Mittwoch, 6. Juni 2018

Der "geologische" Kleine Thüringer Wald (von C.A.)

Ein schmaler Streifen innerhalb eines Vorgebirges 
vom Thüringer Wald
Ein Höhenzug, „Kleiner Thüringer Wald“ genannt, beginnt nahe der Haardt bei Schleusingen und erstreckt sich in wechselnder Breite von 1,5 bis 2 km ungefähr 10 km weit nach Nordwesten bis über Eichenberg hinaus. Auf diesem Streifen kulturfähigen Bodens drängen sich die Ortschaften Gethles, Ahlstädt, Bischofrod, Keulrod und Eichenberg, denen der im Jahre 1631 drei Häuser zählende und ca. 1792 aufgegebene Ziegelhof zwischen Ahlstädt und Gethles hinzuzufügen ist. Geographisch und auch siedlungsgeschichtlich schließt sich, obwohl auf Buntsandstein gelegen, das Dorf Neuhof dieser Gruppe an. Inmitten des Buntsandsteinvorlandes des Thür. Waldes gelegen setzt sich dieser Höhenzug besonders aus Zechstein sowie granitischen und porphyrischen Gestein , ähnlich wie große Teile des Thüringer Waldes, zusammen. Aus diesem Grund wird er als „Kleiner Thüringer Wald“ und die o.g. Orte von Geologen und Heimatkundlern als „Zechsteindörfer" bezeichnet.
Der Kleine Thüringer Wald wird nördlich und nordöstlich begrenzt von einem weiten Gebiet des Buntsandsteins, einem reinen Waldgebiet, meist mit Fichten bestanden. Dort liegen in anmutigen Tälern die Dörfer Altendambach und Fischbach.
Bischofrod unter dem Kleinen Thüringer Wald
Begrenzt im Südwesten ebenfalls von einem auf Buntsandstein liegenden Waldgebiet zwischen Rappelsdorf, Kloster Veßra und Neuhof. Dagegen grenzt der Kleine Thüringer Wald im nordwestlichen Teil, also von Ahlstädt bis Eichenberg, in südwestlicher Richtung an das Lengfelder Becken. Besser gesagt an die Wellenkalkberge des Weißbachtals, wie Hofberg und Burg. Neben den genannten Dörfern haben flurmäßig einen ganz geringen Anteil am Kleinen Thüringer Wald Schleusingen, Rappelsdorf und Lengfeld.
In östlicher und südöstlicher Richtung grenzt er an das Schleusetal (Schleusingen, Rappelsdorf). In nordwestlicher an die Flurgrenze Eichenberg- Grub, die auch die alte Landesgrenze zwischen Sachsen- Meiningen und Königreich Preußen war. (Altes Rod, Gruber Sandberg).
So markante Berge wie Ehrenberg (658 m), Donnersberg (635 m), Feldstein ( 557 m) oder bekannte Örtlichkeiten wie Trompetereiche, Silberbrunnen, Bergbaude Lange Bahn, Rückbreche, Eiserne Hand, Dreisbachtal, liegen nicht im Kleinen Thüringer Wald.
Erwähnenswert ist der wasserreiche, zweiquellige Weißbach. Dieser hat in seinem großen Einzugsgebiet, welches hinaufreicht bis zum Schneeberg, Altendambacher Höhe, Donnersberg ein nie versiegendes Wasserreservoir. Zwischen Lengfeld und Eichenberg fließt der im Kleinen Thüringer Wald entspringende Eisenbach hinzu. In Lengfeld der Sandbach, welcher ebenfalls seine Quelle im Kleinen Thüringer Wald hat und von Ahlstädt herunterfließt.
Tourismus in den Startlöchern

