- Ich kenne den Suhler Ingenieur und Heimatforscher nicht persönlich. So kann ich kaum einschätzen, was er für ein Mensch war, wie er auf andere wirkte. Ich höre nur immer die skeptischen Bemerkungen von Archäologen und Historikern über seine These einer keltenzeitlichen Besiedlung des Suhler Raumes. Das hat mich bewogen, seine Schriften darüber zu studieren. Meine persönliche Schlussfolgerung: Fischer hat eher untertrieben, Rücksicht auf wissenschaftliche Lehrmeinungen genommen, der Öffentlichkeit nur zumutbare Theorien präsentiert. Denn sein Forscher-Prinzip, künstliche Deformationen im Gelände und alte Flurnamen historisch vergleichend einzuordnen, führt zu viel weiter reichenden Konsequenzen, sowohl von der Menge der prähistorischen Objekte in Südthüringen her, als auch hinsichtlich deren Datierung.
Alleine schon die wissenschaftlich anerkannten archäologischen Erkenntnisse über den Suhler Raum führen weiter zurück in die Vergangenheit, als Fischer es je gewagt hätte, zu behaupten. Die Konsequenzen daraus klingen lapidar, sind aber entscheidend für die Besiedlung des Suhler Raumes: - Da gibt es die auch im europäischen Maßstab außergewöhnlich vielen bronzezeitlichen Hügelgräber nördlich und südlich von Dietzhausen, die aus der Zeit zwischen 2200 und 800 v. Chr. stammen sollen. Die dazugehörigen, noch nicht identifizierten Siedlungen müssen, wie üblich, in Sichtweite gelegen haben. Folgt man den Baumustern jener Zeit, bleiben dafür nicht viele Plätze.
Prähistorische Hinterlassenschaften um Suhl - Die um Suhl herum liegenden Hohlwege, als Kennzeichnen eines intensiven vorzeitlichen Verkehrs, übertreffen alle anderen in Thüringen, sowohl von der Anzahl her, der Länge, als auch ihrer Tiefe. Wege machen aber nur Sinn, wenn sie Wohnplätze ansteuern.
- Immer mehr Flurnamenforscher kommen zu der Erkenntnis, dass Orte wie „Steinsburg, „Heiliger Berg“ oder „Heidengrab“ (alle um Suhl herum) genau das darstellen, was sie bezeichnen. Nach den drei Lexika von Michael Köhler müssen das die Bezeichnungen der ersten Germanen gewesen sein, für Objekte die sie vorfanden. Da ihr Einmarsch in Südthüringen noch vor der Zeitenwende stattfand, müssen die Relikte mindestens aus der Latenezeit stammen. Suhl wird so zu einem Eldorado für die Geschichte beschreibende Flurnamen.
Soweit die Schlussfolgerungen aus harten Fakten, auch wenn es darüber keine Urkunden geben kann, die Archäologen bisher wenig ergraben haben, oder kritische Kollegen einfach nur an gängigen Dogmen festhalten wollen. Damit müssen Suhl und sein Umland nicht nur von Kelten zwischen 500 und 50 v. Chr. besiedelt gewesen sein, sondern auch Tausende Jahre zuvor. Mehr noch: Nach der Bewertung von Fischers Entdeckungen könnten sich bereits die ersten Bauern Europas hier gegen 4000 v. Chr. niedergelassen haben. Zu den Ursachen einer solch frühen Besiedlung in dem unwirtlichen Tal südlich des Rennsteiges fallen mir nur überregionaler Warenverkehr und später der Eisenbergbau ein. Wandelt man nun auf Fischers Spuren, kommen auf den Höhenzügen um die Bergstadt archäologische Glanzlichter zu Vorschein, wie sie anderenorts mit der Himmelsscheibe von Nebra oder der Kreisgrabenanlage Goseck gefeiert werden. Spinnerei? Nehmen wir ein paar Beispiele, die auch zu den Lieblingsobjekten Ernst Fischers zählten:
Der Suhler Hausberg
halbrunde steinerne Sitzreihen um den Würfelstein
Gesicht auf dem Würfelstein mittelalterliche Relikte an der Langen Bahn
Fischers mühevoll zusammengestellte Altstraßen Feldterrassen am Eulsberg über Dietzhausen
Es sind genau jene Berge, die Flurnamenforscher wie Michael Köhler als heidnische Kult- und Siedlungsverdachtsplätze definieren. Über Albrechts gibt es sogar ein dazugehöriges Urnengräberfeld auf dem Aschekopf. Alle Namen deuten auf Ehre gebietende Bezeichnungen der ersten Germanen angesichts der vielleicht verlassenen Siedlungen unserer Altvorderen hin (Übrigens auch Sehmar und Schackenberg sehen so aus.) Ohne im trüben fischen zu wollen, wie es die Namensanalytiker oft müssen: in und um Suhl verweisen viele Flurnamen nicht nur auf den mittelalterlichen Bergbau, sondern auch auf die Geschichte der Besiedlung lange vor der Christianisierung (Heiliges Land, Heiliges Tal, Paradies, Königsknübel, Königswasser, etc.).
