von Achim Heß und Gerhard
Fleischmann, 9. Mai 2017
- Wünschberg oder Wunschberg (nach alten Flurkarten) über Oberkatz, vielleicht einer der schönsten bronzezeitlichen Siedlungsplätze nördlich der Alpen, sieht man vom beispielgebenden Ipf am Nördlinger Ries ab. Es müsste sich nur mal ein offizieller Archäologe daran machen. Denn die vollkommene Belegung des Wünschberges durch Trockenrasen weist auf eine jahrtausendelange landwirtschaftliche Nutzung hin. Neben den untersuchten Gräbern scheint es dort durchaus weitere vielversprechende Steinhügel zu geben. Der Name Wünschberg assoziiert eine ähnliche Interpretation wie bei den vielen „Questen“-Bergen (Anfrage, Begehr?) andernorts in Deutschland.
Die rundumführenden Terrassen am Hang scheinen
erst nach 1200 v. Chr. hinzu gekommen zu sein. Deutlich zu erkennen aber ein
breiter, fast steinloser Streifen, der diese Stufen dann wieder als Fläche durchbricht.
An ihm zieht sich nicht nur ein großer Steinwall in die Höhe, sondern auch eine
Rinne. Ein Hohlweg aber kann das nicht sein, denn die treten erst seit dem
Mittelalter hervor. War das alles eine aufwendige Teilung des Berges zur seiner
Befestigung? Typisch auch, dass die Grabhügel außerhalb des so entstandenen
Siedlungsplatzes gelegen haben. Die „Löcher“ auf dessen Spitze scheinen aber
erst von einem späteren Steinbruch herzurühren.
Fasst man die ganze Indizienliste nun zusammen, könnte folgender historischer Ablauf um und auf der Geba wahrscheinlich sein:
Deutlich sind im Stein 4 Kreuzungen zu erkennen, von denen ein Weg zu
einer wahrscheinlichen befestigten Siedlung mit deutlichen Schanzen führt, der andere
zu einem Altsteinbruch gegenüber. Selbst dieser ist als Loch eingemeißelt. Bei
unserer Suche deutschlandweit sind uns Hunderte solcher stummen Zeugen am Weg untergekommen, so
etwas aber haben wir noch nicht gesehen. Sie müssen vor der Christianisierung
entstanden sein, denn danach kamen als Richtungsanzeiger Kreuze in Gebrauch.
Germanen wiederum hatten es nicht so mit der Steinbearbeitung. Sind wir hier
einem keltischen Wegweiser auf der Spur? Was will ein Forscherherz mehr…
Der geschätzte Leser wird gebeten, in diesem Artikel zwischen Indikativ und Konjunktiv zu unterscheiden. Sicher liegen wir mit dieser oder jener Schlussfolgerung daneben, aber manche renommierte Ausgrabungsstätte wäre froh, wenn sie nur einen Bruchteil solcher Indizien vorweisen könnte. Heimatforscher werden sicher noch andere Hinweise kennen oder finden. Vielleicht ist ja auch die eine oder andere Anregung für die Chronisten der Region dabei. Mehr - aber auch nicht weniger - will dieser Beitrag bezwecken.
Der Gebaberg in der Rhön |
Die Rhöndörfer Ober- und
Unterkatz wollen 2024 das 1150. Jubiläum ihrer Ersterwähnung feiern. Das
jedenfalls impliziert die Fuldaer Schenkungsurkunde einer ‚Gräfin’ Cunihilt aus
dem Jahr 874, die mit dem Siedlungsort „Kazaha“ einen gemeinsamen Ursprung
vermuten lässt. Wir möchten den beiden Gemeinden vorschlagen, mindestens 3000
Jahre drauf zu schlagen. Denn die Steingräber auf dem Wünschberg nebenan stammen
ja nachgewiesenermaßen aus der Bronzezeit (2200-800 v.Chr.). Krönung der
Siedlungstätigkeit in der Frühzeit aber muss eine Befestigung auf der Hohen Geba
gewesen sein, vielleicht von 1200 bis 100 vor der Zeitrechnung. Natürlich haben
wir dafür weder archäologische noch schriftliche Beweise. Aber es gibt 14
wissenschaftlich ansetzbare Indizien dafür und die Frage müsste eigentlich
lauten: Wieso sollte da keine
Keltensiedlung gestanden haben?
