Sonntag, 17. Juni 2018

„Der Hexenhügel - der größte vergessene Grabhügel Mitteleuropas?“


Der Hexenhügel: Dimension und Bewuchs erschweren 
die Darstellung
Der Hexenhügel ist ein kleiner Berg, der auf einem großen Berg künstlich aufgeschüttet wurde. Trotzdem misst er immer noch über 100 Meter Durchmesser und vielleicht 15 Meter Höhe. Er liegt im Norden eines markanten aber namenlosen Höhenzuges zwischen Heldburg und Gleicherwiesen im sog. Unterland am Rande des alten fränkischen Grabfeldgaus (Siehe Karte, Legende ganz unten). Das ist Siedlungsland seit den ersten Bauern vor 6500 Jahren! Der Archäologie ist auf dem Bergrücken aber nur ein kleines geplündertes bronzezeitliches Hügelgrab zwischen Schießergrund und den Pfingshutschlägen bekannt. Heimatforscher vermuten im Hexenhügel ein gigantisches ungeöffnetes vorzeitliches Hügelgrab, größer als das Fürstengrab von Leubingen, höher als der Tumulus von St. Michel in der Bretagne.
Das prähistorische Umfeld des Hexenhügels
Es liegt gegenüber den Gleichbergen bei Römhild, die große prähistorische Oppida getragen haben. Auch in unmittelbarer Nachbarschaft des Hexenhügels soll es mehrere frühzeitliche Wallanlagen gegeben haben. Damit könnte der Hexenhügel später ein heidnischer Kultplatz gewesen sein, der während der Christianisierung, wie üblich, mit einer Kapelle bebaut oder - wie hier - mit einem Fluch belegt wurde.
Seit Jahren wird der völlig zugewachsene Kegel zwischen Gleicherwiesen und Haubinda von einer kleinen Gruppe hiesiger Geschichtsinteressierter belauert. Das sind Leute aller Couleur, die sich besonders den prähistorischen Siedlungsstrategien ihrer Heimat widmen. Dabei betreiben sie ausschließlich Theoretische Archäologie, ohne Grabungen oder Eingriffe in die Natur: Rein nach den Spurenmustern, die unsere Altvorderen in der Landschaft hinterließen.
Der Hexenhügel in den Strängen des prähistorischen 
Nord-Süd-Kontinentalweges
Sie haben viel zu tun. Ihre Geländebegehungen erbrachten immerhin jede Menge Indizien für frühzeitliche Siedlungsverdachtsplätze nahezu über jedem Dorf rund um den markanten Höhenrücken. Auch zum Hexenhügel trugen sie alle relevanten Informationen zusammen und versuchen diese nun in die Öffentlichkeit zu bringen. Wissenschaftsjournalisten unter ihnen haben im Medienzentrum Henneberger Land e.V. sogar einen Film über den mutmaßlich bronzezeitlichen Grabhügel gedreht. Unumwunden geben sie zu: Am liebsten würden sie ihn öffnen. Das aber ist nach dem Thüringer „Schatzregal“ verboten - für die Hobbyforscher ein verschenktes Potential für Wissenschaft und Tourismus in der Region. Sie überlegen, wie die zuständige archäologische Verwaltung für den Fall begeistert werden könnte. Denn sie sind sich ziemlich sicher, einer historischen Sensation auf der Spur zu sein, ähnlich der Himmelscheibe von Nebra. Ihre Indizien:
Der Hexenhügel (rot) und die mutmaßlichen befestigten
Höhensiedlungen rundum

1. Da sind die Flurnamen ringsum, typisch für die Bezeichnung der ersten Germanen um die Zeitenwende für die übriggebliebenen Erdwerke ihrer keltischen Vorgänger (Hainberg, Hundrücken, Steinhag, Wildberg, Alter Stein etc.). Dazu kommen fremde Bezeichnungen, die niemand definieren kann und aus einer vorgermanischen Zeit stammen müssen (Gelig, Bleckers, Strauf, Haubinda).

2. Die Morphologie des Hügels schließt eine natürliche Entstehung aus. Der ganze Kollos besteht aus reiner Erde - ein sonst geologisch notwendiger Felsen fehlt. Selbst wenn tief in seinem Inneren ein Basaltstock stehen würde - die „aufgesetzte“ Struktur spricht Bände.
Die Gleichberge

3. Auf Sichtweite findet sich eine hohe Dichte bereits bekannter frühzeitlicher Siedlungen: Steinsburg, Bernberg (Großer Gleichberg), Widderstatt, Haiger, Platte, Alteburg, Wartberg und die erste Bebauung auf der Heldburg.

