eines Gehöfts begonnen. Auch einen Wildzaun hat er um dieses Feld gezogen, indem er von einer fürstlichen Erlaubnis Gebrauch machte, die denjenigen Gemeinden die Errichtung eines Wildzaunes zum Schutz ihrer Felder gestattete, die von diesen Feldern den Getreide-Zehnten und das Jagdfrongeld zu entrichten bereit waren. Hinsichtlich des erbetenen Waldstücks übte also die Obrigkeit noch Zurückhaltung, obwohl Melsheimer sein ursprüngliches Angebot dafür von ½ Gulden Erbzins auf 3 Gulden erhöht hatte. Die Herrschaft hoffte, wenn die ersten Gebäude fertig wären, sich noch mehrere Bauwillige finden würden, die sich durch das Holz anlocken ließen. 
Demnach dürfte im Jahr 1704 Melßheimers Hof in Dreisbach, zu dem auch einige Felder gehörten, fertig geworden sein. Allerdings hatte er sich schon mit dem einen Gehöft übernommen und dabei nicht nur mit eigenen Mitteln gebaut. Denn bei dem bald nach Fertigstellung des ersten Hofes über ihn hereinbrechenden Konkurses, zählte die Herrschaft als Hauptgläubiger einen Posten von 180 Gulden, 17 Groschen, und 9 ½ Pfennige für Baumaterialien und bezahlte Unkosten auf. Zum Bau der übrigen von Melßheimer in Aussicht gestellten Höfe kam es also nicht. Inzwischen ereilte den in Zahlungsschwierigkeiten Geratenen sein Geschick. Noch im Jahr 1704 kam die Regierung in Schleusingen hinter gewisse Veruntreuungen, zog Melßheimers Besoldung als Förster ein und ließ ihn verhaften. Es kam zum Prozess. Dabei wurde erwiesen, dass, als sein Vorgesetzter, der Oberförster und Jägermeister Malter, eine Zeitlang abwesend war, er sich unterstand, aus dem früheren Waldungen von Dreisbach, jetzt Staatsforst, auch auf den ehemaligen Feldern, die mit Wald bewachsen waren, „ohne „concession und wider Verbot,“ für 1500 bis 2000 Gulden Holz einschlagen ließ, es verkaufte und das Geld zu seinem eigenen Nutzen verbrauchte. Durch den Holzeinschlag hatte er einen weiteren Schaden von 4000 Klafter an Windbrüchen verursacht. Das Gericht verurteilte ihn zur Landesverweisung und Ersatz des Schadens, der auf 3000 Gulden veranschlagt wurde. Außerdem musste er in Zeitz eine längere Haftstrafe absitzen, die ihm in einer Auseinandersetzung mit dem Oberjäger v. Osterhausen aufgebrummt worden war. Nach mehrjähriger Haft wurde er schließlich vom Landesherren begnadigt.
dichtes Waldgebiet
Schon 1708, in einem Brief vom 2. Juli, dankt er dem Herzog: ... „weil meine Verbrechen gnädigst pardonnieret (begnadigt) und ich wieder auf freiem Fuß stehen darf. Als ein gänzlich verarmter Mann, der die Scharte wieder auswetzen wolle,“ stellte er an den Landesherren ein Gesuch, in dem er um Wiedereinsetzung in seinen ehemaligen Besitz, ja wenn möglich in seine damaligen Dienste oder eine andere staatliche Stellung bat. Darauf ging der Herzog jedoch nicht ein, sondern ließ den Dingen ihren Lauf. Das Bauern- Gut Treisbach – so heißt nun der von Melßheimer erbaute Hof, ließ die fürstliche Kammer zu Schleusingen erst einmal „administrieren“, d.h. staatlich verwalten und zwar durch den Schulzen von Altendambach Joh. Wolfgang Zimmermann, der die Feldarbeiten an Einwohner (Nachbarn) vergab. Diese Administration dauerte von 1706 bis 1717. Das auf dem Gut gewonnene Heu und Grummet wurde verkauft. Zwischendurch sind etliche Jahre die Wiesen um 100 Gulden verpachtet worden. Später wurde das ganze Gut verpachtet. Der Postmeister von Schleusingen, Clauer, hatte es mindestens auf 6 Jahre in Pacht. Dann bekam es von 1740 bis 1746 Georg. Wilhelm Heym, der Besitzer von Keulrod. Während der ganzen Zeit wurden von den Pachtgeldern auch die fürstlichen „Allimentationsgelder“ für das Eheweib, die Kinder und Mutter des verurteilten staatl. Försters und Jagdkommissars Melßheimer bezahlt.