Aus all dem kann nun der interessierte Betrachter eine historische Chronologie aufstellen, die eine weitgehend kontinuierliche Besiedlung des Suhler Raumes seit den ersten Bauern, also gegen 4000 v. Chr., nahe legt. Fischer hat also weit untertrieben. Vielleicht ist er vor den Konsequenzen seiner Entdeckungen gar selbst erschrocken? Es ist ja auch ungewöhnlich bei der Höhenlage und den kargen Böden am Südhang des Thüringer Waldes. Erklärt werden kann das nur mit frühzeitlichen Siedlungen und der Lage an einem uralten Fernweg über den Oberhofer Pass, der - folgt man ähnlichen Siedlungskonstruktionen - von Italien bis Skandinavien gereicht haben könnte (Kupferstraße). Der Abbau von Metallen kann ja frühestens erst tausend Jahre später begonnen haben.
Ernst Fischer hat das alles in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen. Gegen das Verständnis seiner, unserer Zeitgenossen. Noch heute wird er von einigen abfällig als „Kelten-Fischer“ bezeichnet. In seinem Bemühen um Aufklärung ist der Visionär verspottet und boykottiert worden. Es soll Begegnungen mit Fachleuten gegeben haben, in denen „der Spinner fertig gemacht wurde“. Fischer hatte noch kein Internet, das seine Thesen untersetzen und verbreiten konnte. Heute stellt man so etwas ins Netz und wartet. Richtige Theorien werden früher oder später durch Funde bestätigt.
Doch der Ingenieur konnte eins und eins zusammenzählen, vor allem als Autodidakt unbelastet über den Tellerrand einer Zunft hinausblicken, wo vergleichende Analyse nichts zu zählen scheint. Dass sich heute so viele Menschen mit Theoretischer Archäologie beschäftigen, liegt vor allem daran, dass die Experten keine oder nur ungenügende Antworten liefern.
Was bleibt? Das Heimatmuseum Suhl hat wichtige Impulse des Meisters für seine Regionalgeschichte übernommen. Die Bibliothek führt seine Veröffentlichungen (Siehe Anhang) fast komplett. Die Menhire in der Schmückestraße, die ebenso den Weg zum Rennsteig weisen, wie die „Zwölf Apostel“ im bayrischen Langenbach, bleiben immer mit ihm verbunden. Ein paar Verrückte versuchen als seine Jünger, die Untersuchungen in der schriftlosen Zeit fortzuführen. Das ist mehr als die meisten seiner Gegenspieler je erreichen werden!
