Montag, 27. November 2017

Die Ruine Osterburg (von C.A.)

Die Ruine Osterburg liegt auf dem über 400 m hohen Hainberg 3 km nordwestlich von Themar. Die Ersterwähnung der Osterburg geht in das Jahr 1268 zurück. Die Burg wurde zum Zentrum des sich bildenden Hennebergischen Amtes Themar/Osterburg. Bei der Landesteilung 1274 fiel sie an die Henneberg-Hartenberger Linie. Nach zahlreichen Verpfändungen wurde die Osterburg 1459- 1468 schrittweise durch Graf Wilhelm III. (gestorben 1480) für die Schleusinger Linie erworben. Um 1500 war sie offensichtlich schon verlassen, wurde im Bauernkrieg 1525 zerstört und lieferte fortan Baumaterial für die benachbarten Henfstädter Adelssitze. Seit den 1970-er Jahren sichert den noch vorhandenen Bestand der Ruine ein Arbeitskreis Osterburg.
Die rund 100 mal 80 m große Anlage ist mit einem Graben umgeben. Von der ehemaligen Hauptburg, einem unregelmäßigen Viereck von rund 60 mal 40 m im Ausmaß, haben sich noch Teile der Außenmauer und runde Wehrtürme erhalten. Der Bergfried hat heute noch eine Höhe von 19 m. Sein Buckelquader-Mauerwerk sowie der rundbogige Eingang verweisen auf die Erbauung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert. Soweit in Kurzfassung Fakten der neueren Forschung.

In der älteren Literatur, in Akten und Urkunden, findet man mehr Einzelheiten über die ehemalige Burg der Henneberger. Dieser Beitrag stellt das Wichtigste zusammen.
Um 1820 schrieb ein Justizamtmann Appuun aus Coburg über die Gründung der Osterburg folgendes. „Die Osterburg, ein uraltes Bergschloss der Grafen von Henneberg, liegt eine halbe Stunde von der Stadt Themar auf dem Hainberg oberhalb des Dorfes Henfstädt. Wahrscheinlich wurde sie auch von den Grafen von Henneberg schon vor dem 9. Jahrhundert erbaut, wo Thüringer, Sorben und Wenden immer wieder ins Frankenland zum Plündern und Brandschatzen einfielen. Schon 1187 soll eine adelige Familie mit dem Namen Osterburg (Gerhardus de Osterburg et frater ejus Heroldus) eine Würzburger Urkunde mit unterzeichnet haben. Nach dem Zeugnis des Würzburger Chronisten Lorenz Friesen, gehörte die Burg im Jahre 1202 dem Bischof von Würzburg, Heinrich Kiß.“
Die Meinung, dass die Burg schon vor dem 9. Jh. erbaut wurde, wird jedoch von der Forschung widerlegt. Demnach ist sicher, dass die Burg erst Anfang 1200 gebaut worden ist. Die Bauherren und Besitzer waren um diese Zeit die Grafen von Henneberg. Belegt wird das mit einer Urkunde aus dem Jahr 1268, (das Jahr der schriftlichen Ersterwähnung) in der der Henneberger Graf Berthold III. seiner Gemahlin die Osterburg als Leibgedinge übertragen lässt.

Bei der Teilung der Grafschaft 1274 kommt sie dann in den Besitz der Henneberg-Hartenberger Linie unter Graf Heinrich VI. Er bekam außerdem die Burgen und Schlösser Schwarza und Hartenberg. Alle drei wurden zeitweise als Wohnsitz und Hofhaltung der Hartenberger Grafenfamilie genutzt. Als das nicht mehr der Fall war, saß dann auf der Osterburg ein Burgmann, der im Auftrag der Grafen die Burg zu verwalten und sie auch zu verteidigen hatte.
Als weitere Legende kann die von Spangenberg aufgeschriebene Geschichte abgetan werden: „Auf der festen Burg saß einst ein Burgmann, Dietz Kieseling geheißen, als ein Graf von Henneberg sie berannte. Auf einmal prasselte ein dichter Hagel auf die Angreifer herab, die manche Beule schlug. Erstere vermeinten, der Kieseling droben schickte ihnen ganze Sturzbäche von Kieselesteine auf ihre Platten. Aber dort droben gab es bald keine Steine mehr, und was so hart und schwer niederschlug, das waren steinharte Brote und nicht minder harte Kuhkäse, und damit wurden die Angreifer zurückgeschlagen. Burgmann und Burg erhielten fortan den Spottnamen Burg Käse und Brot.“ - Wohl mehr Dichtung als Wahrheit?
Henneberger Residenz Schleusingen