Im Jahr 1717 kam es zur Zwangsversteigerung des Melßheimers Besitzes in Dreisbach., wobei der Amtsvogt Steuerlein im Auftrag des Regierung, die ja Hauptgläubiger war, 2000 Gulden bot und, da kein weiteres Gebot gemacht wurde, darauf auch der Zuschlag erhielt So war das Gut nun ganz in den Händen des Landesherren, der den Melßheimers Erben eine jährliche Pauschalsumme von 500 Reichstaler gewährte, die auch später, als die Erben im Jahre 1735 erneut darum nachsuchten, nicht erhöht wurde..
Der Autor vor Ort 
Mit dem Ausscheiden der Familie Melßheimer war der Gedanke, das Dorf wieder aufzubauen, endgültig begraben. Dazu hätten mindestens 120 Acker Wald gerodet werden müssen, die einst die Felder des Dorfes waren. Wollte man die Wiesen nicht verpachten, sondern selbst bewirtschaften, so lag es nahe, aus Dreisbach ein Kammergut zu machen. Das man dies auch geplant hatte, beweist der Nutzungsanschlag eines Gutachters über die Wüstung Treisbach. Vorgeschlagen wurde ein Vorwerk oder ein Viehhof. Der Anschlag ging von einem Gesinde von 6 Personen und der Familie des Verwalters aus und rechnet vor, dass damals nur 91 Acker ohne weiteres für Ackerbau, also Winter- und Sommerkorn, Gerste und Hafer nutzbar waren, dass man ferner von 94 ¾ Acker Wiesen 70 Füderlein Heu und 18 Füderlein Grummet erwarten dürfe, dass der Gutachter drei Teiche, den großen Hausteich (1 Acker und 32 Ruten), den neuen oder sog. Stockfischteich (¾ Acker und das kleine Buchwiesenteichlein (3/5 Acker) für den Besatz mit Karpfen und Forellen für geeignet hielt und der Meinung war, dass noch mehr Teiche mit wenig Aufwand angelegt werden könnten. Auch nimmt man an, dass man an Rindvieh 50 Stück den Winter über, außerdem 20 Stück Zutreibevieh über Sommer halten könne. Bei derartigen Betrieb erwarte der Gutachter einen Reingewinn von 238 Gulden. Die Herrschaft aber betrachtete offenbar die Sache nicht so zuversichtlich, denn sie unterließ die Einrichtung eines derartigen Kammergutes.
Im Jahr 1744 gab W. Heym, Keulrod, welcher von Dreisbach jährlich etwa 70 gewöhnliche Fronfuder Heu erntete und 24 bis 25 Acker Feld bebaute, die Anregung zu einem neuen Plan: Am besten ließe sich ein Gestüt von 20 Stück Pferden zu Dreisbach selbst anlegen, weil daselbst ein gutes Wohnhaus, ausreichend Ställe, eine Scheune für Futter, gute und hinlängliche Hut und gesundes Wasser vorhanden sei. Das sei durchgehend ungemein gut und besser als das zu Kloster Veßra. Nur an Stroh fehle es, welches aber leicht zu beschaffen wäre. Er sei bereit, von seinem noch laufenden Pachtvertrag zurückzutreten, wenn man ihn für seine auf Dreisbach vorgenommene Melioration 46 Taler und 6 Bazen, für Ausbesserung des Wildzaunes und für Düngung mit 38 Taler, 9 Bazen entschädigen wolle. Auch dieser Plan blieb ein Plan und wurde nicht realisiert.
Am 1. Mai 1746 folgte auf Heym als Pächter der Stuterei-Verwalter Spatz oder Spaz der Domäne Kloster Veßra. Die Pacht belief sich auf 145 Taler, 20 Groschen., bei jährlicher Vorauszahlung. Für seine Erntefuhren von Dreisbach nach Kloster Veßra versuchte Spatz im Jahr 1751 sogar die für Veßra zu Frondienste verpflichteten Gemeinden in Anspruch zu nehmen. Das wurde ihm aber mit Recht verweigert, weil er die Frondienste nicht auf die neu erpachtete und als ein separates Werk anzusehende Bauerngut Dreisbach übertragen könne. In Dreisbach wurde aber auch immer noch Weidevieh gehalten, wie aus Berichten von 1748 hervorgeht. Am Ende seiner Pachtperiode 1752 scheint Spatz eine Änderung seines Pachtverhältnisses herbeigeführt zu haben. Denn nach einer Akte von 1752 hat der Pächter von Kloster Veßra auf den Dreisbacher Wiesen 25 bis 30 Stück Vieh gegen ein jährliches Pachtgeld von 145 Gulden und 20 Groschen, jeden Sommer in Hut und Pflege gegeben. Damit scheint der Zustand erreicht worden zu sein, der bis 1822 geherrscht hat, nämlich, dass in Dreisbach ein herrschaftlicher Wiesenwärter wohnte, der im Sommer Vieh in Hut und Pflege nahm. Das dazu gehörige Wohnhaus nebst Ställen war ja vorhanden. Das Wohnhaus war sicher dasselbe, welches Melßheimer im Jahr 1704 errichtet hatte. Das Dreisbacher Haus wird in Akten erstmals 1722, bei der Festlegung der Keulröder Hutgrenze, „die von der Rückbreche, den Fahrweg entlang zum Dreisbacher Haus verlief“, erwähnt.