1.
Das Gebiet um
den Gebaberg strotzt nur so von bekannten archäologischen Hinterlassenschaften.
Bereits Ludwig Bechstein ließ 1837 hier erfolgreich graben. 1909 konnte Alfred
Götze in seinen „Vor- und frühgeschichtlichen Altertümern Thüringens“ schon Dutzende
Funde von hier auflisten. Leider haben die Archäologen vor 180 Jahren noch
nicht so großen Wert auf ihre Dokumentationen gelegt. Viel bleibt da noch im Unklaren.
Noch trauriger aber erscheint die Tatsache, dass sich seit dem diesbezüglich kaum
etwas an der Geba getan hat. Schlussfolgerungen gibt es gar nicht. Da
vorzeitliche Gräber aber immer in Sichtweite und nie weiter als eine Stunde
Fußmarsch entfernt von einer dazugehörigen Siedlung gelegen haben, könnte es
ein halbes Dutzend davon gegeben haben. Götze gibt folgende Funde an, denen ich
in Klammern einen mutmaßlichen Wohnplatz anfüge:
Fiktive Kelten |
-
Bettenhausen:
ein Grab mit Bronzearmring, ein Grabhügel am Hutsberg mit „Asche-Urnen“, also aus
der Urnenfelderzeit (1200 800 v. Chr.), dazu ein „Hexentanzplatz“ (Siedlung Neuenberg, Hutsberg, Roter Bühl)
-
Dörrensolz: 16
Grabhügel im Hainich, darunter ein reiches Bronzegrab, wieder zwei Brandgräber (wahrscheinlich
Bildstein)
-
Herpf: im Eichig
5 Grabhügel aus der Urnenfelderzeit (Eichigkopf)
-
Oberkatz: ein
Steinhügel auf dem Wünschberg mit einem Skelett, ein Grab mit Bronzenadeln und
Eisenmesser, außerdem Armringe als Einzelfunde (Wünschberg)
-
Unterkatz: südlich
des Dorfes ein Grabhügel mit wertvollem Bronzediadem, als Einzelfunde wieder Armringe,
ein weiterer Grabhügel mit Bronzeringen und -fibeln (Steinberg über Wahns?)
-
Aschenhausen:
5 Hügelgräber aus der Bronzezeit, die geöffneten mit Skelett und einer Klinge,
eventuell Urnennachbestattungen, auf dem Leichelberg ein Steinhügel mit
immerhin 15 m Durchmesser (Diesburg)
-
Wohlmuthausen:
keltische Gräber (Wallenberge)
Diese
Artefakte sind in aller Welt verstreut oder verschollen. Die Gräber
verschwinden nach und nach. Auf dem Köpfchen bei Unterkatz mit ehemals 16
Hügeln ist nur noch einer neben der Sandgrube da oben auszumachen. Peter und
Ute Donat hatten 1963 schon große Probleme, die von Götze aufgelisteten Anlagen
wieder ausfindig zu machen. Kathrin Ebner konnte in ihrer Dissertation 2001 nur
noch die Quellen zu Rate ziehen.
2.
Obwohl in der
Rhön jeder zweite Berg eine Keltensiedlung getragen haben könnte, häufen sich diese
doch um den Gebaberg herum, ja sie scheinen ihn wie einen Ring umschlossen zu haben.
Dazu müssen wir uns natürlich alle Dörfer in den Tälern wegdenken. Archäologisch
nachgewiesen sind:
-
die Diesburg
bei Oberkatz/Aschenhausen: Steinwall aus
der vorrömischen Eisenzeit
-
die Alte Mark
bei Erbenhausen: keltischer Ringwall aus Trockenmauern, dazu Brandspuren
-
die Warte südlich
von Bettenhausen mit Abschnittswall und typischen „Kirchberg“,
-
Schanzen auf
dem Oberen Berg südlich von Melkers
3.
