Dienstag, 23. Juni 2015

Die Straße über den Wald: Aus der Geschichte der sog. Frauenstraße (Von C.A.)

Unter den Gebirgsübergängen des Thüringer Waldes war im Mittelalter die Straße Ilmenau – Frauenwald – Unterneubrunn oder Frauenwald – Schleusingen über den Einfirst die bedeutendste. Sie verlief von Norden nach Süden und war ein Teil der Verbindung Hamburg – Erfurt – Nürnberg, die bei Neudietendorf die Ost – West-Verbindung Leipzig – Eisenach – Frankfurt schnitt. Frauenstraße bei Maps
Frauenwald heute
Aus dem schon in frühen Zeiten besiedelten Thüringer Becken kommend, erklomm der Urweg an der Stelle, an der später Ilmenau entstand, längs des Kickelhahns die Höhe zum heutigen Gasthaus „Zum Auerhahn“, wandte sich von da südlich zu dem „Marienhäuschen“ am Rennsteig, dann eine Weile gen Westen bis zu dem Punkt, wo das spätere Dörfchen Allzunah gegründet wurde, hinüber zur Kapelle mit einem unbestimmten Alter, dem späteren Frauenkloster „Zu den Frauen auf dem Wald und der noch späteren Ansiedlung Frauenwald.
Eine Wegestunde hinter Frauenwald, wo heute der fünfarmige Wegweiser steht, fand eine Dreiteilung der Straße statt: Geradeaus gings nach Hildburghausen, links ab nach Unterneubrunn, Eisfeld, Nürnberg und rechts ab auf der „Hohen Straße“ über den Einfirst hinunter nach Schleusingen- Meiningen oder aber Ehrenberg- Trostadt nach Königshofen- Würzburg.
Erst später legte man die Straßen von den Bergrücken in die Täler, die um diese Zeit meist noch versumpft waren und vielfach überschwemmt wurden. Man hatte keine Veranlassung, in das nasse und unwegsame Tal hinabzusteigen. Man blieb wie mit allen alten Handels- oder Heerstraßen, möglichst lange auf der trockenen Höhe, hier auf dem Rücken zwischen Nahe und Schleuse.
Die Frauenstraße ging ab 1542 ab Frauenwald nicht mehr nur über den Einfirst, sondern führte einen Kilometer unterhalb Frauenwald auf dem Rücken zwischen dem Querbach und einem Seitental des Fraubachs hinab ins Nahetal, das sie an der Querbachmündung oberhalb des 1406 erstmals erwähnten „Nuwedorff under den frauwen“, nach 1542 aber als "Neundorf under dem newen Wege“ genannte Schleusinger Neundorf erreichte.
Wie die Straßen im 17. Jh. beschaffen waren, lässt sich leicht denken. Vor allem Waldstraßen gaben Anlass zu Beschwerden, führte zu Klagen und Flüchen der Fuhrleute und Fuhrknechte. Zwar hatte die Obrigkeit, um Handel und Verkehr zu fördern, für die Frauenstraße sog.
Vormittags fuhren die Wagen bergauf bis auf die Höhe, nachmittags bergab ins Schleuse- oder Ilmtal. Wenn ein zweirädriger Planwagen stecken blieb oder ein Rad brach, gab es Stau und damit lange unfreiwillige Aufenthalte. Im Winter wurde der Verlauf des Weges durch lange Stangen gekennzeichnet. In Frauenwald (Ersterwähnung 1585), das auf der Höhe und etwa in der Mitte der langen Fahrstrecke lag, fanden Fuhrleute und Reisende Aufnahme im Gasthaus oder einer Herberge. Auch die dortigen Handwerker wie Stellmacher und Schmiede boten ihre Hilfe an. In der Kapelle konnten sie Gott danken, dass sie bis hierher ohne Schaden gekommen waren. Trugen sich doch schon zu Zeiten der Henneberger Grafen, entsprechen einem Bericht im Meininger Archiv, auch „raub, morderei und andere untaten uff dieser straßen zu, so daß graff Wilhelm und seine vorfahren den verbrechern nacheylen und so sie ergriffen auf dem walde an den straßen henken und uf das rad hat legen lassen.“
Ilmenau