4. Der Kammweg am Hexenhügel gliedert sich mit seinen Hohlwegen an beiden Enden in die Stränge der alten Heer- und Handelsstraße von Italien nach Skandinavien ein. In unserer Region wird diese als Kupferstraße beschrieben. Diese Variante hier ist sogar die „trockenste“, vielleicht auch die älteste: Für die unbefestigten Wege damals war es unabdingbar, die feuchten Niederungen - insbesondere südlich der Gleichberge - zu umgehen. Solche nachgewiesenen Urwege waren mindestens alle 20 Kilometer - dem Tagespensum eines Ochsenfuhrwerkes - mit einer befestigten Höhensiedlung gesichert.
Typisches Hügelgrab

5. Da Gräber zu jeder Zeit unmittelbar neben den dazugehörigen Siedlungen lagen und diese ein gewisses Verteidigungspotential brauchten, scheinen die Erbauer des Hexenhügels da oben auf dem Mühlberg, dem Vogelherdskopf und dem Kuhberg in der Nachbarschaft gewohnt zu haben. Alle zeigen künstlich versteifte Abhänge, eine eingeebnete Wohnfläche, mutmaßliche Hausgruben, Schanzen und Konzentrationen künstlich bearbeiteter Steine. Auf dem sog. Stieg über Westhausen kommen zu den genannten Relikten noch Steinwälle an den Rändern dazu, auf der Höhe über Seidingstadt hohe Terrassen, zwischen Pfingsthut und Linsenmühle zerstörte Großsteingräber mit riesigen Deckplatten, und auf dem Berg über Völkershausen steht der bekannte und damit geplünderte Grabhügel. Der Berg-Sportplatz von Westhausen wäre ebenfalls ein Kandidat, gäbe es da nicht so viele neuzeitliche Erdbewegungen. Vermutlich aber hat es auch außerhalb der Befestigungen Weiler auf der gesamten Hochebene gegeben. Die Wiese und der Wall nördlich der Hermann Lietz-Schule von Haubinda müssen aus der Neuzeit stammen.

6. In alten Karten wurde der Hexenhügel bereits als „Hünengrab“ eingezeichnet.
Typische befestigte Höhensiedlung der Bronzezeit

7. Es gibt mehrere Hexen-„Erhebungen“ im deutschsprachigen Raum (Bsp. siehe Karte!), einer, nicht weit, zwischen Meiningen und Obermaßfeld. Alle können mit Höhensiedlungen in der Zeit um 700 v. Chr. in Verbindung gebracht werden. Der am Flughafen Koblenz über Winningen könnte fast als Zwillingsbruder durchgehen: Auch er liegt an der Spitze eines Bergsporns, neben einem Abschnittswall-Verdachtsplatz, über einer Furt - ebenfalls vergessen. Im österreichischen Burgenland wurde der „Hexenhügel von Krensdorf“ sogar ausgegraben. Er ist höchstens ein Drittel so groß wie der über Gleicherwiesen, brachte aber reiche hallstattzeitliche Funde.

8. Bei eher zufällig entstandenen Untersuchungen am Hexenhügel im Grabfeld mit einem Georadar, wie es etwa auch von der Deutschen Bergsicherung eingesetzt wird, konnte auf dem vermuteten Hügelgrab wirklich in 8 m Tiefe ein Hohlraum lokalisiert werden.
Stimmt das Muster solcher strategisch
 angelegter Höhensiedlungen?

9. Aus anderen untersuchten Hügelgräbern ist bekannt: Umfang und Wert der Grabbeigaben steigt linear mit deren Größe.

10. Dr. Mathias Seidel, Landesarchäologe im Steinsburgmuseum hält eine Interpretation als Grabhügel für möglich, fordert aber Beweise.

Denn natürlich gibt es auch Gegenargumente und Fragen:

1. Der Hügel wäre beispiellos und ist viel zu groß! Dabei finden sich in Südthüringen einige verdächtige große Hügel, die nicht „in die Geologie“ passen. Dafür stehen die ganzen Ölhaugs und -berge um die Geba herum, der Spitzberg bei Waldfisch oder der markante Aufwurf am Abhang des Eichenberges im Kleinen Thüringer Wald. Auch in seinem Umfeld wäre der Hexenhügel keine Besonderheit. Als spitzkegelige Erdaufwürfe präsentieren sich auch mehrere Hügel um Gleicherwiesen, außerdem der Kiliansberg südlich von Westhausen, der Weinberg nördlich von Gompertshausen oder der Galgenberg nordwestlich von Gellershausen. Gerade Galgenberge gibt es wieder hundertfach in Deutschland und überall dort, wo sie geöffnet wurden kamen bronzezeitliche Körpergräber und nicht die vermuteten Hinrichtungsopfer aus dem Mittelalter zum Vorschein.
Die Heldburg nebenan war schon von Kelten besiedelt gewesen