Doch auch das
Geba-Massiv mit den direkt vorgelagerten Bergkuppen selbst scheint mindestens
drei befestigte prähistorische Siedlungen getragen zu haben. Eindeutig ist noch
heute ein langer Steinaufwurf zu erkennen, der die südlichste Nase der Kleinen
Geba komplett absperrt.Er umschließt als Abschnittswall ein befestigtes Areal
von etwa einem Hektar, das in seiner Fortführung noch als Schanzterrasse rundum
erkennbar ist. Dazu ist der Wall höher als beispielsweise der um den Baier bei
Dermbach und von der Verwitterung und Bemoosung her wahrscheinlich auch älter.
Diese verfallene mutmaßliche ‚Trockenmauer’ (früher typisch mit hölzernem
Fachwerk gestützt) scheint unter Heimatforschern bekannt zu sein und ich frage
mich, warum so etwas nicht publiziert wird.
Kompletter Abschnittswall an der Kleinen Geba |
4.
Die Hohe Geba
wiederum strotzt nur so vor Siedlungszwängen, wie es die Archäologen nennen: Eine
sichere Höhe, die geschützte landwirtschaftliche Nutzfläche, 6 Quellen direkt in den Höhenlagen, Fernsicht für
den Kontakt mit den anderen nachgewiesenen Keltenwällen, besonders auf dem
Dolmar, den Gleichbergen und denen auf der Hochrhön(Siehe auch Sage vom Riesen,
der mit dem einen Bein auf dem Dolmar und dem anderen auf der Geba steht, Wucke,
1864).
Die größten Feldterrassen Europas an der Hohen Geba? |
5.
Die gesamte
Geba ist von riesigen Ackerterrassen umschlossen. Der typische Magerrasen
deutet auf übermäßige Bewirtschaftung hin. Die Stufenwerke im Süden gehören zu
den größten in ganz Europa. Agrarwissenschaftler legen solche Terrassen gerne
ins krisenhafte 14. Jahrhundert, wohlwissend, dass es darüber nirgends
irgendwelche Aufzeichnungen gibt. Außerdem: Welchen Sinn sollten sie für die
mittelalterlichen Dörfer rund um die Geba machen? Dazu braucht man sich nur das
begnadete Flächenangebot dort anschauen, die Möglichkeit ohne großen Aufwand zu
meliorieren, die Versorgung einer Bauernfamilie mit einem Hufe annehmen (etwa
30 Morgen gleich 7,5 Hektar) und die hochmittelalterlichen Dörfer mit etwa
50-60 Familien ansetzen. Da musste sicher niemand irgendwelche Terrassenfelder in
abschüssigen Höhenlagen anlegen. Die deuten hier eher auf den verzweifelten Schutz
vor Erosionen hin, was bei Dauerregen unablässig ist. Dieser muss beim
nachgewiesenen Klimakollaps in Europa nach 1200 v. Chr. aufgetreten sein, der
zunächst die Urnenfelder-, dann die Hallstatt- und später die Latène-zeitlichen
Kelten in starkem Maße beeinflusst hat (Siehe: „Late Bronze Age collapse” in
der englisch sprachigen Wikipedia!). Die extrem aufwendigen Stufen an der Geba können
nur von hunderten oder gar tausenden Menschen im Laufe von mehreren
Jahrhunderten geschaffen worden sein.
Bitte "Groß" klicken |
6. Für die
Hochfläche auf dem Gebaberg kommt nun eine sogenannte prähistorische Doppelsiedlung in Frage (Siehe Karte!), wie auf
der Ehrenbürg bei Forchheim, dem Dolmar, dem Staffelberg, den Gleichbergen,
sowie beim Öchsen und Dietrichsberg nachgewiesen. Der eine Ort könnte auf der
nordöstlichen Hochfläche (unter der ehemaligen russischen Radarstation (1960-90)
gelegen haben. Dort ist das Gelände zwar bis zur Unkenntlichkeit deformiert,
aber im Wald dahinter sind kleine künstliche Schanzterrassen zu erkennen. Außerdem
umschließt eine fast durchgehende Hangkante das nördliche Plateau. Wichtigstes
Indiz aber scheinen jene zwei zerstreuten Großsteingräber zu sein, die westlich
davon auf der Wiese liegen. Nach den Mustern solcher Anlagen (Sichtweite, fußläufig
leicht erreichbar) scheint eine Siedlung auf der Gebaspitze wahrscheinlich.
7.