Wege-Halter angestellt und auch Anlieger-Ortschaften mit Frondienste zur Instandhaltung bestimmter Wegstrecken verpflichtet, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass die Fahrwege, meist nur bessere Feldwege, in einem üblen Zustand blieben. Da sie sehr schmal waren und oft Hohlwege bildeten, war ein Ausweichen und Überholen unmöglich. So konnte der Verkehr immer nur in einer Richtung erfolgen. Vormittags fuhren die Wagen bergauf bis auf die Höhe, nachmittags bergab ins Schleuse- oder Ilmtal. Wenn ein zweirädriger Planwagen stecken blieb oder ein Rad brach, gab es Stau und damit lange unfreiwillige Aufenthalte. Im Winter wurde der Verlauf des Weges durch lange Stangen gekennzeichnet. In Frauenwald (Ersterwähnung 1585), das auf der Höhe und etwa in der Mitte der langen Fahrstrecke lag, fanden Fuhrleute und Reisende Aufnahme im Gasthaus oder einer Herberge. Auch die dortigen Handwerker wie Stellmacher und Schmiede boten ihre Hilfe an. In der Kapelle konnten sie Gott danken, dass sie bis hierher ohne Schaden gekommen waren. Trugen sich doch schon zu Zeiten der Henneberger Grafen, entsprechen einem Bericht im Meininger Archiv, auch „raub, morderei und andere untaten uff dieser straßen zu, so daß graff Wilhelm und seine vorfahren den verbrechern nacheylen und so sie ergriffen auf dem walde an den straßen henken und uf das rad hat legen lassen.“
Henneberger Residenz Schleusingen
Wie ja bekannt, gingen die Henneberger Grafen auch rigoros gegen das Raubrittertum vor. Vielfach begleiteten bewaffnete Reiter, die jedoch teuer zu stehen kamen, die Kaufleute durch den unsicheren Wald. Andere kauften sich vom Landesherrn Geleitbriefe, um unbehelligt reisen zu können. Aus Akten ist bekannt, dass die Straße besonders im 17. Jh. stark befahren worden sind, auch von den Wagen und Kutschen der Landesherren und Fürsten selbst. So reiste anno 1602 der Herzog Johann Casimir zu Sachsen- Coburg von seiner Residenz Coburg über den Thüringer Wald nach Schloss Reinhardsbrunn, um den Herzog Fr. Wilhelm von Altenburg zu besuchen. Am 26. Juni wurde der Fürst mit seinem Gefolge von 34 Personen und 20 Pferden in Frauenwald von dem Gastwirt Erhard Trenkler fürstlich bewirtet. Für das Abendbrot und den Morgenimbiss kamen allerlei Leckerbissen auf die herzogliche Tafel. Die Rechnung betrug, lt. den Unterlagen 13 Gulden. Für Getränke wurde noch mehr ausgegeben. 123 Maß Wein und 112 Maß Bier wurden in die durstigen Kehlen geschüttet. Dafür mussten dem Gastwirt 25 Gulden, 14 Groschen und 4 Pfennige bezahlt werden. (3 Gulden kostete damals ein Mastschwein). Kauf- und Fuhrleute, die aus den Weinanbaugebieten am Rhein und Main kamen, sorgten dafür, dass die Weinkeller der Gastwirte an der Straße immer wieder aufgefüllt wurden.
Zur Fürstenversammlung in Schleusingen im Jahr 1624, auf der der „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz abgesetzt wurde, benutzten die meisten Landesherren jenseits des Rennsteig die Frauenstraße, um an den Versammlungsort zu kommen. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde die uralte Handelsstraße wieder einmal zur Heerstraße. Verbündete und feindliche Heerhaufen, meist verlottertes Gesindel, zogen mit Mann, Ross und Wagen über den strategisch so wichtigen Pass. Eisernes Klirren, Rattern, Trampeln, Peitschenknall und fremdländische Laute durchhalten den sonst so stillen Wald. Dieses Kriegsvolk hatte meist kein Geld, dafür aber immer einen hungrigen Magen und eine trockene, verstaubte Kehle. Sie sangen:
„Es leben die Soldaten!
Der Bauer gibt den Braten.
Der Gärtner gibt den Most,
das ist Soldatenkost.
Der Bürger muss uns backen,
den Adel muss man zwacken,
sein Knecht ist unser Knecht,
das ist Soldatenrecht.
In Wäldern gehen wir pirschen,
nach all den alten Hirschen
und bringen frank und frei
den Männern das Geweih!