2. Warum wurde der mutmaßliche Grabhügel aber nie, wie die meisten anderen, geplündert? Exemplarisch dafür steht der nicht weitab liegende sog. Kapellenberg zwischen Bedheim und Stressenhausen. Mit seiner unnatürlichen „Kerbe“ gibt er sich als typisches geplündertes „Hünengrab“ zu erkennen, wie Tausendfach in Europa geschehen. Seine Schöpfer müssen übrigens entweder auf dem Hügel gleich östlich mit seinen auf Luftbildern erkennbaren Ringstrukturen campiert haben, bzw. auf dem Alten Weinberg südlich. Vielleicht war der Höhenzug des Hexenhügels während der Keltenzeit schon gar nicht mehr bewohnt? Die nachfolgenden Germanen jedenfalls siedelten nur noch an seinen Rändern im Tal. Die bronzezeitliche Heer- und Handelsstraße entlang des Kammes muss demnach aufgegeben worden sein. Vielleicht ist der Hexen-Name ja auch der Grund, warum er von den abergläubischen frühen Christen nie geplündert wurde. Wer käme auch auf die Idee, in solch einem großen Hügel ein Grab zu vermuten. Heutige Schatzsucher mit ihren Metalldetektoren beißen sich an solch einem Brocken, wegen der Tiefe der möglichen Artefakte, sowieso die Zähne aus.
Der namenlose Höhenzug mit Hermann Lietz-Schule

3. Wo sind die zu erwartenden Befestigungen im Süden des Höhenzuges? Typisch wären sie nämlich an allen Talabgängen des Kammweges. Die Flurnamen Hartberg und Kreuzberg sowie die tiefen Hohlwege zeigen zwar den Aufstiege von Altstraßen aus Richtung Heldburg und Hellingen an, eine Höhensiedlung aber ist nirgends eindeutig auszumachen.

Trotz aller Unwägbarkeiten: Die Experten kennen den Hexenhügel und haben so ihre eigenen Theorien. Der ehemalige Chef des Steinsburgmuseums und Landesdenkmalpfleger Wilfried Büttner vermutete in ihm einen künstlichen Aussichtspunkt an der später hier vorbei führenden Landwehr im Hochmittelalter. Das wäre für diese Erdwerke des Mittelalters beispiellos. Er lehnte eine Ausgrabung konsequent ab und vertröstete auf die Möglichkeiten kommender Generationen.
Ähnliche Reaktionen haben unsere Hexenhügel-Forscher auch von anderen Archäologen erlebt. Ihre Fundmeldungen über neue Gräber, Steinwälle, Siedlungsverdachtsplätze, künstliche Steinritzungen, sogar Steinskulpturen werden als „natürlich entstanden“ oder „neuzeitlich geschaffen“ abgetan. Trotz eines gewissen Verständnisses für solche Ignoranz - die Experten werden mit sinnlosen Anfragen überrannt - ihr Job wäre es, geschichtlich Bedeutsames von unwichtigen Funden zu unterscheiden. Für Vor-Ort-Begehungen aber gibt es keine Zeit oder kein Interesse. Auch nicht am Hexenhügel!
Beispiel eines Fundes der Heimatforscher: Natürlich
entstanden? Spaß eines Esoterikers?
 Oder megalithischer Opfertisch?
Trotzdem lassen sich die Hobbyarchäologen nicht abschrecken. Sie wollen keine Anerkennung für sich, sondern für die Geschichte ihrer Heimat. Die Ausgrabung des Hexenhügels könnte hier als Knalleffekt wirken. Fachmännisch geöffnete Prunkgräber unserer Altvorderen wirken nämlich andernorts als zugkräftige Touristenmagneten, wie z. B. auf dem Glauberg in Hessen oder dem Mittelberg in Sachsen- Anhalt Himmelsscheibe). Doch archäologische Untersuchungen sind teuer. Bisher hat sich zwar noch kein großzügiger Sponsor gefunden, aber die umliegenden Agrarbetriebe signalisierten schon ihre Bereitschaft, mit Technik zu unterstützen. An ehrenamtlichen Helfern sollte es auch nicht mangeln. Aber da die verantwortlichen Denkmalpfleger andere Prioritäten setzen, wird der umstrittene Berg wohl noch einige Zeit sein Geheimnis hüten müssen …


Legende zur Karte

- Rote Linie: Höhenwege
- Drei Ringe: Frühe befestigte Höhensiedlungen
- Drei Punkte: andere Hinweise auf den Urweg

Weitere Informationen siehe Post „Kupferstraße“ in diesem Blog!