Die zweite Befestigung
muss auf dem südlichen Bergplateau gelegen haben, dass heute zur Hälfte von dem
stillgelegten Steinbruch zerstört wurde. Dazu sollte man wissen, dass etwa 90
Prozent aller bestätigten frühzeitlichen Bergsiedlungen durch alte Steinbrüche
„angeknappert“ wurden, wie beim Dolmar, den Gleichbergen, beim Öchsen, der Milseburg
etc. Das macht ja auch Sinn für eine Siedlungsgeschichte, bei der die hiesige Bevölkerung etwa ab dem
Jahr 800 steinerne Häuser bauen wollte. Erst wurden die Trockenmauern abgetragen und dann Steinbrüche angelegt. Auf
dem südwestlichen, unzerstörten Teil dieser Kuppe aber liegen künstliche Erd-
und Steinwerke, wie sie für Siedlungen aus alter Zeit typisch waren (auf die
Trockenmauern der kleinen Befestigung auf dem Neidhardskopf dort komme ich
später zu sprechen):
Eine befestigte Siedlung auf dem Neidhardskopf? |
-
Auf
Luftbildern wie bei ‚Google-Earth’ ist eine umfassende ovale Struktur unter
Einschluss des Steinbruchs zu erkennen. In der realen Flur wird diese Fläche
als deutliche rundumführende Kante wahrgenommen. Auf diesem Areal wechseln
ringförmig steinige Flächen mit solchen, die völlig von Bruchsteinen befreit
wurden.
-
Die gesamte
südliche Kante wird in einer Länge von 700 Metern von einem immer noch fast
durchgehenden ehemaligen Steinwall geschützt, wie er für die so genannten
Pfostenschlitzmauern der Kelten typisch ist.
Diese ehemalige Trockenmauer
scheint größtenteils bis auf das Fundament von den Steinbrucharbeitern
abgeräumt, und an einigen Stellen zum Befestigen des parallel führenden Weges
genutzt worden zu sein. Nur in der Mitte etwa, auf vielleicht 80 Metern, ist seine
ehemalige Mächtigkeit noch voll zu erkennen. Allen Kritikern dieser These
empfehle ich eine Begehung vor Ort. Diese Walllinie ist so vollkommen gerade, wie
mit einem Lineal abgegrenzt, das Bruchsteinmaterial so homogen, dass
Interpretationen als Lesesteinhaufen der alten Bauern oder Abfallhalden des
Steinbruchs ausgeschlossen werden können.
- Selbiges bezieht sich auf die verdächtigen länglichen Steinhaufen mit im rechten Winkel liegenden kleinen ‚Rampen’ auf der äußersten südwestlichen Spitze dieses Areals. Für alte Grabhügel sind sie aber zu wenig bemoost bzw. abgedeckt.
Steinwall an der mutmaßlichen südlichen Geba-Siedlung |
- Selbiges bezieht sich auf die verdächtigen länglichen Steinhaufen mit im rechten Winkel liegenden kleinen ‚Rampen’ auf der äußersten südwestlichen Spitze dieses Areals. Für alte Grabhügel sind sie aber zu wenig bemoost bzw. abgedeckt.
Houbürg |
-
Die geringe Mächtigkeit
der ringförmigen Wallstrukturen nach Norden hin würde die Theorie der
Doppelsiedlungen auf der Hochebene stützen. Immerhin muss der Boden unter einem
möglichen Ringwall noch immer so steinig sein, dass spätere Bauern, auch mit
moderner Technik, auf eine Bearbeitung verzichteten.
- Die beiden Zugangstäler zur Hochfläche der Geba sind mit großen Wällen abgesperrt. Auf der Straße von Helmershausen zum Dorf Geba hoch erscheint
am Waldrand links eine nicht natürliche Erhebung, die sich zunächst aus dem
neuzeitlichen Straßendamm zu erklären scheint. Diese Aufschüttung mit
Bruchsteinen zieht sich aber durch das ganze Tal und macht nur als
frühzeitliche monströse Befestigung der gesamten Höhe einen Sinn. Damit ähnelt die Anlage der am keltischen Oppidum Houbürg bei Hersbruck (östl von Nürnberg), wo ein heute noch 10 m hoher Steinwall das Hauptzugangstal verbarrikadiert. Eine weitere adäquate Siedlungsstruktur kann man auf der Hochfläche im Dreieck von Erkenbrechtsweiler, Hochwang und Hohenneuffen erkennen. Auch dort sind die Zugänge mit Wällen und Gräben geschützt. Auch dort wurde eine der Höhensiedlungen durch einen Steinbruch zerstört. Die Einwohner von Geba,
könnten so hypothetisch die
Nachfahren der letzten Verteidiger da oben gewesen sein.