Auch die armen Wälder mussten ihr Letztes hergeben. Um sich vollfressen und -saufen zu können, wurde ohne Scheu geraubt und geplündert. Der fremde Söldner setzte sich ins warme Nest. Sengen und Brennen folgte dem nutzlosen Widerstand. Im Jahr 1631 befand sich der kaiserliche General Altringer, der mit einem Heer von 16 000 Mann den Kaiserlichen Truppen in Sachsen zur Hilfe eilen wollte in Frauenwald. Als er von der Niederlage Tillys auf dem Breitenfeld erfuhr, musste sich Altringer notgedrungen zurückziehen.
Wutentbrannt wollte er die Stadt Schleusingen zur Plünderung und Einäscherung freigeben. Der Sächsische Vogt, Marschall von Herrengosserstedt, konnte das im letzten Augenblick verhindern. Als diese Gefahr vorbei war, kam der geschlagene Tilly mit seinen Truppen über die Frauenstraße hinterher. Er wurde gejagt von Gustav Adolf, der von Erfurt her nachrückte. Ende September 1631, über 3 Tage lang, wälzte sich die gewaltige Heeresmasse von Ilmenau über den Kamm des Thüringer Waldes. Schwere Kanonen, unhandliche Musketen, Zelt- und Vorratswagen waren zu transportieren und dazu waren Vorspanndienste nötig, die die umliegenden Dörfer zu leisten hatten. Es zerbrachen Munitionswagen und schwere Kanonen blieben in Sumpflöcher stecken. Nachts nagelte man Fackeln als Wegbeleuchtung an die Bäume. Bald wehte die blau-goldene Fahne der Schweden in Schleusingen. Mit Trommel- und Pfeifengetöhns wurde der „Löwe aus Mitternacht“ angekündigt. Auf stattlichem Schimmel, mit federgeschmücktem grauen Hut, ritt der König Gustav Adolf von der Frauenstraße kommend in Schleusingen ein. Wie überall wurde er von der evangelischen Bevölkerung freudig begrüßt. In den Kirchen betete man für ihn.
Der Schwedenkönig, in Begleitung des Gothaer Herzogs Ernst, schlug auf der Bertholdsburg für einige Tage sein Hauptquartier auf und empfing zwei Abgesandte von Wallenstein zu geheimen Verhandlungen. Vor seinem Weiterzug nach Franken stellte er Schleusingen einen Schutzbrief aus, der aber so gut wie keinen Wert hatte. 1632 zündeten verwilderte Kroaten unter Isolani auch in Schleusingen verschiedene Häuser an und wüteten in der Unterstadt. In den Jahren 1632 und 1634 war das Gebiet südlich des Thüringer Waldes der Schauplatz schlimmster Kriegsgräuel. Durchzüge, Einquartierungen und Plünderungen saugten das Land und Volk restlos aus. Unmenschliche Quälereien wurden verübt und meist war die Frauenstraße für die Söldnertruppen der Hauptübergang über den Thüringer Wald. Schließlich versuchte man die Straße mit einem Verhau ( „geknicke und gehecke“) unpassierbar zu machen, was aber nur für eine kurze Zeit gelang.
Im Herbst 1632 belagerte der kaiserliche General Wallenstein vergeblich die Veste Coburg. Sein Kriegsplan, den Pass über den Thüringer Wald auf der Frauenstraße zu erzwingen, um sich mit dem Reiterführer General Pappenheim in Thüringen zu vereinen, war dadurch zunichte gemacht. Er bog nach Osten ab um durch die Saalepforte ins kursächsische Gebiet einzufallen. In Eilmärschen folgte das Schwedenheer aus Franken heraus über Königshofen - Schleusingen und die Frauenstraße nach Erfurt. Hier traf Gustav Adolf noch einmal seine Frau, die ihn mit Todesahnungen das Herz schwer machte. Wenige Tage später kam es zur Schlacht bei Lützen (25 km westlich von Leipzig). Hier fiel Gustav Adolf und Bernhard von Sachsen-Weimar übernahm den Befehl über das Heer und besiegte die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein und Pappenheim. Allerdings blieb Bernhard, im Gegensatz zu Gustav Adolf, in späteren Kämpfen nicht immer der Sieger. So flüchtete er schon im Jahr 1634 nach der verlorengegangenen Schlacht bei Nördlingen nach Erfurt. Er kam mit seiner Truppe über Königshofen - Themar, versuchte hier neue Söldner auszuheben und musste Hals über Kopf nach Suhl in die Wälder ausweichen.