Um 1378 gehört die Osterburg und das halbe Amt Themar den Grafen von Schwarzburg. Graf Berthold, V. (gest. 1378) der letzte der Hartenberger-Linie, verkaufte die Burg im Jahr 1371 mit seiner ganzen Herrschaft seinem Vetter, dem Grafen Hermann IV. zu Henneberg-Aschach. Berthold geriet deshalb mit Graf Johann von Schwarzburg in eine Fehde. Dessen Gemahlin Richza, sie war die Schwester von Berthold, machte nämlich auf einen Teil der Hartenbergischen Allodial-Güter Erbansprüche geltend, die er aber nicht begleichen wollte. Diese Fehde soll so blutig ausgeartet sein, dass schließlich Kaiser Wenzel beiden Teilen Frieden gebot und sie zur Entscheidung der Erbansprüche nach Nürnberg befahl. Unterdessen vermittelte der Bischof Lambert zu Bamberg einen Vergleich; demzufolge musste Berthold bzw. Hermann von der gekauften Herrschaft Hartenberg nur die Osterburg und das halbe Amt Themar mit den dazu gehörigen Dörfern und Gütern, an die Gräfin und den Grafen Johann zu Schwarrburg abtreten. Für die ehemals Hartenberger-Güter hatten sie außerdem 2950 Gulden an die Schwarzburger Gräfin Richza zu bezahlen.
Schwarzburg

Das Haus Schwarzburg blieb aber nicht lange im Besitz der Erbschaft. Im Jahr 1384 versetzte Johann das halbe Amt Themar an den Herren von Bibra und verkaufte die Osterburg dem Grafen Heinrich V. von Henneberg-Schleusingen, welcher nachher auch die andere Hälfte Themars von Bibra wieder zurück kaufte, so dass schließlich das ganze Amt Themar und die Osterburg wieder zu Henneber- Schleusingen gehörte. So war also die Osterburg im Laufe der Zeit nach und nach Eigentum aller drei Henneberger Linien und diente zeitweise wahrscheinlich auch als Witwensitz.
Das blieb aber beileibe nicht so. 1399 heiratete Margaretha, die Tochter Graf Heinrich V. von Henneberg-Schleusingen, den Grafen Günther zu Schwarzburg, ein Enkel des Grafen Johann von Schwarburg. Und wiederum wurde auch ihr die Osterburg und halb Themar als Mitgabe übereignet. Schon 1416 hat Graf Günther mit Zustimmung seiner Margaretha, dem Grafen Wilhelm I. in Schleusingen, die ganze Mitgabe für eine gewisse Summe Geldes verkauft, welche im Archiv Meiningen vorliegenden Kaufbrief nicht genannt ist. Wilhelm kam 1426 bei einer Wallfahrt nach Palästina ums Leben. Angeblich wurde er von Sarazenen erschlagen.
Stammburg in Henneberg

Im Jahr 1453 hat Graf Wilhelm III. von Henneberg- Schleusingen die Osterburg, nebst der Vogtei Reurieth und einigen Gütern und Einkünften zu Themar, Henfstädt und Gartles = Gertles- (heute eine Wüstung zwischen Dachbach und Schmeheim, 914 als Gertilare ersterwähnt) an die Herren von Bibra für 5500 Gulden verkauft. Er behielt sich aber den Wiederkauf innerhalb von acht Jahren vor, außerdem, dass die von Bibra, nämlich Bartholomeus, Berthold, Hans, Stephan, Heinrich und Thomsen, die oben genannten Güter als ein Mannlehen von Schleusingen empfangen. Diese Pfandschaft dauerte aber über 20 Jahre bis 1474, wo Graf Wilhelm III. beim Rückkauf den Gebrüdern von Bibra, noch 588 Gulden schuldig blieb, die er in Raten zu bezahlen versprach. Die Burg und die oben bezeichneten Güter waren also wieder in Schleusinger Hand.
Themar

Aus den verschiedenen Akten und Urkunden und auch in den Ausführungen der verschiedenen Chronisten ergeben sich eine Reihe von Widersprüchen der jeweiligen Besitzverhältnissen, die wahrscheinlich auch nicht restlos geklärt werden können. So geht aus anderen Unterlagen hervor, dass 1340 Graf Poppo IX. von Römhild/Hartenberg dem Kloster Veßra etliche Zinsen in dem Hain und zur Osterburg verkaufte und er selbst im Jahr 1342 etliche Zinsen von den Rotäckern des Kloster Veßra käuflich erhielt. Auch hier sind die Zusammenhänge unklar.
Nach S. Güth, Meiningen, haben im Bauernkrieg 1525, bald nach Ostern, die Bauern aus Mellrichstadt und Bildhausen, neben vielen anderen Hennebergischen Burgen und Schlössern, auch die Osterburg zerstört. Gebäude, Mauern und auch das oberste Stockwerk des Turmes, wahrscheinlich ein Fachwerkaufbau, wurden eingerissen oder angezündet. Die Burg war aber zu diesem Zeitpunkt offensichtlich schon nicht mehr bewohnt.
Henfstädt
Danach wurde die Burg-Ruine mit den umliegenden Wäldern dem Obernitzischen Gut in Henfstädt zugeschlagen, d.h. dessen Besitzer Caspar von Obernitz hat sie als Lehen übertragen bekommen. Er holte für seine Gebäude in Henfstädt das meiste Baumaterial aus der Burgruine Osterburg. Später kam sie mit den Gütern in Henfstädt an die Adels-Familie von Hanstein, die sie über viele Generationen bis Anfang des 20. Jh. (zeitweise mit anderen) in Besitz hatte. Sie leiteten auch erste Maßnahmen zur Sicherung der Ruine ein. Der Turm der Ruine - lt. Güth „ein betrübter Zeuge des Bauernaufruhrs“- bekam im Jahr 1743 ein neues Stockwerk aus Holz (Fachwerk) aufgesetzt. Das wurde veranlasst und finanziert aus eigenen Vermögen vom ehemaligen Coburgischen Kanzlei-Assessor und damaligen Amtmann Wilhelm Reinhardt von Breitenbach, als Mitbesitzer von Henfstädt und der Osterburg. Das darin eingerichtete Zimmer war auch für Besucher zugänglich.
Soweit das Wichtigste zur wechselvollen Geschichte der Osterburg.
Freunde der Osterburg