8.
Folgt man den
Mustern prähistorischer Siedlungen ergeben sich um die Geba herum weitere potentielle Höhenbefestigungen:
Steinwall Wünschberg |
- Wünschberg oder Wunschberg (nach alten Flurkarten) über Oberkatz, vielleicht einer der schönsten bronzezeitlichen Siedlungsplätze nördlich der Alpen, sieht man vom beispielgebenden Ipf am Nördlinger Ries ab. Es müsste sich nur mal ein offizieller Archäologe daran machen. Denn die vollkommene Belegung des Wünschberges durch Trockenrasen weist auf eine jahrtausendelange landwirtschaftliche Nutzung hin. Neben den untersuchten Gräbern scheint es dort durchaus weitere vielversprechende Steinhügel zu geben. Der Name Wünschberg assoziiert eine ähnliche Interpretation wie bei den vielen „Questen“-Bergen (Anfrage, Begehr?) andernorts in Deutschland.
So könnten hier die später vorrückenden
Germanen die Siedlungsorte der „verschwundenen“ Vorgänger angebetet haben.
Wünschberg Oberkatz |
-
Eichigkopf
zwischen Stepfershausen und Herpf, mit deutlich umfassenden Schanzkanten, die
als Ackerterrassen keinen Sinn machen.
-
Der Bildstein
über Dörrensolz mit drei übereinander liegenden Siedlungsflächen am Hang nebst
Schanzen.
- Auch die Hohe Löhr zwischen Geba und Diesburg zeigt einen 500 m langen Steinwall und Schanzkanten.
- Auch die Hohe Löhr zwischen Geba und Diesburg zeigt einen 500 m langen Steinwall und Schanzkanten.
-
Der Leichelberg
über Aschenhausen, nicht nur mit Gräbern sondern auch mit künstlicher
Abflachung der Spitze, deutlichen Schanzen und Steinringen.
-
Die Wallenberge
zwischen Wohlmuthausen und Helmershausen: Bis vor kurzem konnte man noch auf
einer Version von Google Earth die Viereckschanze dort oben erkennen.
Verdächtig auch die Steinringe im angrenzenden Wald.
-
Der Altenkopf
nördlich von Oberkatz mit seinen umliegenden Terrassen.
-
Roter Bühl am
Hutsberg südlich von Helmershausen mit deutlichen Schanzkanten.
-
Der Rote Haag
östlich von Bettenhausen mit künstlicher Fläche und Schanzkanten.
-
Ebenso Kahler
Berg und Hakenberg östlich von Herpf.
9.
Geologisch außergewöhnlich
an der Geba sind die vorspringenden Felsnasen unterschiedlicher Größe. Auf den
großen scheinen früher Bauern aktiv gewesen zu sein, von denen das Dorf Träbes
übrig geblieben sein könnte. Auf manchen kleinen derartigen Hügeln fallen künstliche
Aufschüttungen ins Auge, die anderenorts (Leubingen, Glauberg) große keltische Fürstengräber
oder Kultplätze abgaben. Hier sind das:
-
Oelhaugk
(Oelhaidle) über Dörrensolz
-
Großer und
Kleiner Oelberg über Seeba
-
Steinhaug südlich
vom Leichelberg
-
Ohberg
nördlich von Schafhausen
-
Dazu kommen
dutzende verwitterte Steinhügel, die kaum als Lesehaufen beim Feldbau, schon
aber als zerstörte Hügelgräber durchgehen könnten. Beispiele finden sich auf der
Kleinen Geba um das so genannte ‚Träbeser Loch’ oder auf dem Höhenzug zwischen
Mehmels und Solz. Zwischen Solz und Stepfershausen liegen konzentriert so große
flache Felsbrocken zwischen Feldrain und Wald herum, wie sie - rekonstruiert -
jedem frühzeitlichen Fürsten zur Ehre gereicht hätten. In Norddeutschland werden
solche Ensembles als Fürstengräber oder Dolmen gefeiert. Ob es noch alte Bauern
gibt, die sich erinnern können, wann und von welcher Stelle die aus dem Feld
gezogen worden sein müssen?