Der Kroatengeneral Isolani war ihm auf den Fersen. Nach einer wilden Hetzjagd bis nach Frauenwald entkam Bernhard dann im dichten Oberhofer Wald und benutzte wahrscheinlich nicht die Frauenstraße, sondern den Oberhofer Pass und die dortige Straße nach Erfurt. Aus Wut ließ Isolani Suhl an allen Ecken anzünden. Auf dem Rückmarsch nach Themar brannten die Kroaten die Dörfchen Dreisbach und Keulrod nieder. In Themar kam es zu der verheerenden St. Gallusnacht (16. Oktober). Isolani hielt sich anschließend ein halbes Jahr in Schleusingen auf. Seine zügellosen Horden verübten in der Umgebung furchtbare Grausamkeiten, viele Wohnstätten wurden in Asche gelegt.
Die Frauenstraße
Auf der militärisch so wichtigen und bedeutenden Wald- und Frauenstraße marschierte dann auch der Große Kurfürst im Jahr 1674 mit seinem Heer gegen die Franzosen an den Rhein. Im Mai 1675 brachte er in Eilmärschen seine Soldaten auf demselben Weg über den Thüringer Wald zurück nach Brandenburg. Auf Veranlassung Frankreichs waren dort überraschend die mit ihnen verbündeten Schweden eingefallen. Sie wurden bei Fehrbellin geschlagen und nach Pommern zurück gejagt. Trotz des Sieges bei Fehrbellin musste der Große Kurfürst, der die Rückgewinnung von Pommern im Auge hatte, im Frieden von St. Germain-en-Laye auf Pommern verzichten. Es kam erst 1720 mit dem Frieden zu Stockholm, mit dem Schweden aufhörte eine Großmacht zu sein, zu Brandenburg.
Die Wald- oder Frauenstraße hat vor allem im 17. Jh. große Truppenmassen und berühmte Heerführer gesehen. Aber auch noch im 18. und 19. Jh bis zu den Befreiungskriegen war man auf diese Straße zur Überquerung des Thüringer Waldes mit großen Truppenmassen angewiesen. Es dauerte nicht lange bis auch der Handelsverkehr nach dem langen Krieg wieder richtig in Schwung kam. Bereits im 18. Jh. war Schleusingen ein nicht unbedeutender Verkehrsknotenpunkt mit Posthalterei und täglicher Brief- und Fahrpost in andere Städte.
Frauenwald 19. Jahrhundert
So unterhielt die „Kurfürstlich-Sächsische Post“ um 1749 eine regelmäßige Fahrpost von Erfurt über Ilmenau - Frauenwald - Schleusingen - Hildburghausen - Coburg - Nürnberg.
Die Frauenstraße wurde 1838/39 befestigt (chaussiert) und merklich verkürzt, indem eine direkte Verbindung von Schmiedefeld nach Stützerbach geschaffen wurde. Frauenwald und Allzunah blieben links liegen. Damit hatte die alte Straße von Frauenwald über den Einfürst nach Schleusingen ausgedient und von Schleusingen nach Hinternah und Schleusinger Neundorf – Schmiedefeld über den Rennsteig nach Stützerbach – Ilmenau gab es nun eine Chaussee. Sie wurde in den 1920-er Jahren geteert und firmiert heute als Teil der Bundesstraße 4 (B4).

Quelle: Literarische Veröffentlichungen/Henneberger Heimatblätter

Donnerstag, 4. Juni 2015

Die ehemalige Stammburg der Grafen von Henneberg (von C.A.)

Henneberg! Welch ein historisches Wort. Ursprünglich bezeichnete es einen Berg und ein diesem Berg vorgelagertes Dorf. Dieser Berg krönte einst eine stolze Burg, nach der sich im Mittelalter ein hoch gerühmtes und weit bekanntes Grafengeschlecht nannte: Die Grafen von Henneberg. Diesen Namen tragen in der Region auch eine ganze Reihe von Familien, ebenso Straßen, Gasthäuser, Tagesblätter, Zeitschriften und verschiedene Vereine und Firmen. Der Name der Burg und des Berges wandelte sich über „Heinenberc“ (von Hain) zu Henneberg und auch die Grafenfamilie übernahm diesen Namen.