Der Roßbach zwischen Ahstädt und Gethles, am früheren Zieglhof entspringend, speist einen kleinen Stausee und den Roßbachteich zwischen Neuhof und Kloster Veßra. Er fließt in die Schleuse.
Der Gethleser Bach, wahrscheinlich in seinem Quellgebiet am Roten Haak und Sandbach verlandet oder versiegt, spielt nur noch für die Ableitung von Schmelz- und Oberflächenwasser sowie der Abwässer aus Gethles eine Rolle.
Besonders lehrreich für Geologen und Interessierte sind vor allem die geologischen Besonderheiten in diesem Gebiet. So der Schlangengrund oder Ahlstädter Grund zwischen Ahlstädt und Lengfeld. Es gibt Hinweise, dass dort schon 1620, wahrscheinlich aber noch früher, Eisenstein abgebaut wurde. Erst ab 1682 gibt es darüber schriftliche Nachrichten.
Bis 1760 wurde in den Zechen „Unverhoffte Glück“, „Christbescherung“ und „Treue Freundschaft“ Brauneisenerz abgebaut. Am Steinberg lag auch die Zeche „Herrnstein“ von der im 19. Jh. für einige Jahre noch einmal Eisenstein, Spateisenerz und Schwerspat gefördert wurde. Die dortigen Stollen werden im Volksmund „Berglöcher“ genannt. Ein Bergbauversuch in Bischofrod scheiterte an der mangelnden Güte der geförderten Eisensteine.
Hier quert die alte Kupferstraße
An den nördlichen Ausläufern des Kuhbergs bei Gethles ist als geologische Formation oder Struktur unterer Zechstein zwischen zwei Parallelverwerfungen eingeklemmt, dessen Kalke durch Metamorphose in Eisenerz umgewandelt worden waren. Hier wurden wahrscheinlich ebenfalls schon ab 1620 Bergbauversuche unternommen. Nach Juncker (1) sind 1630 im Sand einer Grube kleine Mengen Gold ausgewaschen worden. Aber erst 1691 wird ein Eisenbergwerk schriftlich erwähnt. Beim Abbau von Eisenerz wird auch Spat, Kupfer, Silber und Kobalt gefunden. 1718 wird an gleicher Stelle die Zeche „Eiserne Maske“ gegründet. Es werden weiterhin schriftlich nachgewiesen: 1718 /1727 eine Kupfer- und Silberzeche und 1722 eine Kobalt Erzgrube. Erst nach 2010 wurde im Archiv Meiningen ein Brief des Schleusinger Münzmeisters Jörg Emeß an den Grafen Wilhelm IV. v. Henneberg-Schleusingen aufgefunden, in dem von einem Silberbergwerk in Gethles schon um 1504 berichtet wird. Der Brief ist datiert: Am St. Michaelistag zu 1504 ! (Siehe: Eine Chronik der Dorfgemeinde Gethles 1504)
Schließlich unrentabel, wird der ärmliche Bergbau 1769 aufgegeben. Von der Zeche „Neuwerks Glück“ - sie war im Besitz der Aktiengesellschaft „Hennebergia“ in Suhl- wird von 1850 bis 1856 noch einmal gutartiges Brauneisenerz nach Suhl an den dortigen Hochofen geliefert. (Siehe auch Heft 3: Nachrichten über den Bergbau in Gethles.)
Gethles mit alten Terrassenfeldern
In den 30er Jahren des 20. Jh. ist in der Nähe der früheren Tongrube von einem auswärtigen Unternehmer ein Schacht angelegt und Schwerspat gefördert worden. Das „Bergbauunternehmen“ wurde aber bald wieder aufgegeben. Der Schacht ist nach dem 2. Weltkrieg zugeschüttet und eingeebnet worden. In der Gethleser Flur stößt man auch heute noch auf sog Pingen, d. s. Bodenvertiefungen, die auf den ärmlichen und primitiven Bergbau von damals hinweisen, der sich nie rechnete und die Erwartungen erfüllt.
In den 1950er Jahren. zeigte die Wismut AG, die den Uranabbau in der DDR betrieb, großes Interesse an der Zechsteinflur Gethles und führte Probebohrungen durch. In der Folge wurden dann aber nur auf dem Friedberg und im Hirschbacher und Erlauer Gebiet für einige Jahre Uranverbindungen im Buntsandstein abgebaut.
Von 1985 bis zur Wende 1990 erfolgten dann weitere aufwendige Erkundungsbohrungen bei Gethles. Entsprechend den Veröffentlichungen des „Verein für Hennebergische Bergbaugeschichte Suhl e.V.“ sollen dabei ca. 1 Mill. Tonnen Schwer- u. Flussspat erkundet worden sein, der in einer Tiefe bis 300 m bei Gethles lagert.



Anmerkungen:

(1) Siehe „Juncker: „Ehre der gefürsteten Grafschaft Henneberg“ Band I (Kreisarchiv Hibu)

Quelle: „ Geologie der Kleinen Thür. Waldes“ von M. Tornow u. Schriften des Henneb. Geschichtsvereins.

G.Heß: „Eine Chronik der Dorfgemeinde Gethles“

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