Menhir bei Bettenhausen |
10.
Rund um die
Geba sind mittelalterliche Altstraßen belegt, die - wie andernorts - schon in
der Bronzezeit funktioniert haben könnten. Deren Kreuzungen wurden zu allen
Zeiten mit aufwendigen Burgen gesichert, ihre Abzweige mit Menhiren angezeigt. Davon gibt es um die Geba herum nicht wenige.
-
im Süden
führte der Rote Weg als Höhenstraße wahrscheinlich von Mainz bis ins Erfurter
Becken (mit unterschiedlichen Bezeichnungen)
-
Eine Alternative
scheint die Geba nördlich zwischen Oepfershausen und Wasungen umgangen zu
haben. Das deuten zumindest die tiefen Hohlwege dort an.
-
Westlich tangierte
die „Hohe Straße“ oder Salzstraße zwischen Würzburg und dem Thüringer Becken über Wünschberg
und Hahnberg, die als Alte Weinstraße über den Hainich zur Heidenstraße weiterführt.
-
Östlich gab
es mehrere Varianten der alten Weinstraße, die mit gleichen Intentionen
unterwegs war.
11.
Wenn wir die
Linguisten nach der Geba fragen, kommt es darauf an, ob wir an einen Keltisten
oder Germanisten geraten. Die einen legen die scheinbar bedeutungslosen Eigennamen lange vor
die Zeitrechnung, die anderen verlangen irgendeine Urkunde. Das macht die
Deutung ideologisch und jeder kann sich etwas aussuchen. So sagen:
-
G. Jacob:
Gewe = Öffnung, Schlund
-
Th. Haas:
Gebal = Schädel
-
H. Bahlow: Geb
= Sumpf
-
Kelt.-fränk.
Dialekt: Gah = ??
Für mich passt das alles nicht. Das Dorf Gebaha wird jedenfalls 1130 das
erste mal urkundlich erwähnt. Interessant scheinen aber mehrere Flurnamen: Neben
dem Katzengrund findet sich noch ein Katzenhang über Seeba. In Deutschland gibt
es 9 „Katzen“-Orte. Dazu kommen mehrere Hundert entsprechende
Flurnamen. Ich habe keine Ahnung, was sie bedeuten, aber das Wort taucht in der
Altstraßenforschung immer dann auf, wenn prähistorische Liegenschaften ins
Spiel kommen (genauso übrigens wie „Kalten“). Man findet dann Interpretationen
wie:
-
cut - Einschnitt, Rain, Übergang
-
coit - Wald
-
caid - Berg
-
katz – Gehege
Weitere Beispiele aus gälischer oder
kymrischer Sprache nach dem Deutsch-Keltischen Wörterbuch von W. Obermüller von
1871 um die Geba wären:
-
Betten-(Hauenen)
von Bi-dun = Kleiner Ort, oder von bedd - grab
-
Oil = Fels
-
Aschen-hausen
= hohes Dorf
-
Dürrensolz =
Wassersalz
-
Bildstein =
steiler Fels
-
Hohe Löhr =
von Lon - hoher Wohnort
-
Eichig von
Achaihd = hohe Stadt mit Wall
-
Ohberg =
Felsiger berg
Auch Heimatforscher bieten überzeugende
Alternativen an:
-
Bettenhausen
von den Heiligen 3 Bethen
-
Bildstein
nach den kelt. Götzen Biel
-
Dörrensolz
= sol = felsig ; dörr = klein, schwach,
mager
-
Eichig = aigh
= Ort auf Anhöhe
-
Das könnte man fortführen. Typisch
auch die Beispiele, wie nach der Christianisierung heidnische Symbolplätze von
der Kirche vereinnahmt oder mit einem Fluch belegt wurden:
-
Hexentanzplatz
am Hutsberg
-
die
Teufelskanzel am Bildstein
-
Kilians-Kapelle
auf dem Oelhaugk
12.