Von der einst stolzen Henneburg sind heute nur noch Reste, eben eine Ruine übriggeblieben. Mit dieser ehrwürdigen „einsam trauernden Ruine Henneberg“ wie ein Wandersmann sie beschrieb, beschäftigt sich dieser Beitrag. Sie bedeckt trümmerartig die mit Rasen bedeckte Plattform von 120 mal 60 m des ungefähr 10 km von Meiningen und 6 km von Ritschenhausen, auf der Grenze von Franken und Thüringen sich steil erhebenden Henneberges, der mit Laubwald bewachsen, in fast einer Kegelform 527 m hoch über NN und um 130 m das unter ihm liegende Dorf Henneberg überragt. Trotz seines abgeplatteten Gipfels ist der markante Berg weithin sichtbar und beherrscht um Umkreis eine ausgedehnte, von Bergen, Hügeln und Anhöhen angefüllte Landschaft. Seinen Fuß umringt ein unregelmäßig verlaufender Wallgraben, der jedoch größtenteils fast eingeebnet ist.
Der untere, sanft geneigte Bergabhang, ist nicht bewaldet und wird von Bauern für den Feldbau genutzt. Im Bereich der Höhe, die mit Ahorn und Buchen bestanden ist, sind kleinere Gegenstände aus historischer Zeit gefunden worden (Pfeilspitzen, Nägel, Schlüssel, Steinkugel usw.) Eine Besiedlung des Berges ist schon in der Hallstattzeit (bis 5. Jhd. vor Christus) und im 10/11. Jhd. n. Chr. nachweisbar. Archäologisch fassbare Bautätigkeiten im späten 11. und frühen 12. Jh. lassen einen zeitlichen Zusammenhang mit der erstmaligen Erwähnung des Namens „von Henneberg“ in einer Urkunde von 1096 annehmen.
Die massigen und imposanten Überreste zeugen von der Größe der ehemaligen Burganlage und der unterschiedlichen Gestaltung der einzelnen Gebäudeteile. Die die ganze Burg umschließende Ringmauer vermischt sich zum Teil mit den Wohn-, Dienst, und Wirtschaftsgebäuden.
Diese durchschnittlich 10-15 m über dem Untergrund liegende Außenmauer folgt fast ausschließlich dem Bergrande, verläuft dem Baugelände angemessen vorwiegend in gebogenen Linien, und stützt sich meist auf steil abfallende Felswände, die die Haltbarkeit der Mauer und deren Wehrhaftigkeit erhöhen sollte. Angreifende Feinde konnten hier kaum Fuß fassen, wozu auch der Wallgraben mit seiner ursprünglichen Tiefe von 3 bis 4 m und seinen schroffen Böschungen beigetragen haben mag. Der einzige Zugang zur Burg erfolgte durch das ostwärts gelegene Tor, dessen schwere Flügel sich in zwei mächtige Steinangeln bewegten, die heute noch vorhanden sind. Neben dem im Rundbogen gewölbten Tor, durchbrechen rechteckige Schießscharten den Mauergürtel, die zur Verteidigung des Platzes vor der Zugbrücke dienten. Der stattlichen Pforte gegenüber, erhebt sich auf einer kleinen Anhöhe ein ruinenhafter Mauerstumpf, der unstreitig als Überbleibsel von einem Vorwerk, das als Torschutz diente, anzusprechen ist.
Nachdem das Tor durchschritten ist, kommt man zunächst auf einen freien Platz, eingeschlossen von einer nur noch trümmerhaft vorhandenen Quermauer. Dieser vorhofartige Raum wird der „Zwinger“ genannt. In den Dörfern der Umgebung ist er allerdings als „Schillersruhe“ bekannt, weil der jugendliche Dichter, der u.a. „Die Räuber“ geschrieben hat, während seines Aufenthaltes im nahen Bauerbach vom 7.12. 1782 bis 20.7.1783 hier so manche Mußestunde beschaulich verbracht haben soll.
Die einzelnen Gebäudegruppen der Burg mit ihren Räumen und deren damalige Nutzung, lässt sich nur noch teilweise mit Sicherheit feststellen.
Auch die vorhandene Grundrisszeichnung der Burg, muss mit Vorsicht betrachtet werden, weil sie erst 1880/1883 von Regierungsbaumeister Abesser, auf Grund von freigelegten Mauerpartien, die heute wieder mit Erdreich bedeckt sind, angefertigt wurde.