Ernst Fischer hat das alles in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen. Gegen das Verständnis seiner, unserer Zeitgenossen. Noch heute wird er von einigen abfällig als „Kelten-Fischer“ bezeichnet. In seinem Bemühen um Aufklärung ist der Visionär verspottet und boykottiert worden. Es soll Begegnungen mit Fachleuten gegeben haben, in denen „der Spinner fertig gemacht wurde“. Fischer hatte noch kein Internet, das seine Thesen untersetzen und verbreiten konnte. Heute stellt man so etwas ins Netz und wartet. Richtige Theorien werden früher oder später durch Funde bestätigt.
Doch der Ingenieur konnte eins und eins zusammenzählen, vor allem als Autodidakt unbelastet über den Tellerrand einer Zunft hinausblicken, wo vergleichende Analyse nichts zu zählen scheint. Dass sich heute so viele Menschen mit Theoretischer Archäologie beschäftigen, liegt vor allem daran, dass die Experten keine oder nur ungenügende Antworten liefern.
Was bleibt? Das Heimatmuseum Suhl hat wichtige Impulse des Meisters für seine Regionalgeschichte übernommen. Die Bibliothek führt seine Veröffentlichungen (Siehe Anhang) fast komplett. Die Menhire in der Schmückestraße, die ebenso den Weg zum Rennsteig weisen, wie die „Zwölf Apostel“ im bayrischen Langenbach, bleiben immer mit ihm verbunden. Ein paar Verrückte versuchen als seine Jünger, die Untersuchungen in der schriftlosen Zeit fortzuführen. Das ist mehr als die meisten seiner Gegenspieler je erreichen werden!
Leider aber habe ich ihn nie persönlich kennen lernen dürfen. Solchen einen Visionär hätte ich mir als Lehrmeister gewünscht!
Anhang
Wer mehr dazu lesen möchte: „Ernst Fischer. Ein Suhler Forscher und Techniker“ von Holger Uske.
Schriften und Veröffentlichungen von Ernst Fischer:
· Band I : Ausgewählte und aktualisierte Manuskripte zur Frühgeschichte Südthüringens
· Band II : Ausgewählte und aktualisierte Manuskripte zu Namen und Sprache
· Band III : Das "Oppidum Steinsburg" und die Namen seiner Umgebung
· Band IV : Die Erzlandschaft um Suhl
· Band V : Die alten Namen des Thüringer Waldes und der Rhön
· Band VI : Frühgeschichte um Schneeberg und Donnersberg
· Band VII : Das Südthüringer Phänomen - Studie zum Nachweis keltischer Sprachhinterlassenschaften in Südthüringen anhand der Gewässernamen
· Band VIII: Hypothetische Erörterungen zum Raum Suhl als eine frühe keltische Wirtschaftsregion
· Band IX : Indizien zur Begründung des mutmaßlich frühen Entstehens einer Ursiedlung der heutigen Stadt Suhl. Anstehende archäologische Untersuchungen im Umkreis der alten Berg(bau)stadt Suhl
· Band X : Anscheinend Unbekanntes über Rimbach, Brückenwasser und "Rathsteiche", Steinegewinnung ...
· Band XI : Irrtümer aus Überlieferungen und Literatur
· Band XII : Zweieinhalb Jahrtausende Suhler Wirtschaftsleben und ein verheerender Meteoritenfall am Chiemsee
· Fakten, Indizien, Argumente, zum Ursprung der alten Bergstadt Suhl
· Zur Bewertung von Kleingewässernamen als mögliche Indikatoren ehemals keltischer Besiedlung
· Das Domberg Buch: "uff Sanct Otilien Berge" (1528) ; Morphologie, Namen, Sagen, Spuren und das Eisen ; der Stadt Suhl und dem Dombergverein gewidmet,
· Die Legende vom Schloß auf dem Ruppberg : Versuch zur Klärung einer umstrittenen Meinungsbildung auf der Grundlage eines umfassenden Dokumenten-Anhangs sowie von Ergebnissen der Feldforschung,
· Archäologische Denkmäler, erschlossene und noch nicht erschlossene, jedoch vermutbare, aus früher bis urgeschichtlicher Zeit sowie Bodenfunde aus dem Gebiet der Stadt Suhl und der nahen Umgebung, Suhl, 1999
· Der geheimnisvolle Domberg bei Suhl : Studie zur Bedeutung des Berges als eine mutmaßliche frühgeschichtliche Kult- und Totenstätte
· Die Ursprungslegende der alten Bergstadt Suhl im Thüringer Wald
· Frühgeschichtliche Eisenerzeugung um Suhl am Thüringer Wald : Folgerungen aus den im Raum Suhl zutage gekommenen frühen Eisenschmelzschlacken u.a.