Deutlich
fassbar sind auch die fränkischen Wachstationen, die die neuen Herren aus dem Rhein-Main-Gebiet
nach Eroberung des Thüringer Königreiches Mitte des 6. Jahrhunderts entlang
ihrer Heer- und Handelsstraßen aufreihten. Dazu nutzten sie nur selten die
großen frühzeitliche Befestigungen ihrer Vorgänger, denn es waren jeweils nur wenige
Soldaten unterzubringen. Um die Geba herum scheinen besonders viele solcher Kleinkastelle
gelegen zu haben, was die Frage aufwirft, vor wem man hier Angst hatte. Waren
doch einige keltische oder germanische Alt-Siedler übrig geblieben? Beispiele
wären wiederum:
-
Neidhardskopf neben unserer mutmaßlichen
Keltensiedlung auf der Hohen Geba, mit deutlich sichtbaren Spuren von
Trockenmauern, eines Walls, eines Turms und mehrerer Häuser.
-
Burgberg
Oberkatz, mit seinem extrem tiefen Graben
-
Holmerswart
nördlich vom Wünschberg.
-
Hutsberg, mit
seiner später errichteten mächtigen Ruine.
-
Mühlberg über
Solz, mit Schanzen und künstlichen Steinkonzentrationen. Viele der Bruchsteine dort
sind an einer Seite geschwärzt, was einen Brandhorizont wahrscheinlich macht.
13.
Außer Katza,
Herpf, Seeba, Weida und Solz müssen alle Orte im Umfeld der Geba aus
fränkischen Siedlungen hervorgegangen sein. Das belegen die Namensendungen
-heim und -hausen. Erst scheinen sich diese Frankendörfer auf Erhebungen im Tal
Wehrtürme gebaut zu haben, die mit der Christianisierung ab dem 8. Jahrhundert in
Kirchen mir Wehrmauern umgewandelt wurden. Dass sieht man an den alten Türmen
mit „Schießscharten“, an die die Kirchenschiffe oft angesetzt wurden. Im 788
erstmals erwähnten Herpf soll es einmal drei frühmittelalterliche Burgstellen gegeben
haben.
14.
Zum Abschluss
noch ein weniger wissenschaftliches als originelles Indiz: In Oberkatz wird
noch das heidnische Sonnenwendfest des Tanzbärs zelebriert. Es ähnelt stark dem
Brauch der so genannten Herschekloße oder Hanswürste in einigen anderen Dörfern Südthüringens.
Solche Traditionen scheinen aber nur in solchen Dörfern erhalten geblieben zu
sein, die auch eine mutmaßliche oder nachgewiesene Keltensiedlung vorweisen
können. Beispiele wären:
-
Jüchsen -
Witterstadt
-
Schnett -
Simmersberg
-
Unterweid -
Staufelsberg
-
Schmalkalden
- Questenberg
Fasst man die ganze Indizienliste nun zusammen, könnte folgender historischer Ablauf um und auf der Geba wahrscheinlich sein:
Untersuchtes Hügelgrab auf dem Wünschberg |
-
Eventuell
3000 bis 1200 v. Chr.: weitläufige bronzezeitliche Besiedlung, der Mittelpunkt scheint
auf dem Wünschberg gelegen zu haben. Typisch in jener Zeit waren Einzelgehöfte
in der höhergelegenen Ebene mit gesicherten Zentren auf Bergen.
-
Ab 1200 v.
Chr.: Klimakollaps und kultureller Umbruch, wie ihn Frank
Falkenstein in seinem Buch „Eine Katastrophen-Theorie zum Beginn der
Urnenfelderkultur“ beschreibt;
der neue Siedlungs-Mittelpunkt „wanderte“ auf die Hohe Geba, die Terrassenfelder
wurden angelegt. Damals gab es Masseneinwanderungen aus Westeuropa und
auffällig viele Neugründungen von Wallanlagen.
-
Über Hallstatt-
und Latènekultur entwickelten sich daraus die eisenzeitlichen Kelten, die ab 400
v. Chr. begannen, wahrscheinlich wieder klimabedingt, aber auch von Germanen
und der römischen Expansion bedrängt, in den Süden abzuwandern.
-
Die ab 100 v.