Ein altes Protokoll über die im Jahre 1432 erfolgte Teilung der Burgräume „zu Henneberg offe dem Slosze“, (Henneberger Urkundenbuch VI. S 233) berichtet von der „behusung unter dem sale“. Dieser Saal lag der Toreinfahrt gradlinig gegenüber. Von diesem Saal, dem „Palas“, dem Hauptzimmer des Bergschlosses, steht nur noch die hohe Hinterwand, von zwei Fensteröffnungen durchbrochen. Dieser Saal hatte einen Kamin, mit der die „Kemenate“ beheizt werden konnte. (Kemenate“ = beheizbares Gelass)
Diese teilweise verschüttete Feuerstätte ist noch an der Westwand zu erkennen, aber auch der schornsteinartige Rauchkanal, der als Ruinenteil kantig emporsteigt. Ein runden Turm, der ein Teil der 1,35 m dicken Mantelmauer ist und der den Burghof 5 bis 6 m überragt, ist erhalten geblieben. Seine Außenseite tritt aus dem Mauerrings deutlich hervor, er diente ursprünglich als Wachturm, von dem aus man weit ins Land schauen konnte. Der auf dem Grundriss als „Speisegewölbe“ bezeichneten Raum wird in dem o.g. Teilungsbericht von 1432 „die kuche und die alte stube“ genannt. In der ehemaligen Küche hatte man im Bereich der Burg gefundene altertümliche Gegenstände aufbewahrt, sie wurden bei einem Einbruch gestohlen, obwohl der Eingang vergittert war.
Die Burgkapelle war der heiligen Katharina geweiht. Sie war ein saalartiges Geschoss mit einer Balkendecke, das mit Ausnahme des Chores, von dem man nur noch den achteckigen Sockel aus dem Rasen hervorragen sieht, in ein Gebäude hinein gebaut worden. Drei Reste einer Bogenstellung, die in unmittelbarer Nähe in einer Linie hintereinander stehen, sind als oberer Teil von Pfeilern anzusprechen, die ursprünglich eine Wand zu tragen hatten, die 1878 bei einem Sturm eingestürzt und zertrümmert worden ist. Viele der Steine wurden nach Henneberg geschafft, wo sie beim Erweiterungsbau der oberen Schule 1880/81 – wahrscheinlich auch beim privaten Häuserbau - eingesetzt wurden.
Das rechts und östlich vom Palas bis zum Tor ausladende Burgrevier bestand aus dem Hofstaat, aus den Stallungen und Knechtstuben, sowie aus den Scheunen. Auf der Hofstätte war auch der heute noch vorhandene Ziehbrunnen. Wo Keller und Backofen waren, ist dagegen nur noch durch Bodenvertiefungen zu erkennen.
Jedem Besucher wird vor allem das Turmmassiv im Burghof ins Auge fallen. Es ist der sogenannte Bergfried, der Kernpunkt und Hauptteil einer jeder Ritterburg war, und der heute noch eine stattliche Höhe von fast 15 m aufweist. Das Untergeschoß des mächtigen Bergfrieds ist romanischen Ursprungs und deutet auf einen weitgehenden Umbau der Befestigungsanlage im 12./13. Jh. hin. Der kolossale Rundbau besteht aus mächtigen Quadern und war vormals noch mit zwei Geschossen aus Holzfachwerk erhöht, die jedoch im Bauernkrieg (1525) der rücksichtslosen Zerstörung anheim fielen. 1797 ließ Herzog Georg I. von Sachsen- Meiningen eine türartige Öffnung zur ebenen Erde in das massive Steingefüge brechen, um einen Zugang in sein Inneres zu schaffen, denn der ursprüngliche Zugang befand sich hoch oben am Bergfried. Der Innenraum des Turmes hatte einen Durchmesser von 6,92 m. Im Turm befand sich auch das sog. Burgverlies, das mit einem Kuppelgewölbe nach oben abgeschlossen war und in dem sich das Einsteigloch befand. Die Außenwand hat außerdem ein Lichtloch, das oft irrtümlich als Schießscharte angesehen wird.
Der Bergfried diente als letzter Zufluchtsort, wenn die Burg verloren ging. Sein Eingang im oberen Stock wurde durch eine Leiter oder eine lose Holztreppe ermöglicht, die dann nachgezogen wurde. Herzog Georg I. ließ ihn durch eine eiserne Wendeltreppe besteigbar machen. Bei einer Besichtigung sollte man auch die steinernen Burgreste von außen besichtigen, um die Mächtigkeit der altersgrauen Mauer auf sich wirken zu lassen. Geradezu bewundernswert ist die ungemeine Festigkeit des beim Bau der Burg verwendeten Mauerkalks, der sich steinhart, fast wie der heutige Beton, ausnimmt.