Mittwoch, 6. Juni 2018

Der "geologische" Kleine Thüringer Wald (von C.A.)

Ein schmaler Streifen innerhalb eines Vorgebirges 
vom Thüringer Wald
Ein Höhenzug, „Kleiner Thüringer Wald“ genannt, beginnt nahe der Haardt bei Schleusingen und erstreckt sich in wechselnder Breite von 1,5 bis 2 km ungefähr 10 km weit nach Nordwesten bis über Eichenberg hinaus. Auf diesem Streifen kulturfähigen Bodens drängen sich die Ortschaften Gethles, Ahlstädt, Bischofrod, Keulrod und Eichenberg, denen der im Jahre 1631 drei Häuser zählende und ca. 1792 aufgegebene Ziegelhof zwischen Ahlstädt und Gethles hinzuzufügen ist. Geographisch und auch siedlungsgeschichtlich schließt sich, obwohl auf Buntsandstein gelegen, das Dorf Neuhof dieser Gruppe an. Inmitten des Buntsandsteinvorlandes des Thür. Waldes gelegen setzt sich dieser Höhenzug besonders aus Zechstein sowie granitischen und porphyrischen Gestein , ähnlich wie große Teile des Thüringer Waldes, zusammen. Aus diesem Grund wird er als „Kleiner Thüringer Wald“ und die o.g. Orte von Geologen und Heimatkundlern als „Zechsteindörfer" bezeichnet.
Der Kleine Thüringer Wald wird nördlich und nordöstlich begrenzt von einem weiten Gebiet des Buntsandsteins, einem reinen Waldgebiet, meist mit Fichten bestanden. Dort liegen in anmutigen Tälern die Dörfer Altendambach und Fischbach.
Bischofrod unter dem Kleinen Thüringer Wald
Begrenzt im Südwesten ebenfalls von einem auf Buntsandstein liegenden Waldgebiet zwischen Rappelsdorf, Kloster Veßra und Neuhof. Dagegen grenzt der Kleine Thüringer Wald im nordwestlichen Teil, also von Ahlstädt bis Eichenberg, in südwestlicher Richtung an das Lengfelder Becken. Besser gesagt an die Wellenkalkberge des Weißbachtals, wie Hofberg und Burg. Neben den genannten Dörfern haben flurmäßig einen ganz geringen Anteil am Kleinen Thüringer Wald Schleusingen, Rappelsdorf und Lengfeld.
In östlicher und südöstlicher Richtung grenzt er an das Schleusetal (Schleusingen, Rappelsdorf). In nordwestlicher an die Flurgrenze Eichenberg- Grub, die auch die alte Landesgrenze zwischen Sachsen- Meiningen und Königreich Preußen war. (Altes Rod, Gruber Sandberg).
So markante Berge wie Ehrenberg (658 m), Donnersberg (635 m), Feldstein ( 557 m) oder bekannte Örtlichkeiten wie Trompetereiche, Silberbrunnen, Bergbaude Lange Bahn, Rückbreche, Eiserne Hand, Dreisbachtal, liegen nicht im Kleinen Thüringer Wald.
Erwähnenswert ist der wasserreiche, zweiquellige Weißbach. Dieser hat in seinem großen Einzugsgebiet, welches hinaufreicht bis zum Schneeberg, Altendambacher Höhe, Donnersberg ein nie versiegendes Wasserreservoir. Zwischen Lengfeld und Eichenberg fließt der im Kleinen Thüringer Wald entspringende Eisenbach hinzu. In Lengfeld der Sandbach, welcher ebenfalls seine Quelle im Kleinen Thüringer Wald hat und von Ahlstädt herunterfließt.
Tourismus in den Startlöchern