Chr. hier vordringenden Germanen scheinen Höhenzüge wie die Hohe Geba gemieden
zu haben. Wahrscheinlich war es immer noch zu kalt und zu feucht. Außerdem
lockte das Römische Reich mit Fußbodenheizung und Goldener Münze. Die sich
festsetzenden Hermunduren blieben lieber im Erfurter Becken und im Grabfeld.
-
Auch die Thüringer
machten um 400 unserer Zeitrechnung kaum Anstalten weitere
Siedlungen zu gründen.
-
Erst die
Franken ab dem 6. Jahrhundert scheinen sich langsam wieder für die Täler um die
Geba herum interessiert zu haben.
Heutiger Zustand auf der Hohen Geba |
Und warum steht das alles nirgendwo? Weil bei uns erst nach Einführung des
Christentums alles aufgeschrieben wurde und da war die Zielrichtung klar. Heimatforschung
ist eine brotlose Kunst, archäologische Grabungen sind teuer und wer gegen die
Lehrmeinung schwimmt, hat es wie überall schwer. Trotzdem gelingen immer wieder
große Würfe. Erst jüngst wurde bei Bauarbeiten zum Hochwasserschutz nachgewiesen,
dass das unscheinbare Dörfchen Harras an der Werra seit 6000 Jahren
ununterbrochen besiedelt war. Es gibt in Südthüringen aber auch Dörfer, die
brauchen keine Wissenschaftler, um ihr Erbe zu würdigen. Den Oberstädtern zum
Beispiel, im Kleinen Thüringer Wald, ohne jegliche archäologische Erkenntnisse,
haben ein paar Hügelgräber, mehrere Sagen und ein verdächtiger Bergrücken namens
Questenberg ausgereicht, um sich ein schönes keltischen Denkmal über ihren Ort
zu setzen. Das könnten die Ober- und Unterkätzer auch! Wie wäre es mit einer
verbesserten und erweiterten Vermarktung des Keltenerlebnisweges, bevor ein sinnfreier
„Schiefer“ Turm gebaut wird?
Als wir vor vielleicht 20 Jahren im Zuge unserer Erkundungen Berge wie den
Königstein im Elbsandsteingebirge, den Muppberg bei Sonneberg, ja selbst den Dolmar
bei Meiningen allein den Mustern nach zu frühzeitlichen Wallanlagen erklärten,
wurden wir ausgelacht. Es mussten erst aufwendige archäologische Grabungen in letzter
Zeit durchgeführt werden, um genau das zu bestätigen.
Eine Landkarte? |
Die Autoren waren mehrfach auf und um die Geba unterwegs. Dabei sind wir nicht
nur alle aufgelisteten Bodendenkmale abgegangen, sondern konnten auch mehrere
neue, leider durchweg zerstörte, Großsteingräber hinzufügen. Krönender
Abschluss dieser Recherchen war eine besondere Entdeckung: Nahe eines normalen
mutmaßlich zerstörten Steingrabes auf dem Hahnberg stießen wir auf einen Bruchsteinhaufen
mit merkwürdigen scheinbar künstlich eingeritzten Linien und Zeichen. Das ganze sieht aus wie ein zerstörtes Mosaik, das über alle zerstreut liegenden Steine geht und erst zusammengesetzt wieder einen Sinn
ergibt. Ein menhirartig aufgerichteter Großstein scheint eine Art gravierter Landkarte darzustellen, mit dem noch heute erkennbaren Wegesystem. Dazu muss man wissen, dass eine der beiden Altstraßen von der
Hochrhön kommend ins Erfurter Becken genau an dieser Stelle einen Knick machen
muss.
Menhir auf dem Hahnberg |
Der geschätzte Leser wird gebeten, in diesem Artikel zwischen Indikativ und Konjunktiv zu unterscheiden. Sicher liegen wir mit dieser oder jener Schlussfolgerung daneben, aber manche renommierte Ausgrabungsstätte wäre froh, wenn sie nur einen Bruchteil solcher Indizien vorweisen könnte. Heimatforscher werden sicher noch andere Hinweise kennen oder finden. Vielleicht ist ja auch die eine oder andere Anregung für die Chronisten der Region dabei. Mehr - aber auch nicht weniger - will dieser Beitrag bezwecken.
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