Sie muss einmal eine feste Burg gewesen sein. Das bekunden die noch vorhandenen Reste der Burg und die günstige Lage. So war sie an der Südseite durch zum Teil steile Abhänge des Berges, auf der Nordseite aber durch eine tiefe Felsenschlucht, als natürlichen Wallgraben, geschützt. Sie war deshalb in Zeiten des Faustrechts ein sicherer Zufluchtsort bei feindlichen Angriffen und ein Hinterhalt für die im Tal vorbeigehende Handelsstraße. Ob die Burg in ihrer Frühzeit auch von Raubrittern bewohnt war ist kaum zu ergründen. Die Henneberger Grafen haben das Raubrittertum stets rigoros bekämpft.
Noch heute ist der viereckige Turm, gebaut aus gehauenen Quadersteinen, gut erhalten und von seiner Warte aus bietet sich ein eindrucksvolles Bild der Umgebung, insbesondere von Themar, dem Werratal, wo sich der Fluss malerisch durch das Wiesental schlängelt und hart am Dorf Henfstädt vorbei fliest. Dem Dorf gegenüber, wie ein Amphitheater, eine schroffe Felswand, ein Prallhang aus Muschelkalk, oben mit Buschholz besetzt, scheint er das Tal abzuschließen. Fluss und Wiesengrund zwängen sich jedoch durch eine Taleinengung, bilden dann eine Krümmung und gehen hinter dem Berg dem Auge verloren.
Wie bei allen anderen Bergfrieden, war der Eingang zum Turm nicht unmittelbar am Boden, sondern fast ein Stockwerk höher angelegt, so dass das Innere nur über eine Leiter oder Treppe erreichbar war. Im Turm führen fünf Treppen mit zusammen ca. 90 Stufen hinauf zur Plattform. Auf dem Turm befindet sich heute eine Überdachung. Der Fachwerkaufsatz mit Zimmer und Umlauf war 1816 abgebrannt, als man ein Freudenfeuer zum Sieg über Napoleon bei Leipzig auf dem Turm entzündet hatte. In der Nähe des Turmes findet man Steintrümmer, die darauf hinweisen, dass der Turm extra mit einer viereckigen Mauer umgeben war. Ein Teil der Außenmauer sind vier vom Zahn der Zeit stark angenagte, überwölbte runde Türme, die einst viel höher waren. Das gewölbte Eingangstor mit Torhaus lag nach Henfstädt zu. Es war u.a. durch eine Zugbrücke geschützt. Innerhalb der Wälle und auch vor der Zugbrücke sollen einst Häuser gestanden haben. Im Südlichen Teil der Anlage ist ein tiefes Loch, das sicherlich das Burgverlies war. Es ist oben mit Quadersteinen aufgemauert, in der Tiefe aber bilden unbehauene Felsen die Wände. Gleich daneben befinden sich die Reste eines verfallenen tiefen Ziehbrunnens und mehrere verfallene Keller. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind von der Erde verschwunden, wie auch der größere Teil der Umfassungsmauer, die jetzt nur noch nach Osten den Burghof abschließt. Der massige Bergfried hingegen ragt noch stolz empor, festgefügt wie für die Ewigkeit.
Umgeben von einem schönen Mischwald bietet heute die Osterburg so recht das Bild einer vom Zauber der Romantik umsponnenen Burgruine.
Henneberger Kloster Veßra



Quellen:
Schultes: „Henneberger Geschichte“, ebenda: „Diplomatische Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg“.
Spangenberg: „Historisch statistische Beschreibung der gefürsteten Grafschaft Henneberg“
Güth: „Polygraphia Meiningensis“
Eigene Recherche: Verschiedene Akten im Archiv Meiningen