Der Roßbach zwischen Ahstädt und Gethles, am früheren Zieglhof entspringend, speist einen kleinen Stausee und den Roßbachteich zwischen Neuhof und Kloster Veßra. Er fließt in die Schleuse.
Der Gethleser Bach, wahrscheinlich in seinem Quellgebiet am Roten Haak und Sandbach verlandet oder versiegt, spielt nur noch für die Ableitung von Schmelz- und Oberflächenwasser sowie der Abwässer aus Gethles eine Rolle.
Besonders lehrreich für Geologen und Interessierte sind vor allem die geologischen Besonderheiten in diesem Gebiet. So der Schlangengrund oder Ahlstädter Grund zwischen Ahlstädt und Lengfeld. Es gibt Hinweise, dass dort schon 1620, wahrscheinlich aber noch früher, Eisenstein abgebaut wurde. Erst ab 1682 gibt es darüber schriftliche Nachrichten.
Bis 1760 wurde in den Zechen „Unverhoffte Glück“, „Christbescherung“ und „Treue Freundschaft“ Brauneisenerz abgebaut. Am Steinberg lag auch die Zeche „Herrnstein“ von der im 19. Jh. für einige Jahre noch einmal Eisenstein, Spateisenerz und Schwerspat gefördert wurde. Die dortigen Stollen werden im Volksmund „Berglöcher“ genannt. Ein Bergbauversuch in Bischofrod scheiterte an der mangelnden Güte der geförderten Eisensteine.
Hier quert die alte Kupferstraße
An den nördlichen Ausläufern des Kuhbergs bei Gethles ist als geologische Formation oder Struktur unterer Zechstein zwischen zwei Parallelverwerfungen eingeklemmt, dessen Kalke durch Metamorphose in Eisenerz umgewandelt worden waren. Hier wurden wahrscheinlich ebenfalls schon ab 1620 Bergbauversuche unternommen. Nach Juncker (1) sind 1630 im Sand einer Grube kleine Mengen Gold ausgewaschen worden. Aber erst 1691 wird ein Eisenbergwerk schriftlich erwähnt. Beim Abbau von Eisenerz wird auch Spat, Kupfer, Silber und Kobalt gefunden. 1718 wird an gleicher Stelle die Zeche „Eiserne Maske“ gegründet. Es werden weiterhin schriftlich nachgewiesen: 1718 /1727 eine Kupfer- und Silberzeche und 1722 eine Kobalt Erzgrube. Erst nach 2010 wurde im Archiv Meiningen ein Brief des Schleusinger Münzmeisters Jörg Emeß an den Grafen Wilhelm IV. v. Henneberg-Schleusingen aufgefunden, in dem von einem Silberbergwerk in Gethles schon um 1504 berichtet wird. Der Brief ist datiert: Am St. Michaelistag zu 1504 ! (Siehe: Eine Chronik der Dorfgemeinde Gethles 1504)
Schließlich unrentabel, wird der ärmliche Bergbau 1769 aufgegeben. Von der Zeche „Neuwerks Glück“ - sie war im Besitz der Aktiengesellschaft „Hennebergia“ in Suhl- wird von 1850 bis 1856 noch einmal gutartiges Brauneisenerz nach Suhl an den dortigen Hochofen geliefert. (Siehe auch Heft 3: Nachrichten über den Bergbau in Gethles.)
Gethles mit alten Terrassenfeldern
In den 30er Jahren des 20. Jh. ist in der Nähe der früheren Tongrube von einem auswärtigen Unternehmer ein Schacht angelegt und Schwerspat gefördert worden. Das „Bergbauunternehmen“ wurde aber bald wieder aufgegeben. Der Schacht ist nach dem 2. Weltkrieg zugeschüttet und eingeebnet worden. In der Gethleser Flur stößt man auch heute noch auf sog Pingen, d. s. Bodenvertiefungen, die auf den ärmlichen und primitiven Bergbau von damals hinweisen, der sich nie rechnete und die Erwartungen erfüllt.
In den 1950er Jahren. zeigte die Wismut AG, die den Uranabbau in der DDR betrieb, großes Interesse an der Zechsteinflur Gethles und führte Probebohrungen durch. In der Folge wurden dann aber nur auf dem Friedberg und im Hirschbacher und Erlauer Gebiet für einige Jahre Uranverbindungen im Buntsandstein abgebaut.
Von 1985 bis zur Wende 1990 erfolgten dann weitere aufwendige Erkundungsbohrungen bei Gethles. Entsprechend den Veröffentlichungen des „Verein für Hennebergische Bergbaugeschichte Suhl e.V.“ sollen dabei ca. 1 Mill. Tonnen Schwer- u. Flussspat erkundet worden sein, der in einer Tiefe bis 300 m bei Gethles lagert.



Anmerkungen:

(1) Siehe „Juncker: „Ehre der gefürsteten Grafschaft Henneberg“ Band I (Kreisarchiv Hibu)

Quelle: „ Geologie der Kleinen Thür. Waldes“ von M. Tornow u. Schriften des Henneb. Geschichtsvereins.

G.Heß: „Eine Chronik der Dorfgemeinde Gethles“