· Funde früher Eisenverhüttungsschlacke aus dem Raum Suhl und sprachliche Eigenheiten in der Region
· Suhl und das Salz : der Nachweis, daß Suhl keine Salzstadt ist und daß der Ortsname nicht aus einem Salznamen entstand
Anhang
Wer mehr dazu lesen möchte: „Ernst Fischer. Ein Suhler Forscher und Techniker“ von Holger Uske.
Schriften und Veröffentlichungen von Ernst Fischer:
· Band I : Ausgewählte und aktualisierte Manuskripte zur Frühgeschichte Südthüringens
· Band II : Ausgewählte und aktualisierte Manuskripte zu Namen und Sprache
· Band III : Das "Oppidum Steinsburg" und die Namen seiner Umgebung
· Band IV : Die Erzlandschaft um Suhl
· Band V : Die alten Namen des Thüringer Waldes und der Rhön
· Band VI : Frühgeschichte um Schneeberg und Donnersberg
· Band VII : Das Südthüringer Phänomen - Studie zum Nachweis keltischer Sprachhinterlassenschaften in Südthüringen anhand der Gewässernamen
· Band VIII: Hypothetische Erörterungen zum Raum Suhl als eine frühe keltische Wirtschaftsregion
· Band IX : Indizien zur Begründung des mutmaßlich frühen Entstehens einer Ursiedlung der heutigen Stadt Suhl. Anstehende archäologische Untersuchungen im Umkreis der alten Berg(bau)stadt Suhl
· Band X : Anscheinend Unbekanntes über Rimbach, Brückenwasser und "Rathsteiche", Steinegewinnung ...
· Band XI : Irrtümer aus Überlieferungen und Literatur
· Band XII : Zweieinhalb Jahrtausende Suhler Wirtschaftsleben und ein verheerender Meteoritenfall am Chiemsee
· Fakten, Indizien, Argumente, zum Ursprung der alten Bergstadt Suhl
· Zur Bewertung von Kleingewässernamen als mögliche Indikatoren ehemals keltischer Besiedlung
· Das Domberg Buch: "uff Sanct Otilien Berge" (1528) ; Morphologie, Namen, Sagen, Spuren und das Eisen ; der Stadt Suhl und dem Dombergverein gewidmet,
· Die Legende vom Schloß auf dem Ruppberg : Versuch zur Klärung einer umstrittenen Meinungsbildung auf der Grundlage eines umfassenden Dokumenten-Anhangs sowie von Ergebnissen der Feldforschung,
· Archäologische Denkmäler, erschlossene und noch nicht erschlossene, jedoch vermutbare, aus früher bis urgeschichtlicher Zeit sowie Bodenfunde aus dem Gebiet der Stadt Suhl und der nahen Umgebung, Suhl, 1999
· Der geheimnisvolle Domberg bei Suhl : Studie zur Bedeutung des Berges als eine mutmaßliche frühgeschichtliche Kult- und Totenstätte
· Die Ursprungslegende der alten Bergstadt Suhl im Thüringer Wald
· Frühgeschichtliche Eisenerzeugung um Suhl am Thüringer Wald : Folgerungen aus den im Raum Suhl zutage gekommenen frühen Eisenschmelzschlacken u.a.
· Funde früher Eisenverhüttungsschlacke aus dem Raum Suhl und sprachliche Eigenheiten in der Region
· Suhl und das Salz : der Nachweis, daß Suhl keine Salzstadt ist und daß der Ortsname nicht aus einem Salznamen entstand