Über die Zeit der Entstehung der Burg auf dem Henneberg schweigt sich die Geschichte aus. Nach Spangenberg soll sie „ungefehr umb das Jahr Christi 455“, ja lt. Notiz des Meininger Chronisten S. Gueth schon im Jahr 438 erbaut worden sein, was natürlich ins Reich der wuchernden Fabeln gehört, wie auch die unverbürgte Erzählung, dass ein reicher, edler Römer aus Italien kommend im heutigen Unterfranken festen Fuß gefasst habe und als eigentlicher Gründer der Burg in Betracht komme. Es gibt einige Legenden um die Henneburg.
Im Jahr 1037 tritt uns zum ersten Mal ein „Graf von Henninberc“ entgegen, und zwar Poppo I., der jedoch in der Schlacht bei Mellrichstadt 1078 fiel, als er für die Sache des Kaisers Heinrich IV. gegen Rudolf von Schwaben kämpfte. Allgemein wird er als Stammvater der Henneberger Grafenlinie angesehen.
Als einer der Beherrscher des ausgedehnten Grabfeldgebietes wird er den Bau einer festen Burg auf dem Henneberg für ratsam gehalten haben, weil sie die hier vorbeiführende Heerstraße von Würzburg nach Meiningen beherrschte. Meiningen gehörte zu dieser Zeit noch dem Bistum Würzburg, mit dem die Henneberger 20 Jahre lang eine Fehde austrugen.

Als Residenz gewann die Henneburg offenbar unter Graf Poppo VII. (1190. 1242) an Bedeutung und sie erlebte in der 1. Hälfte des 13. Jhd. ihre Glanzzeit. Die Burg blieb trotz der Verlegung des


hennebergischen Machtschwerpunktes an die untere Schleuse (Gründung des Kloster Veßra und Ausbau Schleusingens mit der Bertholdsburg als Residenz) und zunehmender Randlage, zumindest zeitweise Wohnsitz der Grafen. Sie hatte nunmehr vor allem militärische Aufgaben zu erfüllen, wurde später auch Verwaltungsmittelpunkt der Burgvogtei und des nachfolgenden Amtes Henneberg
Das schon erwähnte Übereinkommen von 1432 zur Teilung des Schlosses in jeweils zwei Wirtschaftsgebilde geschah offensichtlich nachdem die Grafen von Henneberg (nach 1274) die Burg verlassen, sie nicht mehr als ständiger Wohnsitz nutzten, sie andere Residenzen bezogen hatten und meist in Schleusingen, Römhild, Schmalkalden und Untermaßfeld Hof hielten. Die Burg stand nunmehr unter der Verwaltung tatkräftiger Burgmannen, die ihr "Wehr- und Schirm" angedeihen lassen sollten. Als Lehnsritter auf der Burg wurden unter anderem genannt: ein von Truchseß, von Ostheim, von Bibra, von der Kehr.
Im Bauernkrieg wurde die Henneburg, deren militärische Bedeutung weiter abgenommen hatte, am 13. Mai 1525 vom Bildhäuser Bauernhaufen kampflos eingenommen. Sie ging am 20. Mai 1525 in Flammen auf, ein Schicksal, das in der Grafschaft 166 Fürsten- und Rittersitze traf. Die Burg wurde später offenbar nur teilweise wieder hergerichtet.
Nach dem Tod des letzten Schleusinger Grafen Georg Ernst 1583, der sich zum Sterben nach Henneberg begeben haben soll, setzte sich der Verfall der Burg fort, so dass sie spätestens seit dem 30-jährigen Krieg unbewohnt war. Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen (1782-1803) widmete der Ruine etwas mehr Aufmerksamkeit, aber auch er ließ nur wenige Sicherungs- und Sanierungsarbeiten durchführen.
Durch ihre Lage im DDR-Grenzgebiet fast ein halbes Jahrhundert gesperrt, ist die Henneburg erst seit 1989 wieder öffentlich zugänglich. Archäologische Grabungen sollen genauere Aufschlüsse zur Baugeschichte ergeben und die Untersuchungen Friedrich Tenners aus den 1930-er Jahren ergänzen.









Quelle: Henneberger Heimatblätter. Auf den Spuren der Henneberger, T. Witter, G. Wölfing 1996