nur Wiesen und Wald
Weitere Nachrichten über den Weidebetrieb in Dreisbach liegen erst aus späterer Zeit vor. Dreisbach wurde vor allem von Kloster Veßra für die Futtergewinnung genutzt. Von der Domäne durften auch 20 bis 30 Stück Rindvieh in einem großen Teil der herrschaftlichen Waldung um Dreisbach und nach der Heuernte auch auf der oberhalb des Dreisbach Hauses liegenden Röderwiesen weiden, ebenso nach der Grummeternte auf der unterhalb des Hauses liegenden zweischürigen Wiesen. Sobald diese Herde im Oktober ihr Winterquartier in Kloster Veßra bezogen hatte, nahmen Keulröder Schafe das ganze Tal in Beschlag, was von Spatz, wegen dem Dung der Schafe, gerne gesehen wurde. Die Schafe wurden bis zum Eintritt des Winters in Dreisbach ungestört gehütet. Der im Dreisbach Haus wohnende Wiesenwärter, konnte auch einige Stücke eigenes Vieh weiden lassen. Das Schleusinger Intelligenzblatt Nr. 16 von 1819 berichtete, dass auch Pensionsvieh für die „schöne und gesunde Weide beim Hirten zu Dreisbach angemeldet werden könne.“ Dass in Dreisbach meist ein Hirte mit Familie wohnte, ist für mehr als 70 Jahre durch den Rittergutsbesitzer Heym aus Keulrod bezeugt. So soll 22 Jahre lang Adam Schröpel aus Suhl und vor ihm dessen Vater Caspar 43 Jahre als Wiesenwärter und Hirte in Dreisbach gewohnt haben. Demnach hat in Dreisbach Jahrzehnte lang ein Weidebetrieb geherrscht, wo ausschließlich Rinder den Sommer und Schafe den Herbst verbrachten.. Es war also gar nicht so still und ruhig im Dreisbachtal.
Dann hat Veßra von 1820 an auf die dortige Hut verzichtet und Keulrod tat wenig später dasselbe, weil die Hut angeblich infolge Kultivierung der Röderwiesen wertlos geworden war. Mit der Aufkündigung der bestehenden Pachtverträge durch Veßra und Keulrod hat die nunmehrige Königl. Preuß. Regierung das Bauerngut offensichtlich endgültig aufgegeben. Im September 1822 erscheint im Schleusinger Intelligenzblatt Nr. 38 eine Anzeige des Landrats zum Verkauf der auf der Wüstung Dreisbach befindlichen Gebäude nebst Keller zum Abbruch und der hölzernen Brunnenleitung zum Ausgraben. Es handelt sich um ein zweistöckiges Wohnhaus, Scheune (38 mal 34 Fuß, Viehstall (54 mal 22 Fuß), Backhäuschen, Kellerhäuschen, Röhrenfahrt, die erst 1820 erneuert wurde. Wer den Hof schließlich kaufte und abgerissen hat, ist nicht überliefert. Auch das von Melßheimer 1704 kultivierte Ackerland wurde wieder dem Wald überlassen. Waren doch die meisten Felder schon nach 1634 zu Wald geworden.
Dreisbach gehörte damit zu den wenigen Ortschaften in unserer Gegend, die im 30-jährigen Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut wurden. Es blieb trotz aller Bemühungen eine Wüstung, die ab 1704 zwar wieder über ein Wohnhaus verfügte, im wesentlichen aber über einen längeren Zeitraum (ca. 120 Jahre) lediglich als Viehweide und für die Futtergewinnung herhalten musste. Auch in der Neu- und Jetztzeit werden die Wiesen im Dreisbachtal als Kuhweide genutzt. Im Grunde hat es vor allem am Willen der Sächsischen Herrschaft gefehlt, damit das Dörfchen wieder hätte entstehen und zum Leben erweckt werden können. Durch die neue Staats-Straße, (Gotha- Suhl- Hildburghausen; über Hirschbach, Erlau,) hatte es wohl auch seinen Zweck aus alter Zeit verloren, wo das Dörfchen mit großer Wahrscheinlichkeit von Fulda als Ausspanne mit Vorspannleistungen zum Bezwingen der Rückbreche angelegt worden war.


Quellen: Recherchen v. Dr. H. Wahle, Weimar - Verstreute Nachrichten aus dem heimatlichen Schriftgut

Anmerkung:
  • (1) Treisbach- treis, tris = ruhender Acker, Brache, Viehtrift, Ödland
  • (2) 1 Acker = je nach Herrschaftsgebiet 1,85-2,05 ha

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